Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Bewohner der Arktis aus?
Polarstern-Expedition untersucht Wechselwirkungen zwischen Atmosphäre, Eis und Ozean und Effekte auf die Lebewelt.
49 Atmosphären- und Wolkenforscher, Meereisphysiker, Meeresbiologen und Biogeochemiker starten am Mittwoch, den 24. Mai 2017 von Bremerhaven aus zu einer gemeinsamen Expedition Richtung Spitzbergen. An Bord des Forschungsschiffes Polarstern vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) eint sie über alle Fachdisziplinen hinaus die Frage: Wie verändert sich das Klima der Arktis und wie wirkt sich das aus? Von Longyerbyen (Spitzbergen) aus starten parallel die AWI-Forschungsflugzeuge Polar 5 und Polar 6 zu Atmosphärenmessungen aus der Luft
„Wir interessieren uns besonders für den Polardorsch, denn er hat als Hauptnahrungsquelle für Robben und Vögel eine Schlüsselrolle im arktischen Ökosystem“, sagt Dr. Hauke Flores. Der Biologe vom Alfred-Wegener-Institut ist ab Bremerhaven an Bord und übernimmt nach kurzem Zwischenstopp am 21. Juni in Longyearbyen (Spitzbergen) die Leitung des zweiten Expeditionsabschnitts. Junge Polardorsche nutzen häufig den Lebensraum an der Unterseite des Meereises, der ihnen als Jagdrevier und Unterschlupf vor Räubern dient. Bedingt durch den Klimawandel vermindert sich die räumliche Ausdehnung des Untereis-Lebensraumes zusehends.
„Wir werden die räumliche Verteilung des Polardorsches, seiner Nahrungsgrundlagen, seiner Fressfeinde und anderer Umweltparameter simultan beproben. So können wir die Überlebensfähigkeit der Fische und der von ihnen abhängigen Warmblüter einschätzen und Aussagen über ihre Empfindlichkeit gegenüber dem Klimawandel treffen“, so Hauke Flores. „Neben den aktuellen Beobachtungen freue ich mich besonders auf den Austausch mit den Wissenschaftlern aller Fachdisziplinen. Denn an Bord haben wir Arktisinteressierte die einmalige Gelegenheit, uns über lange Zeit intensiv über unsere Forschungsthemen auszutauschen“, so sein Ausblick auf die kommenden zwei Monate bis zum Expeditionsende Mitte Juli im norwegischen Tromsø.
Im Anschluss an diese Expedition nutzen AWI-Tiefseeforscher und Kollegen die Polarstern für biologische und ozeanographische Langzeituntersuchungen im sogenannten AWI-Hausgarten. In der Framstraße zwischen Grönland und Spitzbergen sind Mitglieder der Helmholtz-Allianz ROBEX im August und September unterwegs, um unter anderem den Tiefsee-Roboter Tramper nach einem Jahr Arktiseinsatz zu bergen. Die letzte diesjährige Arktis-Expedition führt ab Mitte September nach Ostgrönland, wo Ozeanographen und Glaziologen gemeinsam den Mechanismen schmelzender Gletscher auf den Grund gehen. Die Polarstern wird Mitte Oktober in ihrem Heimathafen Bremerhaven zurückerwartet.
Quelle
Alfred-Wegener-Institut | Helmholtz-Zentrum
für Polar- und Meeresforschung 2017