Kläranlagen sollen Phosphatdünger herstellen
Russlands Exportstopp lässt sich laut norwegischer Forschungsorganisation SINTEF umgehen.
Die Düngerknappheit und damit verbundene extreme Kostensteigerungen könnten schon bald ein Ende haben. Denn ein von der norwegischen Forschungsorganisation SINTEF http://sintef.no/en koordiniertes Projekt gewinnt aus Klärschlamm Phosphatdünger zurück, eines der wichtigen Exportgüter Russlands. Mitarbeiter der interkommunalen Kläranlage HIAS IKS http://hias.no haben gemeinsam mit Biotechnikern und Ingenieuren ein biologisches Verfahren zur Düngerrückgewinnung entwickelt und in der Kläranlage von Hamar etabliert.
Alternative zu Chemie
Es gibt bereits Verfahren für das Recycling des begehrten Materials. Man kann den Schlamm trocknen, verbrennen und den Dünger aus der Asche gewinnen. Das ist energetisch jedoch sehr aufwendig. Es gibt auch chemische Extraktionsmethoden, doch die anschließende Trennung ist wegen starker molekularer Bindungen ebenfalls mit Aufwand verbunden und damit energieintensiv. Das Verfahren der Norweger lässt sich dagegen in den Alltagsbetrieb einer Kläranlage integrieren. Es sei einfacher, kostengünstiger und umweltverträglicher als chemische Verfahren, so Morten Finborud, General Manager bei HIAS IKS.
„Wir verwenden spezielle Bakterien, die den Phosphor verspeisen. Die Bakterien lassen sich, wenn sie gesättigt sind, leicht dazu bringen, den Phosphor freizugeben“, sagt Herman Helness, der sowohl Forscher bei SINTEF als auch Projektkoordinator ist. Die Bakterien werden auf Kunststofffragmenten angesiedelt und in den Behandlungsprozess eingeschleust. Sie bilden einen Biofilm, der sich mit Phosphor anreichert. Nach einer gewissen Zeit werden die Partikel aus der Kläranlage entfernt und aufbereitet. Der Phosphor wird in Form einer Substanz namens Struvit zurückgewonnen, die im ökologischen Landbau Verwendung findet.
Produktionsbeginn im Sommer
„Struvit ist als organischer Dünger zugelassen. Angesichts des aktuellen Status des globalen Düngemittelmarktes ist das Interesse an Struvit sehr gestiegen und wir gehen davon aus, dass wir im Laufe des Sommers mit der Produktion beginnen werden“, verdeutlicht Finborud. Die Betriebskosten einer Kläranlage ließen sich laut dem Fachmann mit diesem Verfahren um 40 bis 50 Prozent senken. Allerdings sei die Umrüstung der Kläranlage nicht ganz billig.
- SINTEF: „Recovering eco-friendly phosphorous from wastewater“ – A shortage of phosphorous is driving the price of artificial fertilisers through the roof. But a new and eco-friendly wastewater decontamination process has enabled a company in Hamar in Norway to kill two birds with one stone.
Quelle
Der Bericht wurde von der Redaktion „pressetext.com“ (Wolfgang Kempkens) 2022 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung weiterverbreitet werden!