Offshore-Windparks sind Rückzugsräume für Schweinswale in der deutschen Nordsee
Neue Studie zeigt: Schweinswal-Bestände bleiben stabil, Windparks auf See werden von den Meeressäugern als Lebensraum genutzt.
Die jüngste Schweinswalstudie des Bundesverbands Windenergie Offshore (BWO) zeigt: In Betrieb befindliche Offshore-Windparks stellen für Schweinswale offenbar attraktive Rückzugsräume dar. Die Detektionsraten der Tiere sind innerhalb der Windparks signifikant höher als in ihrem direkten Umfeld außerhalb der Windparks. Dies ist ein Hinweis auf mögliche Riff- und Refugiumseffekte. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Schweinswalbestände in der deutschen Nordsee sind weitgehend stabil.
„Die Daten dieser Studie zeigen: Schweinswale halten sich besonders häufig in Windparks auf“, erklärt BWO-Geschäftsführer Stefan Thimm. „Das ist ein starkes Signal für die Versachlichung der Debatte um den naturverträglichen Ausbau der Offshore-Windenergie.“
Schweinswalverhalten in der Deutschen Bucht
Laut der Studie ist die Entwicklung der Schweinswalbestände in der Deutschen Bucht über den untersuchten Zeitraum von 13 Jahren weitgehend stabil. Regionale Unterschiede deuten auf eine moderate Verschiebung des Lebensraums von Schweinswalen hin – vom Nordwesten stärker in südöstlichere Gebiete.
Innerhalb der Windparks wurden rund zehn Prozent mehr Schweinswalerkennungen registriert als in der Umgebung von Offshore-Windparks – gemessen bis 2,5 Kilometer außerhalb der Parks. Die Forschenden führen dies auf eine Kombination aus Fischereiausschluss und Riff-Effekten zurück. Fundamente von Offshore-Windenergieanlagen bilden Riffe, die Fische anlocken. Die Untersuchungen zeigen zudem, dass Wartungsschiffe, die innerhalb der Windparks im Einsatz sind, Schweinswale nicht abschrecken.
Offshore-Wind und Artenschutz vereinbar
Die Studienergebnisse widerlegen pauschale Annahmen, Offshore-Windparks hätten grundsätzlich negative Auswirkungen auf Meeressäuger. BWO-Geschäftsführer Stefan Thimm: „Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, differenziert und faktenbasiert über den Meeresschutz und die Energiewende zu sprechen. Wenn wir den Ausbau der Windenergie auf See naturverträglich gestalten, entsteht eine positive Wechselwirkung.“
Die Auswertung der Studie stützt zudem die These, dass sich Offshore-Windenergie und Artenschutz bei sorgfältiger Planung miteinander vereinbaren lassen – eine wichtige Erkenntnis angesichts der Ausbauziele Deutschlands und Europas.
Zur Studie:
- Die Studie “Harbour porpoise trends and offshore wind farm effects in the German Bight, North Sea. Analysis of CPOD data“ ergänzt als Untersuchung der Betriebsphase die beiden früheren Schweinswal-Studien des BWO, welche die Auswirkungen der Bauphase von Offshore-Windparks auf die Schweinswale analysiert hatten.
- GESCHA I (2016): „Schweinswale kehren immer wieder zurück: Keine langfristige Auswirkung der Offshore-Pfahlrammung in der Deutschen Bucht auf Schweinswale“
Online unter https://bwo-offshorewind.de/gescha-studie-1/ - GESCHA II (2019): „Nachfolgestudie bestätigt: Keine messbaren Effekte von Offshore-Rammarbeiten auf die Schweinswalpopulation in der deutschen Nordsee“
Online unter: https://bwo-offshorewind.de/gescha-2-studie/