Banken-Studie: Steigende finanzielle Unterstützung für die fossile Industrie
War die Finanzierung von Kohle-, Öl- und Gasprojekten hoch aber immerhin rückläufig, zeigt sich bei den führenden Banken dieser Welt ein dramatischer Umschwung fürs Klima: sie steigerten ihre Finanzierungen für fossile Brennstoffe im letzten Jahr.
Wenn auch in schwindelerregenden Sphären, die Finanzierungen fossiler Brennstoffe der 60 weltweit größten Banken waren seit 2021 rückläufig. Von 916 Milliarden US-Dollar 2021, über 778,7 Milliarden 2022, zu nachberechneten 706,9 Milliarden 2023. Ein Trend, der für die weltweiten Klimaschutzambitionen zwar langsam vonstattenging, aber immerhin in die richtige Richtung wies. Konkret geht es um Kredite, die Banken im letzten Jahr an Unternehmen vergaben, die im Kohle- Öl- und Gasgeschäft tätig sind. Sowie um Wertpapiergeschäfte – sogenanntes Underwriting – mit ebendiesen Firmen.
Doch die heute veröffentlichte 16. Auflage des Bankenberichts „Banking on Climate Chaos“ (BOCC) zeigt eine dramatische Umkehr: Demnach haben die Banken 2024 ihre Finanzierungen für die Kohle-, Öl- und Gasindustrie um mehr als 162 Milliarden US-Dollar gesteigert, auf rund 869 Milliarden. Verfasserinnen des Berichts sind die Organisationen Rainforest Action Network (RAN), BankTrack, das Center for Energy, Ecology, and Development (CEED), das Indigenous Environmental Network, Oil Change International, Reclaim Finance, Sierra Club und urgewald, unterstützt von mehr als 400 weiteren Organisationen aus 64 Ländern. Der energiezukunft lag der Bericht vorab vor.
Im Angesicht der Klimakrise
Allison Fajans-Turner von Rainforest Action Network und Mitautorin des Berichts, kommentiert: „Ablenken, verzögern und schließlich abtauchen. Bei Bedarf wiederholen. Mit dieser Strategie haben Banken sich selbst und die fossile Industrie mit Geld versorgt, während sie das Finanzsystem mit Risiken belasteten. Die Stärke des neuen Berichts liegt darin, dass er diese Taktik entlarvt, indem er den Spuren des Geldes folgt. Selbst angesichts sich verschlimmernder Katastrophen weltweit und immer dringlicherer Warnungen von Expert:innen haben die Banken zwischen 2023 und 2024 ihre Finanzierungen für fossile Brennstoffe sogar noch erhöht.“
Kredite sind weiterhin die wichtigste Finanzierungsform der Banken. Die vergebene Summe stieg von 422 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 auf 467 Milliarden im Folgejahr. Das Geschäft mit Unternehmensanleihen verzeichnete zuletzt den größten Anstieg, von 284 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 auf 401 Milliarden im Jahr 2024.
Weiterhin wichtigster Geldgeber weltweit: die US-Amerikanische Bank JP Morgan Chase. Sie allein stellte 53,5 US-Milliarden Dollar im letzten Jahr bereit für fossile Brennstoffe. Zusammen haben sämtliche untersuchte US-Banken im vergangenen Jahr 289 Milliarden US-Dollar an Kohle-, Öl- und Gasunternehmen vergeben – rund ein Drittel der global erfassten Summen der 60 größten Banken.
Vorreiter und Bremser in Europa
Licht und Schatten dagegen in Europa: die britische Bank Barclays, größter Finanzier fossiler Brennstoffe in Europa 2024, steigerte seine Unterstützung von 24,2 im Jahr 2023 auf 35,4 Milliarden US-Dollar im Folgejahr. Ganz anders die Schweizer Bank UBS: Von 22 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021 sank die bereitgestellte Summe auf 15 Milliarden im Jahr 2022, 8,2 Milliarden im Jahr 2023 und 7,8 Milliarden im letzten Jahr (Barclays hatte 2021 22,95 Milliarden zur Verfügung gestellt.
Zudem haben drei weitere europäische Banken ihre fossile Finanzierung seit 2021 stark reduziert: Crédit Mutuel, La Banque Postale und La Caixa Group. „Immerhin die Hälfte der 24 europäischen Banken in der Recherche hat im vergangenen Jahr weniger Geld an fossile Firmen vergeben als noch vor vier Jahren. Deutsche Banken sind allerdings nicht darunter“, wie Katrin Ganswindt, Leiterin der Finanzrecherche bei urgewald, weiter ausführt.
Als größter deutscher Geldgeber stellte die Deutsche Bank im letzten Jahr 14,3 Milliarden US-Dollar für Kohle-, Öl- und Gasunternehmen bereit. 2022 waren es noch 9,7 Milliarden US-Dollar, 2023 13,3 Milliarden. So ist die Deutsche Bank mit fast 1,6 Milliarden US-Dollar weltweit größter Geldgeber des Öl-Riesen BP. Unter anderem über das US-Unternehmen Enbridge, finanziert die Deutsche Bank auch den Ausbau von LNG-Infrastrukturen in den USA (mit 743 Millionen US-Dollar im Jahr 2024). Knapp 700 Millionen US-Dollar erhielt im letzten Jahr Energy Transfer, dass Schlagzeilen machte, weil es in einem Gerichtsprozess gegen Greenpeace klagte und die Umweltorganisation zu 660 Millionen Dollar Schadensersatz verurteilt wurde.
- urgewald „Banken-Studie: Deutsche Bank weltweit größte Geldgeberin des Ölriesen BP“
- https://t1p.de/d37ni
- Vollständiger Bericht: https://bankingonclimatechaos.org
Quelle
Der Bericht wurde von der Redaktion “energiezukunft“ (mg) 2025 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung weiterverbreitet werden! | energiezukunft | Heft 38/2025 | „Quo vadis Europa? Energiewende zwischen Vision und Wirklichkeit“ | Download