Schon mehr als Tausend Monsun-Tote in Indien
Während in Europa Dürre herrscht, erlebt der Südwesten Indiens eine Jahrhundertflut durch besonders heftige Monsun-Regenfälle. Die Häufigkeit solcher Extremregen hat sich seit 1950 verdreifacht. Von Christoph Müller
Die Bedeutung des Monsuns für Indien lässt sich kaum überschätzen. Die Hälfte des Ackerlands wird nur durch die Regenfälle bewässert, die die Monsunwinde bringen. Pranab Mukherjee, ein früherer Finanzminister und Präsident des Landes, bezeichnete den Monsun daher als den „wahren Finanzminister Indiens“, denn knapp zwei Drittel der Inder sind in der Landwirtschaft beschäftigt.
Ähnlich sieht das ein früherer Chef von Indiens Zentralbank, Duvvuri Subbarao. Selbst die Geldpolitik sei eine „Geisel“ des Monsuns. Trotz der Bedeutung des Monsuns ist dieser immer noch nicht komplett verstanden und kann kaum vorhergesagt werden.
Seit 1950 sind allerdings zwei Trends zu beobachten: Zum einen wird der Monsun tendenziell schwächer und zum anderen hat sich die Wahrscheinlichkeit von Extremregenfällen seither verdreifacht.
Dieses Jahr sind drei Provinzen besonders von Überflutungen betroffen: Madhya Pradesh in Zentralindien sowie Karnataka und Kerala in Südwestindien. Bislang gab es landesweit mehr als 1.000 Tote.
Besonders hart getroffen hat es Kerala. Dort ist zwischen dem 8. und dem 15. August mehr als zweieinhalb Mal so viel Regen gefallen wie in einer normalen Woche.
Die Folge sind großflächige Überschwemmungen und viele Erdrutsche. 800.000 Menschen, rund drei Prozent der Bevölkerung Keralas, mussten ihre Häuser verlassen und leben nun in 4.000 Camps.
Die Schäden an der Infrastruktur werden auf drei Milliarden Dollar oder rund drei Prozent der Wirtschaftsleistung geschätzt. Der Chefminister der Provinz, Pinarayi Vijayan, bezeichnete die Lage als „extrem ernst“ und sagte: „Wir sind Zeugen von etwas, das in der Geschichte von Kerala noch nie vorgekommen ist.“
Nachdem die Regenfälle über das Wochenende nachgelassen haben, ist nun die größte Sorge der Ausbruch von Krankheiten. Keralas Gesundheitsministerium warnt: „Wenn die Überschwemmungen zurückgehen, wird das Umfeld für Epidemien günstig.“ Noch gibt es aber keine Berichte über den Ausbruch von Krankheiten wie etwa Cholera.
Am anderen Ende Indiens, im Nordosten, fällt derweil weniger Regen als normal. Am stärksten betroffen ist hier die Provinz Manipur, wo 66 Prozent weniger Regen als im Durchschnitt gefallen ist.
Quelle
Der Bericht wurde von
der Redaktion „klimareporter.de“ (Christoph Müller) 2018 verfasst – der Artikel
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