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Klimawandel und geringere Luftverschmutzung erklären weltweiten Nebelschwund

Durch fein verteilte Wassertröpfchen in der Luft entsteht Nebel – ein alltägliches meteorologisches Phänomen. Doch es wird immer seltener: Experten beobachten weltweit an Hunderten von Wetterstationen die Abnahme der Nebelhäufigkeit oder der Nebelintensität.

„Über die Gründe dafür wurde bislang bestenfalls spekuliert“, meint Prof. Dr. Otto Klemm von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU). Der Klimatologe hat nun gemeinsam mit seinem Fachkollegen Prof. Neng-Huei Lin von der Taiwan National Central University erstmals untersucht, ob der Klimawandel die Ursache für den Rückgang sein könnte oder eine geringere Luftverschmutzung. Tatsächlich könne beides den Nebelschwund erklären, so das Fazit. 

Für spezielle Bedingungen der Nebelphysik, nämlich für eine relative Luftfeuchte knapp unter 100 Prozent, wiesen die Forscher nach: Eine Temperaturerhöhung um 0,1 Grad Celsius kann die Sichtweite um denselben Betrag verbessern wie eine Reduktion der Luftschadstoff-Konzentrationen um zehn Prozent. Folglich kann sowohl der Klimawandel dazu führen, dass Nebel abnimmt, als auch eine verbesserte Emissionskontrolle von Luftschadstoffen. Denn durch den geringeren Schadstoffausstoß nimmt die Konzentration an „Schmutzteilchen“ (Aerosolpartikeln) in der Luft ab, an denen das Wasser kondensiert. 

„Bei allen Veränderungen in der Atmosphäre ist es wichtig, sie zu quantifizieren und zu verstehen. Nur dann können wir aus dem Beobachteten lernen und möglicherweise die gewünschten Entwicklungen begünstigen“, unterstreicht Otto Klemm. Nebel sorgt für charakteristische Bedingungen in verschiedenen Ökosystemen, sodass sein vermehrtes oder selteneres Auftreten gravierende Folgen haben kann. Beispielsweise vermindert Nebel die Sonneneinstrahlung und sorgt für die Benetzung von Blattoberflächen. Es gibt Pflanzenarten und ganze Ökosysteme, die von einer nebeligen Umwelt abhängig sind. 

Außerdem hat Nebel auch direkte Auswirkungen auf das menschliche Leben. „Dunst oder Nebel als Folge von Luftverschmutzung ist zwar in Deutschland kein großes Thema mehr. Weltweit betrachtet sieht das aber ganz anders aus“, unterstreicht Otto Klemm. „Im brasilianischen São Paulo beispielsweise wird der Straßen- und Flugverkehr regelmäßig durch Nebel beeinflusst, und es kommt auch immer wieder zu teils schweren Unfällen deswegen. Für Verkehrsplaner ist es daher wichtig zu verstehen, wann und in welcher Dichte der Nebel auftritt.“ 
Messungen weltweit dokumentieren den Nebelrückgang. So hat sich beispielsweise in São Paulo die Zahl der Nebeltage von über 144 pro Jahr in den frühen 1950er Jahren auf gut 70 halbiert. In Los Angeles hat die Zahl im selben Zeitraum sogar von 200 auf 30 abgenommen. An vielen Orten in China nimmt der Nebel seit den 1990er-Jahren oder seit den frühen 2000er-Jahren ab.

Originalpublikation: 
Klemm, O. Lin, N.-H. (2015) What Causes Observed Fog Trends: Air Quality or Climate Change? Aerosol and Air Quality Research, doi: 10.4209/aaqr.2015.05.0353

Quelle

Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) 2015

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