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© pixabay.com | geralt | Nach Angaben des Instituts für Epidemiologie des Helmholtz-Zentrums hat die Gesundheitsgefährdung durch Hitze in Deutschland in den letzten zehn Jahren wegen des Anstiegs der Zahl heißer Tage weiter zugenommen.

Ökonomische Verluste durch Klimawandel

Klimakrise wird viel teurer als bisher angenommen

Klimaschäden kosten im Jahr 2100 bis zu 14 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung. Damit korrigiert eine neue Studie den „Stern-Report“ von 2006 drastisch nach oben. Der CO2-Preis muss angehoben werden, schlussfolgern die Forscher.

Die Klimaerwärmung schädigt die Weltwirtschaft. Das zeigte der Wirtschafts-Nobelpreisträger William Nordhaus bereits in den 1990er Jahren in seinen bahnbrechenden Modellberechnungen zu diesem Thema. Doch offenbar wurden die ökonomischen Verluste durch die Erwärmung bisher unterschätzt.

Eine aktuelle Untersuchung zeigt nun: Ohne durchgreifende Klimapolitik wird die globale Wirtschaftsleistung im Jahr 2100 um sieben bis 14 Prozent niedriger sein, als sonst zu erwarten ist.

In Ländern in den Tropen können es sogar mehr als 20 Prozent sein. Dabei sind die Folgen von zunehmenden Wetterextremen noch gar nicht eingerechnet.

Der Pariser Klimavertrag gibt als „Leitplanke“ für die globale Erwärmung in diesem Jahrhundert maximal 1,5 bis zwei Grad vor. Derzeit steuert die Weltgemeinschaft hingegen auf drei bis vier Grad zu.

Wenn die rund 200 Saaten der Welt ihre nationalen Klimapläne nicht drastisch verschärfen, werden die Produktionsleistung und der Wohlstand in aller Welt voraussichtlich deutlich stärker beeinträchtigt, als es durch bisherige Modellstudien beziffert wurde. Das zeigt die neue Studie, die vom Mercator Research Institute for Global Commons and Climate Change (MCC) in Berlin und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) erarbeitet wurde.

Die bisher bekannteste Untersuchung zum Thema ist der 2006 veröffentlichte „Stern-Report“ des britischen Ökonomen Nicholas Stern. Darin werden die ökonomischen Kosten des Klimawandels für das Jahr 2100 mit fünf Prozent der globalen Wirtschaftsleistung angegeben.

Laut der neuen Studie liegt der Wert im Schnitt tatsächlich etwa doppelt so hoch. Erschienen ist die Untersuchung jetzt in der renommierten Fachzeitschrift Journal of Environmental Economics and Management.

Ökonomische Klimaschäden regional aufgeschlüsselt

Bisher wurden die Klimaschäden für die Wirtschaft meist summarisch für die Ebene der Nationalstaaten berechnet. Die Forscher von MCC und PIK hingegen schauten genauer hin. Sie entwickelten einen umfangreichen Datensatz, der zeigt, wie sich der Klimawandel in den Regionen auswirkt – also zum Beispiel in den US-Bundesstaaten, in chinesischen Provinzen oder französischen Départements.

„Wir haben die empirischen Daten von 1.500 Regionen in 77 Ländern der Erde zugrunde gelegt“, erläutert MCC-Forscher Matthias Kalkuhl im Gespräch mit Klimareporter°. Dadurch würden die tatsächlichen Folgen viel genauer abgebildet als durch nationale Mittelwerte. Die genutzten Daten reichen laut den Experten für einige Regionen in den Industriestaaten bis zu rund 100 Jahre zurück. Schlechter ist die Datenlage hingegen für weite Teile Afrikas.

Kalkuhl betont, dass die Schäden auf dem Globus sehr unterschiedlich verteilt seien. Heute bereits arme Regionen würden am meisten unter der anhaltenden Erwärmung leiden, darunter vor allem tropische Länder, während einige Regionen ganz im Norden sogar davon profitieren könnten – darunter Nordost-Sibirien und Nordkanada dank höherer Agrarproduktion.

„In Europa gibt es keine Gewinner“, sagt der Ökonomieprofessor, „am größten sind die Schäden hier in Ländern, in denen es heute schon heiß ist, vor allem am Mittelmeer.“

Studien-Mitautorin Leonie Wenz vom PIK erläutert: „Klimaschäden treffen unsere Unternehmen und Arbeitsplätze, nicht nur Eisbären und Korallenriffe.“

Als Beispiele nennt sie: Steigende Temperaturen führen in vielen Regionen zu niedrigeren Ernten, senken die Arbeitsproduktivität, besonders in der Bauindustrie oder der Landwirtschaft, und bedeuten zusätzliche Belastungen und damit Kosten für die Infrastruktur, weil zum Beispiel Rechenzentren stärker gekühlt werden müssen.

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „klimareporter.de“ (Joachim Wille) 2020 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! 

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