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© BUND | Über 99 Prozent der gesammelten Verpackungen waren Einwegverpackungen.

Müllsammelaktion: Einwegverpackungen vermüllen unsere Natur

BUND findet Müll vieler bekannter Marken – BUND analysiert über 2500 Müllteile: die Hälfte davon ist aus Plastik  – Mehrweg muss neues Normal werden – auch in Fastfood-Restaurants – Deutschland und die EU müssen ambitionierte Verpackungsgesetze verabschieden.

Aus was besteht der Müll, der in der Natur, in Flüssen, am Straßenrand oder in den Meeren herumtreibt und woher kommt er? Hunderte Ehren- und Hauptamtliche des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), des BUND-Meeresschutzbüros und der BUNDjugend haben in vielen Müllsammelaktionen über zwei Jahre hinweg tausende Müll-Teile aufgesammelt. Bei 13 Aktionen in sieben Städten sowie an Strand und Flussufer wurden hunderte Müllsäcke gefüllt. Davon wurden 2500 einzelne Müllteile vom BUND analysiert. Die Ergebnisse dieser Momentaufnahme sind eindeutig: Alle eingesammelten Verpackungen aus den Stichproben sind Einwegmüll. Die Hälfte des Mülls ist aus Plastik. Die andere Hälfte der gefundenen Einweg-Verpackungen sind aus Metall, Glas, Papier oder Verbundstoffen. Letzte sind, auch wenn sie häufig so beworben werden, keineswegs nachhaltig oder ökologisch.

Janine Korduan, BUND-Expertin für Kreislaufwirtschaft: „Deutschland ist mit 237 Kilogramm auf Platz zwei in Punkto Verpackungsmüll in der EU, nur Irland verursacht noch mehr Müll. Das EU-Mittel lag 2021 bei knapp 189 Kilogramm. Seit 2005 ist die Pro-Kopf-Menge an Verpackungsmüll in Deutschland um 26 Prozent gestiegen. Einwegverpackungen vermüllen unsere Natur und treiben die Ressourcen- und Klimakrise an. Mehrwegverpackungen sind dagegen eine echte nachhaltige Lösung, weniger als ein Prozent landete laut unserer Untersuchung in der Umwelt. Wir wissen, dass unsere Auswertung eine Momentaufnahme ist, aber es führt kein Weg mehr an Mehrwegprodukten vorbei. Dieses Angebot muss von den Händlern in allen Bereichen ausgeweitet werden. Selbst für den Imbiss auf der Straße muss gelten: keine Einwegverpackungen mehr.“

Die Hälfte der vom BUND gesammelten Teile sind sogenannte To-Go-Verpackungen wie Becher, Schalen, Besteck, Eis, Getränkeverpackungen und Snacktüten. Weitere Funde sind Lebensmittelverpackungen (17 Prozent) und Süßigkeitenverpackungen (15 Prozent), Hygiene- und Kosmetikartikel sowie Tüten. Es wurde Müll vieler bekannter Hersteller und Händler gefunden. Die meisten Produktverpackungen stammten von Ferrero, Burger King, August Storck, Kaufland und Lidl, Unilever, Durstlöscher, Coca-Cola, Capri Sun sowie von Haribo, Mars und Vivil. Auch McDonalds, Nestlé, Mondelez, Danone, Bahlsen, Red Bull, dm, Rossmann, Edeka, Rewe, Netto und Aldi wurden identifiziert.

Korduan: „Einweg-Verpackungen bekannter Marken, Hersteller und Händler landen nachweislich in der Natur. Bestenfalls füllen sie öffentliche Mülleimer, deren Inhalte verbrannt werden. Das ist Ressourcenverschwendung und verschärft die Klimakrise. Händler und Hersteller, die jedes Jahr Milliarden-Umsätze machen, müssen endlich in die Pflicht genommen werden und Mehrweg zum neuen Normal machen. Für Verbraucher*innen soll es einfach, schnell und günstig sein, Mehrweg zu nutzen.“

Damit Mehrweg flächendeckend eingeführt wird, ist der Gesetzgeber gefragt. Mit Blick auf die EU-Verpackungsverordnung* und auf das deutsche Verpackungsgesetz zeigt sich der BUND sehr besorgt.

Korduan: „Leider finden sich nach intensiven Bemühungen der Einweglobby im Text des EU-Parlaments kaum noch nennenswerte Mehrweg- und Abfallvermeidungsziele. Der BUND ruft die Bundesregierung auf, sich für ambitioniertere Mehrwegziele im EU-Rat einzusetzen. Das gilt auch für die Debatten in Deutschland, wo Mehrweg und ein Einwegverbot bei Vor-Ort-Verzehr auf der Kippe steht. Die Eckpunkte des Verpackungsgesetzes der Umweltministerin liegen vor, ein entsprechendes Gesetz muss endlich durch die Regierung auf den Weg gebracht werden.“

Hintergrund:

Tonnenweise Müll in Ökosystemen: Eingesammelt wurde der Müll in städtischen Gebieten, an Flüssen und direkt an der deutschen Nordseeküste. Die dramatischen Folgen von Müll besonders für marine Ökosysteme sind bereits seit Jahrzehnten bekannt. Die nicht versiegende Flut an ständig neu produzierten Einwegverpackungen landet jedoch weiterhin in unseren Meeren. Bis zu 23 Millionen Tonnen Müll sind Forscher*innen zufolge allein im Jahr 2016 in aquatische Ökosysteme gelangt. Hersteller von Einwegverpackungen müssen konsequent zur Verantwortung gezogen werden. Nur so können wir unsere Meere und Ressourcen schützen und zu einer intakten Umwelt kommen. Die Verantwortung darf nicht auf die Verbraucher*innen abgewälzt werden.

Quelle

BUND.net 2023

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