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Waldsterben 2.0: Klimawandel, Hitzesommer & Trockenjahre

Wer heute mit offenen Augen (nicht nur) durch den Schwarzwald fährt und geht, erkennt massive, akute Waldschäden, die stark an die Schadbilder der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts erinnern. 

Es gibt mit zunehmender Tendenz immer mehr abgestorbene Einzelbäume und Baumgruppen, schüttere Wipfel von Laubbäumen, Fichten und Tannen mit starken Nadelverlusten – die Ursachen sind vielfältig. Einerseits, und das ist positiv, gibt es bei der Forstverwaltung mehr Mut zu Totholz als in den früheren Jahrzehnten. Andererseits sind die aktuellen massiven Waldschäden insbesondere auf den Klimawandel und seine Begleiterscheinungen (extrem trockene Jahre, Hitze, Zunahme von Schadinsekten wie dem Borkenkäfer…) zurückzuführen. Gerade der Hitze- und Trockensommer 2018 hat zu einer Schwächung der Bäume und zur massiven Zunahme von Schadinsekten geführt.

Der Bund Deutscher Forstleute warnt: „Die Schäden im Wald [waren] noch nie so groß wie in diesem Jahr. Der Klimaschützer Wald sei zunehmend selbst vom Klimawandel bedroht: Stürme, Dürre, Waldbrände und der Borkenkäfer hätten hier bislang fast 30 Millionen Festmeter Schadholz verursacht, teilte der Verband mit. Das seien mehr als 1,5 Millionen aneinander gereihte Holz-Lastwagen. 300 Millionen Jungpflanzen seien vertrocknet, 300.000 Hektar durch Borkenkäfer und weitere 300.000 Hektar durch die Dürre beschädigt.[…]
Durch die Trockenheit der vergangenen Monate seien zudem fast 30 Prozent der in den vergangenen drei Jahren gepflanzten Bäume abgestorben. […] Die Schäden durch den Borkenkäfer bezifferte Schirmbeck auf 270 Millionen Euro. Viele Käfer überwintern, deshalb sei im kommenden Jahr damit zu rechnen, dass sie noch mehr der ohnehin geschwächten Bäume zum Absterben bringen.“
FAZ

Bei Fichten gibt es ein flächenhaftes Absterben. Der zunehmende Klimawandel wird die Situation der Wälder verschlechtern. Lange, trockene Sommer wie in diesem Jahr werden wahrscheinlicher. Forscher beobachten, dass sich Luftströme auf der Nordhalbkugel seit einigen Jahren abschwächen, vermutlich ausgelöst durch eine wärmere Arktis. Weniger Hoch- und Tiefdruckgebiete wechseln sich dann über Mitteleuropa ab. Einzelne Hochdruckgebiete können dann wochenlang über einem Fleck hängen bleiben, und es fällt kaum mehr Regen. Die Folgen für den Wald und andere Ökosysteme sind verheerend.

Der Ausstieg aus den fossilen Energien und der Wechsel zu umweltfreundlichen Energiequellen könnten die Probleme zumindest ansatzweise lösen. Doch industriegelenkte und industrienahe Klimawandelleugner, Bürgerinitiativen gegen Windkraft und die Deutsche Wildtierstiftung bekämpfen mit vorgeschobenen Naturschutzargumenten überall in Deutschland die umweltfreundlichen, zukunftsfähigen Energien.

Darf im Zusammenhang mit den aktuellen Waldschäden der alte, umstrittene Begriff des Waldsterbens wieder gebraucht werden? Die Debatten in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts haben den ökologischen Fortschritt beschleunigt und die Luftreinhaltung verbessert. Die damaligen Proteste und Aktionen gegen das Waldsterben und für saubere Luft, Flüsse und eine menschengerechte Umwelt führten mittel- und langfristig zu einer massiven Verbesserung der Luftqualität und zu einer Zunahme des Umweltbewusstseins. Gesetze wurden auf Druck der Umweltbewegung und gegen die Lobbyisten verschärft, der PKW-Katalysator wurde eingeführt, verbleites Benzin wurde verboten, Kraftwerke und Industrieanlagen wurden entstickt, entschwefelt und zum Teil technisch auch sicherer.

Auch die Düngung mancher Wälder ist ein Ergebnis der Debatte. Eine von vielen Ursachen der Walderkrankungen war der Ausstoß von Schwefeldioxid und der damit verbundene saure Regen. Hier brachte der Protest die größten Erfolge. „So konnten zum Beispiel alleine in Baden-Württemberg die SO2-Emissionen von 334.200 Tonnen 1973 auf 58.800 Tonnen 1995 reduziert werden, was einem Rückgang um über 80 % entspricht.“ schreibt die LUBW Baden-Württemberg. „In den alten Bundesländern lagen schon im Jahr 1994 die SO2-Emissionen um 76% unter dem Niveau des Jahres 1970.“ schreibt das Umweltbundesamt in den „Daten zur Umwelt“ 1997.

Weitere Kollateralerfolge der damaligen Debatte und Aktionen um das Waldsterben und des geschärften Umweltbewusstseins waren regional die Einführung der preisgünstigen Regiokarte in und um Freiburg und der Ausbau des ÖPNV. Bundesweit und global kam nach massiven Protesten das Verbot von FCKW (und damit die Rettung der Ozonschicht) und die Verbesserung der Luftreinhaltung bei Industrieanlagen und Müllverbrennungsanlagen. Gesundheitsgefährdende Dioxinemissionen gingen zurück. Die bessere Luftqualität und die massive Verringerung von Schwefeldioxid und des sauren Regens war auch ein Segen für Baudenkmäler.

Heute wird gerne von „Waldumbau“ geredet. Das klingt zwar schöner und nach aktiver Problemlösung, aber der pointierte Begriff Waldsterben beschreibt das Phänomen deutlicher. Die aktuelle, bedrohliche Situation des Waldes, zeigt die Gefahren des Klimawandels. Wir müssen jetzt handeln. Der Streit um den Hambacher Forst war in diesem Zusammenhang ein wichtiger, weiterer Schritt gegen Klimawandel und Umweltzerstörung. Jetzt muss die Energiewende voran gebracht werden.

pixabay.com | IwonaOlczyk
Quelle

BUND | Regionalverband Südlicher Oberrhein | Axel Mayer, BUND-Geschäftsführer

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