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Metropole im Klimawandel: Berlin treibt Anpassung voran

Rekordregen und nie dagewesene Hitzewellen – Berlin wird, wie viele Metropolen, absehbar von den Folgen des weltweiten Klimawandels getroffen.

Im Auftrag des Senats hat deshalb ein vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) geleitetes Konsortium ein Konzept zur Anpassung an die Klimafolgen entwickelt, das heute vorgestellt wird. Es ist Teil einer Gesamtstrategie, zu der auch die Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen zählt, mit dem Ziel der Klimaneutralität 2050. Wenn die Erwärmung erfolgreich begrenzt wird, lassen sich die größten Risiken verhindern, aber Folgen wie etwa eine Zunahme von Extremwettern sind bereits unvermeidlich.

„Der Hitzesommer von 2003, der europaweit Tausende von Toten gefordert hat, war nach bisherigen Maßstäben außergewöhnlich warm – um 2050 herum wird es wahrscheinlich ein normaler Sommer sein, und um 2100 würden wir einen Sommer wie den von 2003 als besonders kühlen Sommer empfinden“, sagt der Projektleiter Fritz Reusswig vom PIK. „Auch in Berlin starben in der jüngeren Vergangenheit pro Jahr rund 1.400 Menschen zusätzlich an Hitze – zum Vergleich: im Verkehr kamen pro Jahr weniger als 70 Einwohner ums Leben.“ Die Experten haben untersucht, in welchen Bereichen Berlin durch die wahrscheinlichen Klimaänderungen besonders verwundbar ist. Ziel ist, Schäden für Gesundheit und Vermögen der Stadtbewohner ebenso wie für die Infrastruktur, etwa Verkehrssystem und Energieversorgung, zu minimieren.

Trinkbrunnen und Trafo-Check: 86 Maßnahmen für „die wachsende Stadt“

So empfehlen die Experten, etwa die Rettungsdienste auszubauen und für Kindergärten, Altenheime, Krankenhäuser ein Frühwarnsystem für Hitzewellen zu etablieren. Im öffentlichen Raum müssten mehr Trinkbrunnen bereit gestellt werden, um der Dehydrierung vorzubeugen. Weil Grünflächen kühlen, sollten diese ertüchtigt werden, ebenso ist die Dachbegrünung auszubauen. Für Starkregen soll das Abwassersystem verändert werden – insbesondere soll mehr Regen dezentral versickern können, die Experten sprechen hier von der „Schwammstadt“. Weil bei mehr als 35 Grad Hitze manche Trafo-Stationen ausfallen können, muss die Berliner Energieversorgung in den „Klima-Check“. Die Unternehmen der Hauptstadt sollten in den Wärmeschutz ihrer Gebäude investieren, passive Kühlung wird auch im Wohnbereich auszubauen sein. Im Straßenbau müssen dauerhaft hitzeresistente Beläge eingesetzt werden. In geringerem Maße ergeben sich auch Chancen für Berlin – etwa beim Tourismus, und weil harte Winter seltener werden, so die Experten. Insgesamt 86 Maßnahmen listet das Anpassungskonzept auf.

Anpassung oder Vermeidung, was hat Priorität? Beides!

Das Konsortium für das Konzept zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels umfasst neben dem PIK auch die Planungsbüros bgmr Landschaftsarchitekten GmbH, Luftbild—Planung—Umwelt (LUP) GmbH, das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) sowie die L.I.S.T. GmbH.

„Anpassung oder Vermeidung, was hat Priorität im Angesicht der Risiken des Klimawandels? Die unzweideutige Antwort lautet: Beides“, sagt Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des PIK. „Deshalb ist es gut, dass auch Berlin beides tut. Wir freuen uns, dass dies auf dem festen Boden der Wissenschaft geschieht. Auch ein klimaneutrales Berlin wird sich an den Klimawandel anpassen müssen. Zuviel CO2 haben wir bereits in der Atmosphäre deponiert, zu viele Jahrhunderte bleibt es dort wirksam. Unser Erdsystem reagiert hierauf langsam, aber unerbittlich.“

Quelle

Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) 2016

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