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pixabay.com | Waldrebell | Kartoffel

© pixabay.com | Waldrebell | Biologischer Anbau schützt Böden und Gewässer. Honoriert wird das bisher kaum.

„Wer Bauern korrekt bezahlt, kann auch Subventionen abbauen“

Bauern sollen dafür honoriert werden, wenn sie nachhaltig ackern. Das Konzept der „Regionalwert-Leistungsrechnung“ buchstabiert das aus. Erste Praxiserfahrungen zeigen, wie umfangreich die unbezahlte Arbeit ist.

Die Bauernproteste gegen die Kürzung der Agrardiesel-Subventionen haben es noch einmal deutlich gemacht: Viele der rund 260.000 landwirtschaftlichen Betriebe hierzulande können von den Einnahmen allein nicht leben, die ihnen der Verkauf ihrer Produkte einbringt – von Getreide über Obst bis Milch.

So betragen die EU-Subventionen, die an deutsche Landwirte gehen, rund 6,3 Milliarden Euro (Stand 2022). Doch der Großteil dieser Gelder wird ohne Rücksicht darauf verteilt, ob die Betriebe nachhaltig ackern oder nicht.

Eine Initiative erarbeitet als Alternative dazu ein Konzept, wie die Hilfen künftig komplett an ökologische und soziale Kriterien gekoppelt werden können. Ziel: Die positiven Leistungen der Betriebe für biologische Vielfalt, Förderung der Bodenfruchtbarkeit, Gewässerschutz und Treibhausgas-Einsparung werden honoriert. Auf der seit Dienstag stattfindenden Expertenmesse „Biofach“ in Nürnberg wurde der aktuelle Forschungsstand vorgestellt.

Es ist grotesk: Die Produktion von „Lebens-Mitteln“ ist weltweit dafür mitverantwortlich, dass ihre eigenen Grundlagen – Boden, Wasser, biologische Vielfalt, stabiles Klima – zunehmend in Mitleidenschaft gezogen werden.

Auch hierzulande trägt die Landwirtschaft zur Öko-Krise bei. Rund 60 bis 70 Prozent der Lebensmittel werden so herstellt, dass die Belastungsgrenzen mehrerer Umweltindikatoren überschritten werden, ergab 2020 eine großangelegte Studie, an der unter anderem das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung beteiligt war.

Bio-Lebensmittel wären eigentlich billiger

Das Problem ist ganz offensichtlich, dass eine konsequent nachhaltige Bewirtschaftung sich für die meisten Betriebe nicht in Euro und Cent auszahlt.

„Es wird falsch gerechnet“, sagt Agrarexpertin Jenny Lay-Kumar in Gespräch mit Klimareporter°. Die aktuellen Preise und die aktuelle Betriebswirtschaft bildeten die Realität nicht vollständig ab, Umwelt- und Klimaschäden auf der einen und Nachhaltigkeitsleistungen auf der anderen Seite würden nicht eingerechnet, argumentiert die Gründerin der Regionalwert Research GmbH mit Sitz in Leipzig.

Das private Institut, unter anderem gefördert vom Bundeslandwirtschaftsministerium, hat eine Art Blaupause dafür entwickelt, wie die Nachhaltigkeitsleistungen erfasst und in Euro umgerechnet werden können. Das wäre ein Ansatz, um die Agrarsubventionen komplett zu ökologisieren.

Bisher wird ein kleinerer Teil der EU-Subventionen für Umwelt-Leistungen gezahlt, zum Beispiel, wenn Betriebe Blühstreifen auf Äckern anlegen, auf Pestizide verzichten oder eine vielfältige Fruchtfolge einhalten. Doch der weitaus größte Teil der Zahlungen bemisst sich nur an der Fläche, egal ob sie von einem Biobauern mit geschlossenem Anbaukreislauf oder einem industriell arbeitenden Agar-Großbetrieb bearbeitet wird, der Kunstdünger, Pestizide und Wachstumsbeschleuniger einsetzt.

Die von Lay-Kumar entwickelte Methode geht über den Forschungsansatz hinaus, der die „wahren Kosten“ der Lebensmittelproduktion ermittelt, indem auch die Folgeschäden für Umwelt und Gesundheit erhoben werden.

Studien zeigen hier, dass konventionell erzeugte Lebensmittel, so gerechnet, teurer kommen als die meisten Bio-Lebensmittel. So ergab eine Schätzung der noch von der letzten Merkel-Bundesregierung eingesetzte „Zukunftskommission Landwirtschaft“ 2021, dass die durch die Agrarproduktion in Deutschland erzeugten Umweltschäden mindestens 90 Milliarden Euro jährlich betragen, unter anderem durch den Verlust von biologischer Vielfalt, belastetes Grundwasser oder Luftverschmutzung.

Quelle

Der Artikel wurde von der Redaktion „klimareporter.de“ (Joachim Wille) 2024 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! 

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