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RedAndr | CC-BY-SA-4.0 | Golfstrom

© RedAndr | CC-BY-SA-4.0 | Golfstrom

Golfstrom: Europas Heizung hat ein Problem

Warme Meeresströmung schwächt sich ab

Der Golfstrom schwächelt. Schon in der Schule lernen wir, dass die warme Meeresströmung unermüdlich warmes Wasser in die Nordsee und bis vor die Nordküste Skandinaviens pumpt und damit das Klima in Nordwest- und Nordeuropa deutlich angenehmer macht. Überall sonst auf dem Planeten ist es so hoch im Norden bzw. tief im Süden wesentlich unwirtlicher.

In den letzten Jahren mehren sich allerdings Meldungen, dass Europas Standheizung an Kraft verliert. Jüngstes Beispiel ist eine soeben im Fachblatt Nature Communications erschienene Untersuchung US-amerikanischer Wissenschaftler, die eine Abschwächung des sogenannten Florida-Stroms festgestellt haben.

Seit 1982 liegen direkte Messungen der Strömung zwischen der Küste Floridas und den Bahamas vor. Darüber hinaus kann sie mit Hilfe von Ozeanmodellen und den an der Küste genommenen Pegelständen bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zurück rekonstruiert werden. Das Ergebnis: Der Florida-Strom hat im 20. Jahrhundert vermutlich kontinuierlich nachgelassen. Auf jeden Fall war er in dieser Zeit nie so schwach wie in den letzten beiden Dekaden.

Der Florida-Strom ist der Zubringer des Golfstroms. Zusammen bilden sie die größere Nordatlantische Umwälzströmung (Atlantic Meridional Overturning Circulation, AMOC), die durch zwei Mechanismen angetrieben wird. Zum einen drückt das sich im Südwesten in der Karibik und vor den Küsten Floridas erwärmende Meereswasser im Zusammenspiel aus thermischer Ausdehnung und Schwerkraft nach Norden. Das warme Wasser wölbt die Meeresoberfläche auf und die Schwerkraft sorgt für den Ausgleich.

© NASA-GISS | Regionale Temperaturveränderungen. Das letzte Jahrzehnt im Vergleich zum Zeitraum 1951 bis 1980. Auf der Nordhalbkugel wurde es nur südlich von Grönland kühler, weil dort offenbar weniger warmes Wasser aus dem Südwesten ankommt.

Zum anderen bleibt, wenn sich im hohen Norden auf dem Wasser Eis bildet, das Salz im Wasser zurück. Dadurch steigt der Salzgehalt, wodurch die Wasserdichte zunimmt und einzelne Wasserpakete schwerer als das umgebende Wasser werden. Das Ergebnis: Sie sinken und bilden in tieferen Schichten des Ozeans eine nach Süden zurückführende Strömung. Zusammen mit anderen Meeresströmungen sind sie Teil eines den Globus umspannenden Systems, wobei die AMOC als einer der Motoren gilt.

Schon seit ein paar Jahren wird beobachtet, dass sich die Region südlich von Grönland und Island abkühlt. (Siehe Grafik.) Für Klimaforscher ist das ein untrügliches Zeichen für die Abschwächung der AMOC, das heißt, des Golfstroms, der den nördlichen Zweig der AMOC bildet. Diese Schlussfolgerung liegt umso näher, als diese tatsächlich die einzige auf der ganzen Nordhemisphäre ist, in der es in den vergangenen zehn Jahren kühler geworden ist.

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „TELEPOLIS“ (Wolfgang Pomrehn) 2020 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung von Wolfgang Pomrehn 2020 weiterverbreitet werden! 

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