Naturbewusstsein in der Bevölkerung steigt
Naturbewusstseinsstudie 2019: Deutsche sind für Schutzgebiete und gegen Gentechnik in der Landwirtschaft.
Das Naturbewusstsein in Deutschland wächst. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der Naturbewusstseinsstudie 2019, die Bundesumweltministerin Svenja Schulze und Beate Jessel, Präsidentin des Bundesamts für Naturschutz, heute gemeinsam mit dem Vorsitzenden des Verbands „Nationale Naturlandschaften“, Peter Südbeck, in Berlin vorgestellt haben. Eine große Mehrheit der Deutschen findet darüber hinaus Schutzgebiete wichtig, um die Natur für nachfolgende Generationen zu erhalten. Sie unterstützen daher deren Stärkung – national wie international. Die große Mehrheit der mehr als 2.000 Befragten der aktuellen Naturbewusstseinsstudie wünscht sich außerdem mehr Informationen über die heimischen Tier- und Pflanzenarten, allen voran über die Vögel.
Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Die gute Nachricht lautet: Das Naturbewusstsein in der Bevölkerung in Deutschland steigt, insbesondere die Wertschätzung für die Natur. Eine große Mehrheit möchte sich auch aktiv für den Schutz der Natur einsetzen – für sich selber, aber vor allem auch für kommende Generationen. Das betrifft vor allem die Schutzgebiete, also die Gebiete, mit denen wir unser natürliches und kulturelles Erbe bewahren. Genau diese Gebiete wollen wir weiter stärken und ausweiten. Beim Thema Gentechnik wünschen sich die Menschen Transparenz und Sicherheit: Die deutliche Mehrheit der Befragten spricht sich für eine Kennzeichnung entsprechender Lebensmittel aus. Außerdem möchten sie, dass mögliche Umweltauswirkungen untersucht werden. Der Naturschutz findet mehr und mehr den Rückhalt in der Bevölkerung, den wir Umweltpolitikerinnen brauchen, um unsere natürlichen Lebensgrundlagen effektiv schützen zu können.“
BfN-Präsidentin Prof. Dr. Beate Jessel: „Die Studie zeigt uns auch: Immer mehr Menschen in Deutschland – mittlerweile 63 Prozent – ärgern sich deutlich darüber, dass mit der Natur oft sorglos umgegangen wird. Das kann ein wichtiger Antrieb für einen konsequenteren und besseren Naturschutz sein. Dafür ist eine wichtige Voraussetzung, die Menschen intensiver an die Natur selbst und auch an die vielfältigen Tier- und Pflanzenarten heranzuführen, die bei uns beheimatet sind. Dazu belegt die aktuelle Naturbewusstseinsstudie: Der in den vergangenen Jahren oft diskutierte Rückgang an Artenkenntnis liegt nicht an mangelndem Interesse: Mehr als die Hälfte der Befragten (52 Prozent) wünscht sich bessere Kenntnis über Tier- und Pflanzenarten. Und: Wir beobachten einen deutlichen Anstieg in der Handlungsbereitschaft, sich für den Schutz der Natur einzusetzen. Die Kommunikations- und Bildungsarbeit sollte daher weniger auf die reine Wissensvermittlung ausgerichtet sein, sondern stärker als bisher darauf, Handlungsmöglichkeiten zu vermitteln und konkrete Angebote zu deren Umsetzung zu machen.“
Peter Südbeck, Vorstandsvorsitzender des Nationale Naturlandschaften e.V.: „Wir freuen uns über das gestiegene Bewusstsein für Schutzgebiete in Deutschland. In den Nationalen Naturlandschaften merken wir dies vor allem an einer erhöhten Akzeptanz unserer Arbeit sowie vermehrter Nachfrage unserer Angebote. Unsere Herausforderung besteht aktuell mehr denn je darin, die Balance zwischen Schutz und gesteigerter Nachfrage zu wahren und positive Naturerlebnisse zu ermöglichen, die die Wertschätzung von Schutzgebieten in der Gesellschaft erhöhen.“
In der alle zwei Jahre erscheinenden Naturbewusstseinsstudie werden unter anderem wiederholt die Themen Gentechnik und Energiewende abgefragt: Im Bereich der Gentechnik ist eine deutliche Mehrheit der Befragten, nämlich 95 Prozent, der Meinung, dass mögliche Auswirkungen auf die Natur untersucht werden sollten. 81 Prozent sprechen sich für ein Verbot von gentechnisch veränderten Organismen in der Landwirtschaft aus. Dieser Wert ist seit Beginn der Erhebungen etwa gleich hoch. 63 Prozent haben die Sorge, dass sich die Folgen neuer gentechnischer Verfahren nicht absehen lassen. Im Bereich der Erneuerbaren Energien gibt es seit Beginn der Erhebungen einen stabilen Rückhalt für die Energiewende, vorausgesetzt sie geht nicht zulasten der Natur. Bei Photovoltaikanlagen sieht die Bevölkerung neue Anlagen lieber an oder auf Gebäuden und weniger auf der grünen Wiese.
Der mittlerweile sechsten Naturbewusstseinsstudie liegt eine bundesweite Befragung zugrunde, die zum Jahresende 2019 durchgeführt wurde. Die Studie ist in ihrer Aussagekraft für ganz Deutschland repräsentativ und bezieht Menschen aus allen Regionen und sozialen Lagen Deutschlands ein. Insgesamt 2.044 zufällig ausgewählte Personen aus der deutschsprachigen Bevölkerung im Alter ab 18 Jahren nahmen an der Studie teil. Die Naturbewusstseinsstudie erfasst die gesellschaftlichen Einstellungen zur Natur und biologischen Vielfalt in Deutschland. Sie stellt aktuelle und empirisch abgesicherte Daten bereit, die für die Naturschutzpolitik, den öffentlichen Diskurs und die Bildungsarbeit wertvolle Grundlagen sind. Die Naturbewusstseinsstudien werden im Auftrag des Bundesumweltministeriums und des Bundesamtes für Naturschutz seit 2009 veröffentlicht.