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Wasser: lokal eine Freude – global ein Problem

In dieser Jahreszeit sprudeln wieder überall die Brunnen; die Schwimmbecken sind gefüllt, die Bäder geöffnet, die Menschen erfreuen sich am frischen Nass. Doch was bei uns in Bezug auf Wasserverfügbarkeit und Wasserqualität funktioniert und relativ gut geregelt ist, gilt nicht für viele andere Teile der Welt – im Gegenteil. Ein Bericht von Prof. Udo E. Simonis.

Bis 2050 wird die Weltbevölkerung nach Projektionen der Vereinten Nationen die 9 Milliarden-Marke überschreiten. Doch bereits heute, bei einer Bevölkerung von rund 7 Milliarden, ist das Wasser in vielen Teilen der Welt knapp und stark verschmutzt. Nach Erhebungen des UN-Umweltprogramms haben 884 Millionen Menschen keinen oder nur unzureichenden Zugang zu sauberem Wasser. Jedes Jahr sterben etwa 3 Millionen Menschen, weil sie verseuchtes Wasser getrunken haben.

Grundsätzlich lässt sich die globale Wasserproblematik auf zwei fundamentale Probleme reduzieren: auf Wasserknappheit und Wasserverschmutzung. Wasserknappheit wird einerseits durch natürliche Faktoren verursacht, wie z. B. Trockenheit und Dürre. Sie wird andererseits durch Menschen verursacht, im Sinne der übermäßigen und rivalisierenden Nachfrage nach Wasser.

Die Wasserverfügbarkeit nimmt generell ab mit wachsender Bevölkerung, anhaltender Verstädterung und wirtschaftlichem Wachstum, ist im speziellen Fall aber räumlich höchst ungleich verteilt. Die Sorge um Wasser gilt aber nicht nur der Quantität sondern auch der Qualität. Die Wasservorräte weisen stellenweise extreme Belastungen mit Schadstoffen auf, die von organischen Verbindungen über Salze, Metalle, Nährstoffe, Gase, Wärme bis hin zu Radionukliden und Pestiziden reichen.

Verschmutzung entsteht über Punktquellen und mobile Quellen, Punktquellen wie industrielle Abwässer und kommunale Abwässer, mobile Quellen wie Nitrate und Phosphate oder Luftschadstoffe, die in Form „sauren Regens“ die Gewässer belasten.

Damit der endliche Wasservorrat, den der natürliche Wasserkreislauf der Erde bereitstellt, auch in Zukunft bei steigender Wassernachfrage gerecht verteilt werden kann, ist es dringend notwendig, mit der Wasserverschwendung und Wasserverschmutzung Schluss zu machen und zusätzliche Wasserressourcen zu erschließen – d. h. die Nachfrageseite und die Angebotsseite des Wassers auf die politische Agenda zu setzen.

Die gegebenen und zu erwartenden Wasserprobleme machen eine systematische Auseinandersetzung mit dem Thema Wasserpolitik dringend erforderlich – und zwar nicht nur auf der lokalen und nationalen, sondern auch auf der globalen Ebene.

Eine klug konzipierte Wasserpolitik kann mehreren Zielen zugleich dienen: dem sorgfältigen Umgang mit Wasser, der Verteilungsgerechtigkeit und der Prävention der Wasserverschmutzung. Die eigentliche Herausforderung besteht dabei darin, sinnvolle Verbindungen zwischen den genannten ökonomischen Instrumenten, traditionellen Gewohnheiten (Wasser als Gemeingut) und regulativen Instrumenten (wie Standards und Mengenzuweisungen) zu finden.

Dieser Text dokumentiert zahlreiche Fragen. Antworten darauf liefert Udo Simonis in seinem neuen ePaper „Wasser“

Quelle

Udo E. Simonis 2012 ist Professor Emeritus für Umweltpolitik am Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) und Kurator der Deutschen Umweltstiftung

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