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Fotodienst/Dr. Wilfried Seywald | Arabica-Kaffeekirschen vor der Ernte - Uganda ist der größte Kaffee-Exporteur Afrikas und die Nummer sieben auf dem Weltmarkt. Eine halbe Mio. Kleinbauern und ihre Familien leben vom Kaffee-Anbau.

© Fotodienst/Dr. Wilfried Seywald | Arabica-Kaffeekirschen vor der Ernte – Uganda ist der größte Kaffee-Exporteur Afrikas und die Nummer sieben auf dem Weltmarkt. Eine halbe Mio. Kleinbauern und ihre Familien leben vom Kaffee-Anbau.

Klimawandel beeinträchtigt Afrikas Kaffeeplantagen

Kürzlich hat der Vize-Chef der Uganda Coffee Development Authority, Deus Mutabataina, die Meteorologen des ostafrikanischen Landes scharf kritisiert, sie würden ständig falsche Wetterprognosen liefern und damit die ganze Kaffee-Ernte in Gefahr bringen.

Sie sollten lieber bessere Vorhersagen treffen, um den Kaffeebauern die Arbeit zu erleichtern, forderte Mutabataina, und nicht Regen zum falschen Zeitpunkt oder in falscher Intensität ankündigen. Oft regne es zu früh, dann wieder so stark, dass die Kaffeesetzlinge verloren gingen, wetterte Mutabataina auf einer Messe im westugandischen Mbarara.

Seit dem erstmaligen Rückgang der Produktionszahlen 2016 liegen die Nerven der Kaffeefunktionäre in Südwestuganda blank. Denn die Plantagen sind schon wieder mit Schädlingen, Pilzbefall und anderen Krankheiten konfrontiert. Zwar bietet die UCDA den Bauern mittlerweile kostenfrei resistentere Sorten von Setzlingen und Schulungen an, während die Regierung alte Farmen rehabilitiert und Pestizide erlaubt. Der Streit ums Wetter ist letztlich aber eine Folge des Klimawandels, der nicht nur die Gletscher, Wasserversorgung, Tier- und Pflanzenwelt, sondern inzwischen auch die Agrarproduktion beeinträchtigt.

Uganda Top-Kaffeeproduzent Afrikas

Noch ist alles eitel Wonne. Uganda ist Afrikas größter Kaffee-Exporteur und die Nummer sieben weltweit (2,5 Prozent der Weltproduktion). Mit einer Jahresproduktion von rund 4,5 Mio. Sack oder 270.000 Tonnen liegt das Land noch vor Äthiopien, aber doch hinter großen Kaffeeländern wie Brasilien, Vietnam, Kolumbien oder Indonesien. Obwohl Uganda als frühere britische Kolonie ein traditionelles Tee-Anbaugebiet ist, liefert der Kaffee bis zu 25 Prozent der Exporterlöse. 500.000 Kleinbauern und vier Mio. Menschen leben direkt vom Kaffee-Anbau – geröstet und verarbeitet bringt er den Menschen bis zu 6.000 Uganda-Shillings (zwei Dollar pro Kilogramm), während die Teepreise bei max. 30 bis 60 Cent dümpeln.

Auch wenn der Kaffee-Anbau nahezu im ganzen Land möglich ist, konzentriert sich die Produktion der hochwertigeren Arabica-Sorten auf die Hügellandschaften im Nordosten entlang der kenianischen Grenze, rund um Bugisu und den Mount Elgon, und im Westen auf die Umgebung des Ruwenzori-Gebirges und die Region Bwindi. Die resistenteren Robusta-Sorten werden flächendeckend angebaut und machen 80 Prozent der Kaffeeproduktion aus. Uganda ist damit auch eines der wichtigsten Anbauländer für Robusta-Kaffee. Ein Problem stellen allerdings nach wie vor die fehlenden Transportwege zu den Häfen Mombasa in Kenia oder Daressalam in Tansania dar.

Förderprogramme zur Produktionssteigerung

Der wachsenden globalen Nachfrage nach Kaffee begegnet Uganda mit laufenden Förderprogrammen, um die Produktion und die Erlöse zu steigern. Weitere Anbauflächen sollen erschlossen, bis zu 200 Mio. neue Sträucher gepflanzt werden. Der Kaffee-Offensive stehen aber zahlreiche Hemmnisse im Wege, so sind etwa die Folgen eines Pilzbefalls vor fast 20 Jahren noch immer nicht ganz überwunden. Knapp die Hälfte der Robusta-Sträucher waren damals von der Welke-Krankheit befallen. Die alten und kranken Pflanzen werden zwar nach und nach durch ertragreichere ersetzt. Aber auch die Anbaumethoden sind nicht mehr auf dem neuesten Stand, hinzu kommen die Auswirkungen des Klimawandels.

Steigende Temperaturen, veränderte Niederschlagsmuster, Wetterkapriolen, längere Trockenzeiten und kürzere, umso intensivere Regenzeiten mit Überschwemmungen sind ebenso schädlich für den Kaffee-Anbau wie Parasiten und Krankheiten, die dadurch noch zunehmen. Wenn Blütenbildung und Erneerträge abnehmen, die Qualität und Größe der Bohnen leidet, sinken Preise und Erlöse. Hinzu kommt, dass immer weniger junge Menschen auf dem Feld arbeiten wollen. Sie gehen lieber in die Städte, wo sie zum Beispiel mit Motorradtaxis rascher Geld verdienen können. Für den Kaffee-Anbau braucht es Geduld, da erst drei Jahre nach dem Anpflanzen eines Strauches geerntet werden kann.

Temperaturanstieg fördert Krankheiten

Dass die steigenden Temperaturen einen idealen Nährboden für Kaffeeparasiten und Krankheiten darstellen, hat sich auch schon bei Malaria gezeigt, die bereits das Hochland erreicht hat. Sollten die Temperaturen wie befürchtet um mehr als zwei Grad Celsius steigen, könnte die Produktion von Robusta-Kaffee nur noch in den kühleren Hochlandgebieten möglich sein. Der Kaffeerost etwa, der lange Zeit nur die Kaffeepflanzen befiel, die unterhalb 1.400 Meter angepflanzt worden waren, ist inzwischen auch in 1.800 Meter Seehöhe anzutreffen. Auch die Kaffeebohnenkrankheit, die dem Arabica-Kaffee zusetzt, ist inzwischen oberhalb 1.800 Meter anzutreffen. Zuvor hatte sie sich auf Höhen unterhalb 1.600 Meter beschränkt.

Ugandas Meteorogen haben sich die Kopfwäsche der Kaffeebauern wohl gefallen lassen. Dass die Wetterfrösche von der staatlichen Meteorologie-Abteilung aber künftig bessere Prognosen liefern werden, glaubt inzwischen niemand mehr. Vor allem im Hügel- und Bergland ist die Wetterentwicklung zunehmend schwerer prognostizierbar, Regen und Trockenzeit nicht mehr so einfach vorhersehbar. Die Kaffeebauern müssen sich auf die neuen Umweltbedingungen einstellen, mit robusteren Kaffeesorten und noch mehr Arbeitseinsatz auf ihren Plantagen.

Quelle

pressetext.redaktion | Dr. Wilfried Seywald 2016

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