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© © unsplash.com | William Bossen

Arktis: Klimaschädliches Methan strömt zur Meeresoberfläche

Die Klimakrise sorgt für eine bedrohliche Erwärmung unserer Meere. Besonders in der Arktis sind die Auswirkungen fatal. Dort erwachen „die schlafenden Riesen des Kohlenstoffkreislaufs“, wie Forscher beobachten. Ein weiterer Kipppunkt steht bevor.

Eine Messfahrt des russischen Forschungsschiffs Akademik Keldysh kam mit beunruhigenden Daten von einer Expedition zurück. Ein internationales Forscherteam war in der Arktis vor der ostsibirischen Küste unterwegs, in der sogenannten Laptewsee. Und dort dokumentierten sie Wolken von Blasen, die an einem 150 Kilometer langen und zehn km breiten Abschnitt aus 350 Metern Tiefe aufstiegen. Chemische Analysen an Bord erkannten hohe Methankonzentrationen dieser Blasen. Der Guardian berichtete zuerst.

Die Blasen bestehen aus Methanhydrat, einem Gas, dass normalerweise in erstarrtes Eis eingelagert ist. Wenn aus Methanlagerstätten tief unter dem Meeresboden Gasblasen aufsteigen, dann gefriert das Gas unter bestimmten Bedingungen zu Gashydrat. Diese Bedingungen finden sich vor allem an Kontinentalabhängen, wo der Druck hoch und die Temperatur niedrig ist. Auch in den Permafrostböden der Arktis gibt es solche Vorkommen. Nach Schätzungen von Geologen finden sich weltweit bis zu zwölf Billionen Tonnen Methanhydrat. Darin wäre dann mehr als doppelt so viel Kohlenstoff gebunden, wie in allen Erdöl-, Erdgas- und Kohlevorräten.

Gelangt Methan in die Atmosphäre hat es anfangs einen 20 bis 30 Mal stärkeren Treibhausgaseffekt als CO2. Mit einer Verweildauer von ca. 15 Jahren bleibt es zumindest deutlich kürzer dort als Kohlendioxid. Noch ist das Gas im Wasser der Laptewsee selbst gelöst und bislang nicht in die Atmosphäre gelangt, so die Forscher. Doch dies sei nur eine Frage der Zeit.

Warum gelangt das Methan an die Oberfläche?

Dass Methanhydrat überhaupt in die Laptewsee gelangen konnte, liegt vor allem an den steigenden Meerestemperaturen – eine Folge des Klimawandels. Ozeane nehmen etwa 90 Prozent der globalen Erwärmung auf, die infolge der Treibhausgas-Emissionen rasant voranschreitet. Vor allem aus dem atlantischen Ozean gelangt wärmeres Wasser in die Arktis. Steigt dort die Wassertemperatur entweicht das Methan ins Meer und steigt mit der Zeit nach oben.

Auch fehlen der Arktis zu dieser Jahreszeit die Eismassen. Die Arktische Region erlebte im Sommer bislang nie dagewesen Temperaturen. Im Mai gab es bereits eine erste Hitzewelle und im Juli stieg das Thermometer in Sibirien kurzzeitig auf 38 Grad Celsius. Später im Juli zeigte das Thermometer im norwegischen Spitzbergen 21,7 Grad. Normalerweise ist es dort auch zu dieser Zeit gerade einmal knapp sechs Grad warm. Die Folge: Das arktische Eis ging früher im Jahr zurück und beginnt erst langsam sich wieder zu bilden.

Ein Teufelskreislauf setzt ein

Dadurch erwärmen sich die Meere und auch die Atmosphäre noch stärker – ein Teufelskreis. In arktischen Regionen steigt die globale Erwärmung voraussichtlich doppelt so stark an, wie in den meisten anderen Regionen der Welt. Und gelangt das Methan aus der Laptewsee in die Atmosphäre, könnte dies die Globale Erwärmung noch einmal beschleunigen. Damit gilt auch das Methanhydrat als sogenanntes Kippelement unserer Erde. Durch Rückkopplungseffekte verstärkt sich die Klimakrise immer weiter.

Eisfreie Sommer in der Arktis werden in Zukunft wohl zur Regel und lassen sich selbst mit ehrgeizigen Klimaschutzzielen nicht mehr verhindern. Doch zumindest die Häufigkeit dieses Ereignisses ließe sich noch mindern. Nur bei einer Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad würden eisfreie Sommer die Ausnahme bleiben. Bei einer Begrenzung der Klimaerwärmung auf zwei Grad wäre der Nordpol wahrscheinlich in der Hälfte der Sommer bis 2050 weitgehend eisfrei. Bei noch stärker steigenden Temperaturen dagegen wären eisfreie Sommer die Regel, mit fatalen Folgen für Umwelt und Klima.

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion “energiezukunft“ (mf) 2020 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung weiterverbreitet werden! | energiezukunft | Heft 28 / 2019 | „Urbane Energiewende“ |  Jetzt lesen | Download

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