Klimakapriolen: Auf El Niño folgt La Niña
Die kalte Schwester des Klimaphänomens El Niño wird in diesem Herbst und Winter weltweit mit einer hohen Wahrscheinlichkeit das Klima durcheinanderwirbeln. Nach Überschwemmungen drohen nun Dürren, nach großer Trockenheit wiederum Überschwemmungen.
Nach dem besonders heftigen El Niño im vergangenen Jahr rechnen Meteorologen nun auch noch mit dem Eintreten des Klimaphänomens La Niña, das die betroffenen Länder mit gegenteilig wirkenden Wetterextremen treffen könnte. Der große Bruder El Niño, spanisch für das Christuskind, verändert die Meeresströme und das Klima, sodass sich östliche Teile des Pazifiks erwärmen und der Westpazifik abkühlt. Dadurch kommt es unter anderem im nordöstlichen Australien, Südostasien und Ostafrika zu Starkregen, in Süd- und Nordamerika sowie Südafrika dagegen zu Dürrezeiten. Gerade weil die betroffenen Regionen zuvor genau den gegenteiligen Klimaveränderungen ausgesetzt waren, können die eigentlich schwächeren Auswirkungen von La Niña besonders schlimme Folgen haben.
Laut den Wissenschaftlern der amerikanischen Ozean- und Atmosphärenbehörde NOAA beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass es in diesem Herbst und Winter zu La Niña kommt, etwa 75 Prozent. Erste Vorzeichen wie auffällige Veränderungen der Wassertemperaturen seien bereits gemessen worden. Im südlichen Afrika drohen in den kommenden Monaten daher überdurchschnittliche Niederschläge. Auch einige südamerikanische Länder, die unter dem vorangegangenen El Niño bereits stark gelitten haben, müssen sich nun auf Überschwemmungen einstellen.
Landwirtschaftlich nutzbare Flächen gehen weltweit zurück
Die beiden Klimaphänomene könnten weltweit über 100 Millionen Menschen betreffen, schätzt die UN. Über 60 Millionen Menschen seien demnach von Lebensmittelunsicherheit und Hunger betroffen, allein 40 Millionen davon in Süd- und Ostafrika. Vielerorts sind es starke Dürren, die ganze Ernten vernichten und Menschen sowie Tiere mit dem Hungertod bedrohen. So verzeichnete Äthiopien bereits mehrere Trockenperioden, als das bitterarme Land auch noch von dem besonders starken El Niño heimgesucht wurde. Zehn Millionen Menschen drohen dort zu verhungern – das ist etwa jeder zehnte Einwohner.
Während die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen weltweit zurückgehen, nimmt die Weltbevölkerung aber rasant zu. Dadurch sinkt die pro Kopf verfügbare Ackerfläche: 1970 betrug sie noch 0,38 Hektor, im Jahr 2050 werden es schätzungsweise nur noch 0,15 Hektar sein. Davon sind wieder einmal besonders jene Menschen betroffen, die historisch am wenigsten zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Auch wenn sich die Klimaforscher darüber uneinig sind, inwiefern die globale Erderwärmung und der Klimawandel mit dem besonders starken El Niño verknüpft sind, so tragen diese Effekte auf jeden Fall nicht zu einer Entspannung der Situation bei.