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kit.edu | Dr. Hans Schipper | Süddeutsches Klimabüro am KIT

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Anpassung an den Klimawandel in Baden-Württemberg

Ein Drittel der Kommunen beschäftigt sich derzeit aktiv mit Anpassung an dem Klimawandel. Studie untersucht die Anpassung der Städte an den Klimawandel. Mehr sehr heiße Tage erwartet.

Hitzeperioden, Extrem-Regen und Feinstaubalarm – der Klimawandel ist regional spürbar, auch in Baden-Württemberg, der wärmsten Region Deutschlands. Doch wie reagieren die Städte auf die Klimaveränderung? Eine Studie des KIT beleuchtet nun, was etwa zunehmende Niederschläge und steigende Temperaturen für das konkrete Handeln der Verwaltungen bedeutet, etwa in den Bereichen Baustoffe, Räumdienste, Forstwirtschaft oder Personalplanung. Die Ergebnisse der Studie hat das Süddeutsche Klimabüro am KIT in einer Broschüre veröffentlicht.

Neben bekannten Klimakenngrößen wie „sehr heiße Tage“, also mit einer Temperatur von mindestens 35 °C, und „Tage mit Starkniederschlag“, das sind Tage mit beispielsweise einer Niederschlagssumme ab 40 Millimeter, haben die Forscher rund 50 weitere Größen definiert, die Einfluss auf Bereiche wie die Landwirtschaft und die städtische Infrastruktur haben können. Dazu zählen „eisfreie Tage“, „Spaziergangtage“ (Tage, an denen die Bürger gerne spazieren gehen, bei rund 25 °C und trockenem Wetter), und „günstige Wetterbedingungen für Zecken“ (Temperatur von mindestens 8 °C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 70 %). Dabei war es ihnen wichtig, dass diese Größen mit konkreten Handlungsvorschlägen für die Städte gekoppelt waren.

„Bei weniger Schneetagen muss auch weniger gestreut werden und die Räumfahrzeuge sind seltener in Betrieb – das alles muss eine Stadt bei der Personalplanung und dem Einkauf von Streumaterial beachten. Wir haben Größen – zum Beispiel für den Winterdienst – ausgerechnet und damit eine direkte Kopplung zwischen den Klimawissenschaften und dem praxisorientierten Handlungsoptionen in Städten geschaffen“, so Hans Schipper, Leiter des Süddeutschen Klimabüros am KIT.

Besonders die steigende Anzahl sehr heißer Tage mache den Kommunen in Baden-Württemberg sehr zu schaffen, so die Studie. Die Forscher erwarten für den Zeitraum 2021 – 2050 bis zu vier sehr heiße Tage pro Jahr, im Kontrollzeitraum 1971 – 2000 trat durchschnittlich nur ein sehr heißer Tag pro Jahr auf. Schon bei der Wahl der Bepflanzung müsse deshalb darauf geachtet werden, hitzeresistente Baumarten auszuwählen. Auch hitzebedingte Schäden am Straßenbelag werden laut der Studie vermehrt auftreten und höhere Reparaturkosten verursachen. Ein weiteres Problem für die Stadtplanung seien starke Niederschläge, die die Abwassernetze überfordern und schnell zu Überflutungen führen. Im Rahmen der Studie schlugen die Kommunen deswegen Auffangbecken oder weniger versiegelte Flächen als konkrete Anpassungsmaßnahmen vor.

Die Erstellung von anwendungsnahen Klimakenngrößen und die zu erwartenden Veränderungen der Größen durch den Klimawandel war nur ein Teil der aktuellen Studie. Anhand einer schriftlichen Befragung unter Städten in Baden-Württemberg und vertiefenden Expertengesprächen mit Vertretern von Unternehmen und Städten wird auch der Stand der Klimaanpassung beschrieben.

„Das Thema Klimaanpassung ist noch relativ neu für Städte“, so Schipper. „Es ist zwar schon im Bewusstsein der Kommunen angekommen, aber bei der Umsetzung geht es noch langsam voran“. Vor allem kleinere Kommunen hätten finanzielle oder personelle Gründe, das Thema nicht so aktiv anzugehen wie beispielsweise eine Stadt in der Größenordnung von Karlsruhe. Auf die Frage „Wie wichtig ist das Thema Anpassung an den Klimawandel für Ihre Stadt?“ antworteten rund 35 Prozent der kleineren Kommunen (bis 30.000 Einwohner) mit „sehr wichtig“ oder „ziemlich wichtig bzw. wichtig“. Insgesamt haben die Forscher 23 Städte und Kommunen in Baden-Württemberg schriftlich nach ihren Klimaanpassungsstrategien befragt.

Mit diesen Daten konnten die Wissenschaftler die Ergebnisse von regionalen Klimamodellen auswerten, die vom Institut für Meteorologie und Klimatologie des KIT erarbeitet wurden. Damit lassen sich Aussagen darüber machen, wie sich Niederschläge und Temperatur in Zukunft entwickeln könnten. „Wir beobachten hier ein globales Phänomen mit regionalen Auswirkungen“, so Hans Schipper. „Die Städte und Kommunen brauchen diese Informationen, um angemessen auf den Klimawandel reagieren zu können.“

Quelle

Karlsruher Institut für Technologie (KIT) 2016

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