Pfiffige Azubis sorgen für besseres Klima in ihren Kommunen
Projekt bildet Nachwuchskräfte in Kommunalverwaltungen zu Klimascouts aus
Ob in der Fußgängerzone, vor der Kneipe oder an der Bushaltestelle – achtlos weggeworfene Zigarettenstummel liegen überall herum. Nicht gerade ein schöner Anblick. Und die Zahlen sprechen für sich: Bis zu 80 Prozent aller Zigarettenstummel landen dort, wo sie definitiv nicht hingehören: nämlich in der Umwelt. Zusammengerechnet wird daraus schnell ein großer, giftiger Haufen Müll. Schon eine einzige Kippe kann 40 bis 60 Liter Grundwasser verunreinigen. Dadurch wird das Pflanzenwachstum beeinträchtigt. Das Nikotin schädigt die Umwelt und begünstigt damit die Klimabelastung.
Den Auszubildenden Leonie Brahimi, Alyssa Trautmann und Fabian Weinerth aus der Stadtverwaltung und den Stadtwerken Schifferstadt ist das Problem ebenfalls aufgefallen: „Auf unserem täglichen Weg vom Bahnhof zur Stadtverwaltung lagen immer jede Menge Zigarettenstummel. Das störte uns schon länger. Und so kam uns die Idee, die Lösung dieses Problems zu unserem AzuKlim-Projekt zu machen“, berichtet Alyssa Trautmann, angehende Verwaltungsfachangestellte der Stadtverwaltung Schifferstadt.
Azubis als kommunale Klimascouts
„Kommunale Klimascouts – Azubis für mehr Klimaschutz“, kurz AzuKlim, ist ein Projekt, das das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) gemeinsam mit Energie- und Klimaschutzagenturen als Projektbegleiter anbietet. Dabei werden Auszubildende (Azubis) in Kommunalverwaltungen und deren Eigenbetrieben „klimafit“ gemacht. Konkret heißt das: Die Teilnehmenden werden zu Klimascouts ausgebildet – mit dem Ziel, für den Klimaschutz in ihren Kommunen und Verwaltungen mehr Aufmerksamkeit zu gewinnen.
„Über die jüngere Generation durch Klimaschutz-Projekte neue Ideen in die Kommunen zu tragen und darüber den Vorbildcharakter der Kommunen für ihre Bürgerinnen und Bürger zu stärken, das ist ein toller Ansatz“, sagt Isa Scholtissek von der Energieagentur Rheinland-Pfalz. „Und für die Azubis ist es auch eine wertvolle Erfahrung: Sie können ihr eigenes Projekt entwickeln, von der Idee bis zur Umsetzung.“
Blick in die Zukunft
Das Difu und die Energieagentur Rheinland-Pfalz schulten im Herbst 2021 rund 20 Azubis in fünf AzuKlim Online-Modulen zu den Themen Klimawandel, Klimaschutz und Energie. Dabei kamen Fragen auf den Tisch wie: Wie kann die klimafreundliche Kommune von morgen aussehen? Wie können die Menschen vor Ort vom kommunalen Klimaschutz profitieren? Außerdem vermittelten die Schulungsleiter den angehenden Klimascouts Grundlagen zu Projektmanagement und Kommunikation.
Den Abschluss bildete eine Ideen-Werkstatt, in der die Auszubildenden in acht Kleingruppen ihre Ideen für eigene Projekte diskutierten und Projektgruppen gründeten. Anschließend konzipierten die jungen Frauen und Männer in den Gruppen eigenständig ein Klimaschutzprojekt und setzten dieses vor Ort um. Unterstützt wurden sie dabei von Mentorinnen und Mentoren aus ihren Kommunen, etwa aus dem Klimaschutz- oder Energiemanagement oder der Ausbildungsleitung.
Handaschenbecher und Sammelaktion
Und genau als solches Projekt verwirklichten die drei Azubis ihre Idee zur Vermeidung von Zigarettenstummeln in Schifferstadt: Unter dem Motto „Filter von morgen im Ascher entsorgen“ animierten Leonie Brahimi, Alyssa Trautmann und Fabian Weinerth die Bürgerinnen und Bürger zum Aufsammeln von Zigarettenstummeln. Bei der Aktion kamen rund fünf Kilogramm Kippen zusammen.
