‹ Zurück zur Übersicht
blogs.helmholtz.de | W. Arntz | Schmelzwasserfall, zum Teil in der Bewegung eingefroren, an der Schelfeiskante, Larsen A-Schelfeis.

© blogs.helmholtz.de | W. Arntz | Schmelzwasserfall, zum Teil in der Bewegung eingefroren, an der Schelfeiskante, Larsen A-Schelfeis.

Riesiger Eisabbruch in der Antarktis?

Es gibt Neuigkeiten vom Larsen C-Schelfeis an der Antarktischen Halbinsel. Der Riss, den die Helmholtz Gemeinschaft (AWI-Eisblog) in zwei vorherigen Blogeinträgen vorgestellt hat (1. Beitrag / 2. Beitrag) ist im Dezember um weitere 18 Kilometer gewachsen.

Nun hängt der vordere Schelfeisteil und zukünftige Eisberg nur noch auf einer Strecke von etwa 20 Kilometer am Hauptteil fest. Wie lange wird das noch halten? Und was passiert mit dem Schelfeis nach der Kalbung? Bleibt es stabil oder wird es sich weiter zurückziehen? Um diese Fragen drehen sich zur Zeit die Gedanken der Forscher des MIDAS Projektes (www.projectmidas.org) an der Uni Swansea, an dem ich als Projektpartner beteiligt bin.

In den letzten Monaten war es nicht einfach, den Riss zu beobachten, da es keine Satellitenaufnahmen in ausreichender Auflösung ohne Wolkenbedeckung gab. Ausgerechnet jetzt gibt es schlechtes Wetter an der Halbinsel! Um möglich zeitnah die neueste Entwicklung der Rissspitze zu beobachten, mussten deshalb andere Daten her.

Anders als optische Instrumente auf Satelliten, die im Grunde ein Foto von der Erdoberfläche machen, können Radarsatelliten auch durch Wolken schauen. Das liegt daran, dass sie nicht auf das reflektierte Sonnenlicht angewiesen sind. Sie senden selbst ein Radarsignal aus, das die Wolken durchdringt und erst an der Erdoberfläche reflektiert wird. Daher haben wir uns die Daten von den Sentinel 1 Satelliten der ESA (European Space Agency) angesehen, um den Riss auch bei Wolkenbedeckung weiter zu verfolgen. Diese Daten sind auf den ersten Blick nicht so einfach zu interpretieren wie ein normalen Foto. Es gibt aber die Möglichkeit, zwei zeitlich aufeinander folgende Bilder zu vergleichen und Änderungen aufzuspüren, die zwischen den beiden Aufnahmen passiert sind. Solche Änderungen können zum Beispiel durch das Wachstum des Risses ausgelöst werden. Diese Methode funktioniert allerdings nur, wenn sich die gesamte Oberfläche des Schelfeises nicht zu sehr verändert, zum Beispiel durch starkes Schmelzen oder auch große Mengen an Neuschnee.

Ende Dezember konnte man den Riss plötzlich auf den Radarbildern viel deutlicher erkennen als zuvor, aber er schien sich in der Länge nicht verändert zu haben. Die Vergleichsmethode funktionierte nicht, da es im Dezember starkes Oberflächenschmelzen gab. Nun endlich im Januar gab es ein Paar Radarbilder, das Änderungen zeigte und die Gewissheit: Der Riss ist um weitere 18 Kilometer gewachsen.

Wenn man sich die Entwicklung des Risswachstums über die letzten Jahre anschaut, erkennt man, dass er immer schneller wächst, je länger er wird. Das erklärt sich dadurch dass Kräfte, die zum Wachstum führen können, wie zum Beispiel ablandiger Wind oder das ständige Auf und Ab der Gezeiten, eine immer größere Angriffsfläche und einen längeren Hebel bekommen. Wir können also davon ausgehen, dass es bald zu einem Kalbungsereignis kommt und warten gespannt. Bricht der Eisberg ab, ist die Front des Larsen-C-Schelfeises so weit zurückgebrochen wie nie zuvor. Dann wird sich zeigen, ob sich das Schelfeis wieder erholt oder ob sich die Kalbungsfront weiter zurückzieht.

AWI | Daniela Jansen | Darstellung des Risses im Larsen C-Schelfeis.
Quelle

Helmholtz Gemeinschaft (AWI-Eisblog) | Daniela Jansen 2017

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren