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Warum wir uns mit dem Energiesparen schwertun

Große Bedeutung hat dabei der Rebound-Effekt. Die Energiewende erfordert neue Verhaltensmuster und Lebensstiländerungen, das liegt auf der Hand. Sogenannte „Rebound-Effekte“ machen unsere Bemühungen aber oft zunichte. Mit welchen Strategien kann die Politik gegensteuern? Von Lenelis Kruse-Graumann

Rebound-Effekte treten auf, wenn die eingesparte Heizenergie durch zunehmende Wohnfläche verloren geht oder das energiesparende Auto nun häufiger fährt. Schätzungen gehen davon aus, dass in den Industrieländern zwischen zehn und 30 Prozent der Effizienzgewinne durch direkte Reboundeffekte verloren gehen, in den Entwicklungsländern sind es sogar 20 bis 60 Prozent.

Den Rebound-Effekt zu brechen ist die zentrale Herausforderung für eine nachhaltige Entwicklung der Welt. Was sind wirksame Strategien für die Landes- und Kommunalpolitik?

Kaufverhalten beeinflussen und so Stromsparen

Möchte man, dass Haushalte Strom sparen, kann man zum einen das Kaufverhalten von Personen beeinflussen und sie dazu motivieren, energieeffiziente Geräte zu erwerben. Man kann auch Strom sparen, indem man Haushalte darin unterstützt, die vorhandenen elektrischen Geräte stromsparend zu nutzen. So kann die Wäsche bei niedrigerer Temperatur gewaschen und auf den Wäscheständer gehängt werden, anstatt sie elektrisch zu trocknen.

Um die CO2-Emissionen im Personenverkehr zu reduzieren, kann eine Verkehrsverminderung durch stadtplanerische Maßnahmen, die Erhöhung der Energieeffizienz von Automobilen oder die Förderung eines energieeffizienten Fahrstils helfen. Die Grundfrage ist: Wie können Verbraucher motiviert werden, statt des eigenen Automobils energieeffizientere Verkehrsmittel, den ÖPNV, Carsharing oder intermodale Angebote zu nutzen und für Kurzstrecken mit dem Fahrrad zu fahren?

Energieeffizientes Verhalten durch Interventionen

Interventionen zur Veränderung von energierelevantem Verhalten können situations- oder personenbezogen sein.

Situationsbezogene Maßnahmen gestalten externe Bedingungen, wie das technische Design von Geräten (Spartasten, Stand-by-Automatik, direkte Stromverbrauchanzeige) oder die Stadt- und Verkehrsplanung (Passivhäuser, verkehrsberuhigte Straßen). Bei den an der Person ansetzenden Strategien greifen etwa verhaltensorientierte Maßnahmen, wie das Angebot von Freifahrtscheinen, Rabatten oder Gebührensteigerungen.

Empfehlungen für Landesregierungen

Die folgenden Empfehlungen sind Anregungen, wie Information, Kommunikation und Beteiligung zu mehr Energieeffizienz beitragen können (dazu genauer das Gutachten „Energiewende“ des Nachhaltigkeitsbeirats Baden-Württemberg 2012).

  • Problemorientierte Information anbieten: Um sich stromsparend zu verhalten oder energieeffiziente Verkehrsangebote auszuwählen, muss man wissen, weshalb man überhaupt sparsam mit Energie umgehen sollte.
  • Handlungsorientierte Information anbieten: Diese sollten nicht nur energieeffiziente Handlungsalternativen (Mobilitätsangebote, elektrische Geräte) beschreiben, sondern auch über deren Einsparpotenziale vergleichend informieren.
  • Kombination aus schriftlicher und persönlicher Informationsvermittlung: Informationen sollten schriftlich und persönlich weitervermittelt werden. Nur so sind sie handlungswirksam.
  • Verschwenderische Routinen bewusst machen: Kampagnen können neue Verhaltensweisen oder sogar Lebensstile aufzeigen und konkrete Hilfestellungen anbieten.
  • Restriktionen und Anreize kombinieren: Die Sperrung von Innenstädten für den Autoverkehr oder Mautgebühren können mit Anreizen für die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder kostengünstiger Fahrradausleihe kombiniert werden.
  • Soziale Netzwerke nutzen: Menschen orientieren sich an anderen, um Normen für richtiges Handeln abzuleiten. Soziale Netzwerke sind wichtige Informationsträger, da sie eine größere Wirkung erzielen als Maßnahmen, die als oktroyiert wahrgenommen werden.
  • Interventionen wiederholen: Die Effizienz von Interventionen erhöht sich, wenn sich die Maßnahmen nach mehreren Wochen wiederholen.

Im Profil

Prof. Dr. Lenelis Kruse-Graumann lehrt und forscht am Psychologischen Institut der Universität Heidelberg. Für ihr Engagement in der Umweltpsychologie erhielt sie den B.A.U.M.-Umweltpreis.

Quelle

FORUM Nachhaltig Wirtschaften 2013

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