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Richard Märlein | dgs.de | Das Verursacherprinzip

© Richard Märlein | dgs.de | Das Verursacherprinzip

Das Klima hat sich schon immer geändert. Was folgern Sie?

Dieses Argument hat wohl schon jeder schon gehört, als Einwand gegen die Erkenntnisse der Klimaforscher zur globalen Erwärmung: „Das Klima hat sich schon immer geändert!“

Und es stimmt: Klimaveränderungen gab es auch schon, bevor der Mensch anfing fossile Brennstoffe zu verbrennen. Aber was kann man daraus schließen?

Ein schnelles Quiz

Folgern Sie…

  1. dass der Mensch das Klima gar nicht verändern kann?
  2. dass wir nicht wissen, ob der Mensch an der globalen Erwärmung schuld ist?
  3. dass die globale Erwärmung keine schlimmen Folgen haben wird?
  4. dass wir die globale Erwärmung gar nicht stoppen können?

Die Auflösung

Keine einzige dieser Antworten ist korrekt. Keine diese Folgerungen wäre logisch schlüssig. Warum nicht?

(1) Der gegenteilige Schluss ist richtig: hätte das Klima sich im Verlauf der Erdgeschichte kaum geändert (trotz variabler Sonneneinstrahlung und variabler CO2-Mengen in der Atmosphäre), dann würden wir folgern, dass es stabilisierende Rückkopplungen im Klimasystem gibt. Gerade die drastischen Klimaänderungen der Erdgeschichte (Eiszeiten, Heißzeiten) belegen, dass das Klimasystem empfindlich auf Störungen im Strahlungshaushalt reagiert. Das Maß für diese Empfindlichkeit ist die Klimasensitivität: wie viel globale Erwärmung bringt eine CO2-Verdoppelung in der Luft? Erstmals vom Nobelpreisträger Svante Arrhenius im Jahr 1896 berechnet, beträgt diese Klimasensitivität nach modernem Kenntnisstand 3 °C (Unsicherheit ±1 °C).

Paläoklimatologen bestimmen die Klimasensitivität aus den Daten der Erdgeschichte. Ein aktueller Übersichtsartikel aus Nature über diese Methode ergab „eine Erwärmung um 2,2 bis 4,8 °C pro Verdoppelung der CO2-Konzentration, was mit den Abschätzungen des IPCC übereinstimmt“. Kurz gesagt: je stärker vergangene Klimaänderungen desto empfindlicher das Klimasystem, und desto stärker wird es auch auf die vom Menschen eingebrachten Treibhausgase reagieren.

(2) Stellen Sie sich vor, es hat einen Waldbrand gegeben. Die Polizei hat umfangreiche Beweise, dass es Brandstiftung war. Sie kennt die Stelle, wo das Feuer begann. Sie hat dort Brandbeschleuniger gefunden. Zeugen haben zum fraglichen Zeitpunkt dort einen Mann beobachtet, dessen Auto in der Nähe parkte. In seinem Kofferraum findet man Flaschen mit Brandbeschleuniger, in seinem Haus findet man noch mehr davon. Er ist als „Feuerteufel“ mehrfach vorbestraft. Und noch einige Indizien mehr. Vor Gericht verteidigt er sich: Waldbrände habe es immer schon gegeben, durch Blitzschlag, schon vor es überhaupt Menschen auf der Erde gab. Deshalb sei er unschuldig. Überzeugt Sie das Argument?

Die Beweise für die menschliche Ursache der globalen Erwärmung sind erdrückend. Deshalb gibt es dazu seit langem einen Konsens unter Klimaforschern. Der wichtigste Beleg: wenn es wärmer wird, muss die Energie dafür irgendwoher kommen (1. Hauptsatz der Thermodynamik). Dafür kommt nur die Strahlungsbilanz unseres Planeten infrage. Die Veränderungen in dieser Energiebilanz sind gut bekannt und stehen vorn in jedem IPCC-Bericht – siehe Abb. 1. Der größte Faktor ist der Anstieg der CO2-Konzentration sowie einige weitere, ebenfalls vom Menschen ausgestoßene Treibhausgase. Die Sonnenaktivität hat sich minimal geändert – seit 1950 übrigens hat sie sogar abgenommen, Stichwort „kalte Sonne“.

Hier können Sie den Bericht weiterlesen

 

Quelle

Spektrum.de /Scilogs 2017

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