G20 Konjunkturprogramme müssen Natur- und Klimaschutzlösungen voranstellen
Studie belegt zentrale Rolle naturbasierter Lösungen zur Bewältigung von Biodiversitätskrise, Klimawandel und Pandemien.
Im Vorfeld des G20-Gipfels am 21./22. November unter Leitung Saudi-Arabiens unterstreicht eine neue Studie die zentrale Rolle von ’naturbasierten Lösungen‘ (sog. Nature-based Solutions) bei der Bewältigung der Biodiversitäts- und Klimakrise und der Vermeidung zukünftiger Pandemien. Dort heißt es, naturbasierte Lösungen müssten zentraler Bestandteil der G20 Konjunkturprogramme sein. Dazu zählen vor allem Schutz und Wiederherstellung von Tropenwäldern und Küstenökosystemen. Die heute von der globalen Stiftungsplattform F20, der Wyss Campaign for Nature aus den USA und der chinesischen SEE Stiftung veröffentlichte Studie wurde von einem Expertenteam unter Leitung von Charles Barber des World Resources Institute erstellt.
Die Stiftungen fordern die G20-Staaten auf, ‚Nature-based Solutions‘ als Kernelement in ihre Konjunkturpakete zu integrieren. Nur so seien die als eines der Hauptziele des Gipfels festgelegten ‚gemeinsamen Fortschritte zur Bewahrung des Planeten‘ zu erzielen. „Wir erwarten von den G20, dass sie die eng miteinander verwobenen Krisen des Verlusts der biologischen Vielfalt, des Klimawandels und globaler Pandemien gemeinsam adressieren. Sonst könnten die Corona bedingten Konjunkturprogramme sogar problemverschärfend wirken, indem sie weiter auf Investitionen setzen, die nachweislich die Umwelt zerstören und Gesellschaften anfällig für Pandemien machen. Das Konzept der ‚Nature-based Solutions‘ kann dafür ein guter Ansatz sein“, sagte Stefan Schurig, Generalsekretär F20, im Namen der drei Stiftungen.
Ein kürzlich veröffentlichter Bericht von ‚Vivid Economics‘ und ‚Financing for Biodiversity‘ hat auf gravierende Mängel bei den gegenwärtigen Konjunkturprogrammen der G20 hingewiesen. Auch wenn insbesondere das deutsche und europäische Programm im Vergleich mit den meisten anderen G20 Staaten wesentlich besser abschneiden, sind insgesamt 195 Milliarden natur- und klimaschädliche Investitionen geplant. So kommt der Bericht zu dem Schluss, dass die bisherigen Konjunkturpakete zu weiteren irreversiblen Schäden für Natur und Klima und zum Ausbruch neuer Pandemien führen werden.
Um diesem Trend wirksam entgegen zu wirken, müssen sich die G20 auf gemeinsame Maßnahmen zur Bewältigung der drei eng miteinander verbundenen Krisen einigen. Dazu gehört, dass die G20
- die von den Vereinten Nationen bereits getroffenen Beschlüsse zum Schutz und zur Wiederherstellung der kohlenstoffreichsten und biodiversitätsreichsten Lebensräume umsetzen. Nur so lassen sich die ehrgeizigen Klimaschutzziele von Paris erreichen, die Verabschiedung einer wirksamen neuen Biodiversitätsstrategie der Vereinten Nationen sicherstellen und das Risiko künftiger Pandemien verringern
- die Klimarahmenkonvention (UNFCCC) und das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) auffordern, beim künftigen Einsatz von „Nature-based Solutions“ eng zusammenzuarbeiten. Dies insbesondere im Hinblick auf die Annahme und Skalierung von „Nature-based Solutions“ als Mehrzwecklösung für den Klimaschutz und Klimaanpassung sowie den Schutz und die nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt.
Zitat F20: „Maßnahmen gegen den Klimawandel müssen explizit den Schutz biologischer Vielfalt berücksichtigen. Dazu braucht es politischen Willen, um finanzielle und technische Ressourcen zu mobilisieren. Dies stünde auch im Einklang mit dem von der Europäischen Union vorgeschlagenen Green Deal sowie mit den Prioritäten, die Saudi-Arabien für den G20 Gipfel vorgegeben hatten. Das Ergebnis der Wahlen in den USA öffnet ein neues Fenster für Multilateralismus und für die Suche nach gemeinsamen Antworten auf globale Herausforderungen“, sagte Stefan Schurig, Generalsekretär Stiftungsplattform F20.
Zitat SEE-Stiftung: „Die Klima- und Biodiversitätskrise sind eng miteinander verflochten – und sie können nicht isoliert von der Pandemie gesehen werden. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie sind schwerwiegend. Konjunkturpakete sind daher unverzichtbar – aber sie müssen auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz basieren und Maßnahmen zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit unserer Gesellschaften und zur Vermeidung künftiger Pandemien beinhalten“, sagte Prof. Li (Aster) Zhang, Generalsekretär of SEE Foundation.
Zitat Wyss Campaign for Nature: „Dieser neue Bericht zeigt konkret, wie ‚Nature-based Solutions‘ zu einem dreifachen Gewinn für unseren Planeten werden können: Bewahrung der biologischen Vielfalt, Schutz unseres Klimas und Verhinderung künftiger Pandemien. Nun muss eine Vereinbarung auf der COP15 der Biodiversitätskonvention folgen, bis 2030 mindestens 30 Prozent der Land- und Meeresflächen unseres Planeten wirksam zu schützen und ein konkretes und ehrgeiziges Renaturierungsziel festzulegen“, sagte Georg Schwede, Europachef der Campaign for Nature.
Quellen:
- Studie „The Nexus Report – Nature Based Solutions to the Biodiversity and Climate Crisis“
- Bericht ‚Greenness of Stimulus Index‘ von Vivid Economics und Financing for Biodiversity
- Hintergrund: Aktuelle Studie von UNEP-WCMC: Strengthening Synergies: How action to achieve post-2020 global biodiversity conservation targets can contribute to mitigating climate change