Außerdem organisierten die frisch gebackenen Klimascouts einen Aktionsstand auf dem Wochenmarkt in Schifferstadt, wo sie kleine Handaschenbecher verteilten. Darin können Zigarettenreste auch unterwegs gesammelt werden und landen nicht in der Umwelt. Das ist aber noch nicht alles, denn im Februar sorgten die drei Klimascouts dafür, dass im Stadtgebiet fünf Ascher für Zigarettenkippen aufgestellt wurden.
„Unser Projekt kam super an. Erst fanden wir es schwierig, weil es doch ein ziemlich großes Projekt ist und wir so etwas noch nie gemacht hatten. Aber wir haben es, auch mit der Unterstützung unserer Kolleginnen und Kollegen, geschafft“, erzählt Klimascout Alyssa Trautmann. „Und die Reaktionen sind überwältigend“, setzt sie hinzu: „Uns rufen Leute an und fragen, wie sie helfen können, ob wir noch weitere Ascher aufstellen und ob sie weiter Zigarettenstummel sammeln und abgeben können.“
Mentorin Lea Bannas von der Stadtverwaltung Schifferstadt zeigt sich begeistert: „Das war eine tolle Idee! Wir werden die Ascher auch künftig bei neuen Projekten im Rahmen der ,Sozialen Stadt Schifferstadt´ und darüber hinaus einplanen.“
Und die gesammelten Zigarettenstummel? Je nach Zustand werden sie zu neuen Sammelbehältern recycelt oder aber die organischen Bestandteile werden beispielsweise in Abfallvergärungs- oder Biogasanlagen in Strom oder Wärme umgewandelt. Und tragen damit zum Schutz von Umwelt und Klima bei.
Infobox AzuKlim
Im Pilotprojekt „Kommunale Klima- und Energiescouts“ hat das Difu 2018 und 2019 bundesweit rund 120 Auszubildende in mehr als 50 Kommunen zu Initiatoren und Multiplikatoren von kommunalen Klimaschutzaktivitäten qualifiziert.
Das 2021 in Kooperation mit Klimaschutz- und Energieagenturen in den jeweiligen Regionen gestartete Projekt „Kommunale Klimascouts – Azubis für mehr Klimaschutz“ (AzuKlim) baut darauf auf. Ziel des Projektes ist es, die Azubis so zu qualifizieren, dass sie eigene Projekte realisieren und den Klimaschutz in unterschiedliche Ressorts der Kommunen tragen.
AzuKlim in Rheinland-Pfalz
In der aktuellen Runde wurden rund 20 Auszubildende aus neun rheinland-pfälzischen Kommunen, einem Stadtwerk sowie vom Bezirksverband Pfalz zu Klimascouts ausgebildet. In acht Klein-Gruppen entwickelten die Azubis Ideen für eigene, ganz unterschiedliche Projekte. Gemeinsam ist Ihnen, dass Sie realisierbare Idee liefern, mit denen Umwelt und Klima geschützt werden können. Beispielsweise haben die Klimascouts neben dem Recycling von Zigarettenstummeln Konzepte zu Müllvermeidung und Upcycling erstellt, oder auch Klimatipps, eine digitale Broschüre zum Thema Klimawandel und ein Kommunikationskonzept mit dem Motto „Eco Not Ego“. Ebenfalls mit dabei: Ein Projekt zur E-Mobilität.
Aus diesen Projekten werden im März die drei besten ausgewählt, die dann am Bundesentscheid teilnehmen. Ihnen winkt ein Preisgeld von je 3.000 Euro, wenn sie es auf einen der ersten drei Plätze im Bundeswettbewerb schaffen.
Im Herbst 2022 startet eine neue Wettbewerbsrunde. Interessierte können sich bei der Energieagentur Rheinland-Pfalz anmelden. Kontakt: Isa Scholtissek, Regionalreferentin Mittelhardt & Südpfalz | 06332 – 954 24 06 | isa.scholtissek@energieagentur.rlp.de