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Viele Deutsche wissen nicht, was Nachhaltigkeit ist

Forsa-Umfrage im Wissenschaftsjahr Zukunftsprojekt ERDE: Mehr als jeder dritte Deutsche hat keine konkrete Vorstellung, was der Begriff „Nachhaltigkeit“ bedeutet. So lautet das Ergebnis einer aktuellen Forsa-Umfrage zum Start des Wissenschaftsjahres 2012 – Zukunftsprojekt Erde. Nur acht Prozent der Befragten verbinden Nachhaltigkeit spontan mit Umwelt- und Naturschutz oder dem sorgsamen Umgang mit Ressourcen, vier Prozent mit regenerativer Energie. Dabei ist die Forschung auf diesen und weiteren Gebieten aktiv, um neue Ansätze für nachhaltige Entwicklungen zu finden. Welche Chancen und Herausforderungen es gibt, zeigt das Wissenschaftsjahr Zukunftsprojekt Erde in den kommenden Monaten.

Insgesamt 36 Prozent der Befragten der Forsa-Umfrage konnten spontan nicht sagen, was sie mit „Nachhaltigkeit“ verbinden. Erst nach bestimmten Bereichen gezielt gefragt, wird das Meinungsbild klarer. Um die Welt nachhaltiger zu gestalten, ist 78 Prozent der Befragten ein gutes Bildungssystem sehr wichtig, das die Grundlage für die Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit genauso wie für ökonomische Entwicklung und zukunftsorientierte Forschung bietet.

Auch die Energieversorgung und das Finanzsystem spielen für die Deutschen beim Thema Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle: Der Ausbau erneuerbarer Energien und der Abbau der Staatsverschuldung liegen jeweils 55 Prozent der Befragten besonders am Herzen. Eine klimaschonende und umweltfreundliche Industrieproduktion halten 54 Prozent für sehr wichtig.

Es folgen der sorgsame Umgang mit Ressourcen – zum Beispiel die Vermeidung und Wiederverwertung von Abfällen – und das Recycling von Rohstoffen aus elektronischen Geräten (jeweils 47 Prozent). Als weniger wichtig wird mit 18 Prozent der Kauf ökologischer Produkte bewertet.

„Ob bei Konsumverhalten, Finanzwirtschaft oder Klima- und Umweltschutz: Nachhaltigkeit betrifft alle Lebensbereiche“, so Ministerialdirigent Wilfried Kraus, Leiter der Unterabteilung Nachhaltigkeit, Klima, Energie im Bundesministerium für Bildung und Forschung und Leiter der Projektgruppe Wissenschaftsjahr 2012 – Zukunftsprojekt Erde.

„Die Forschung für nachhaltige Entwicklungen bietet Politik und Gesellschaft die Grundlage, um zu entscheiden: Wie wollen wir leben? Wie müssen wir wirtschaften? Wie können wir unsere Umwelt bewahren?“ Das Wissenschaftsjahr 2012 – Zukunftsprojekt Erde möchte diese verschiedenen Dimensionen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen – und zugleich über den Beitrag, den die Forschung für nachhaltige Entwicklungen leistet, informieren und diskutieren.

Im Fokus stehen dabei insbesondere junge Menschen, bei denen – wie die Forsa-Umfrage zeigt – Nachhaltigkeitsziele weniger verankert sind als bei älteren Befragten. So finden beispielsweise nur 37 Prozent der 18- bis 29-Jährigen den Abbau der Staatsverschuldung sehr wichtig – gegenüber 55 Prozent der Gesamtbevölkerung und 68 Prozent der über 60-Jährigen.

Eine ähnliche Diskrepanz zeigt sich bei der Wiederverwertung von Elektroschrott: 37 Prozent der jüngeren Befragten räumen diesem Punkt Bedeutung ein, bei den Älteren sind es 52 Prozent. „Dabei schlummern beispielsweise Millionen Handys in deutschen Schubladen – und mit ihnen wertvolle Metalle, die sich wiederverwerten lassen“, so Wilfried Kraus. „Um darauf aufmerksam zu machen und über Recycling aufzuklären, wird es im Rahmen des Wissenschaftsjahres eine Informations- und Sammelaktion zu Mobiltelefonen geben.“

Ein weiteres Thema des Wissenschaftsjahres Zukunftsprojekt Erde ist „Urban Gardening“, also die Begrünung brachliegender städtischer Flächen. Immerhin jeder vierte Befragte hält diese Maßnahme für sinnvoll, um das Leben in Städten nachhaltiger zu gestalten.

Nachhaltigkeit vor Ort: in der ZukunftsWerkStadt

Als konkrete lokale Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit in den Städten plädieren die Befragten für mehr Grünflächen, einen verbesserten Umweltschutz, eine durchdachte Bauplanung, den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, mehr Investitionen ins Bildungssystem, sorgfältiges Wirtschaften, die Einsparung von Energie bzw. die Nutzung erneuerbarer Energien, die Schonung der Ressourcen und mehr Familienfreundlichkeit.

Damit diese und weitere Ideen rund um nachhaltige Stadtentwicklung vorangetrieben und mit Leben gefüllt werden, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen des Wissenschaftsjahres den Wettbewerb „ZukunftsWerkStadt“ ins Leben gerufen.

27 Städte und Landkreise wurden eingeladen, gemeinsam mit ihren Bürgerinnen und Bürgern Konzepte für mehr Nachhaltigkeit im kommunalen Alltag auszuarbeiten, unterstützt von Forschungseinrichtungen. 15 bis 20 Städte, deren Ideen besonders überzeugen, erhalten maximal 250.000 Euro, um ihre Beiträge in die Tat umzusetzen.

Ziel der ZukunftsWerkStadt ist es, dass Bürgerinnen und Bürger sich mit nachhaltigen Konzepten in ihrer Stadt oder ihrem Landkreis auseinandersetzen und ihre individuellen Ideen und Wünsche einbringen.

Auch wenn sich die meisten unter dem abstrakten Begriff „Nachhaltigkeit“ wenig vorstellen können: Nach ihrem konkreten Handeln gefragt, zeichnete sich bei den meisten Befragten ab, dass sie einen Beitrag im eigenen Alltag leisten: indem sie etwa versuchen, Energie zu sparen (95 Prozent tun dies nach eigener Aussage „immer“ oder „meistens“), beim Kauf von Haushaltsgeräten auf einen niedrigen Energieverbrauch achten (91 Prozent), oder gezielt Produkte wie Obst oder Gemüse aus der Region kaufen (79 Prozent).

Quelle

Redaktionsbüro Wissenschaftsjahr 2012 Zukunftsprojekt Erde 2012

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