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boell.de | Billig, umweltschädlich, qualvoll und ungesund – so haben sich große Teile der Tierhaltung in den letzten Jahren präsentiert. Das muss nicht so sein. Der neue Fleischatlas zeigt, wie eine bessere Tierhaltung funktionieren kann.

© boell.de | Billig, umweltschädlich, qualvoll und ungesund – so haben sich große Teile der Tierhaltung in den letzten Jahren präsentiert. Das muss nicht so sein. Der neue Fleischatlas zeigt, wie eine bessere Tierhaltung funktionieren kann.

Fleischatlas 2018 – Rezepte für eine bessere Tierhaltung

Kein anderer Sektor trägt so massiv zum Verlust der Artenvielfalt, der Rodung von Wäldern und der Zerstörung unseres Klimas, der Gefährdung unserer Gesundheitssysteme und zum Leid der Tiere bei wie die industrielle Fleischproduktion. Die Folgen sind wissenschaftlich belegt und Land auf und ab diskutiert. 

Jetzt ist es höchste Zeit zu handeln: Sollen die Ziele der globalen Nachhaltigkeitsagenda 2030 und das Pariser Klimaabkommen erreicht werden, muss die Fleischproduktion grundlegend umgebaut werden.

Die Heinrich-Böll-Stiftung, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Le Monde Diplomatique haben heute in Berlin den „Fleischatlas 2018 – Rezepte für eine bessere Tierhaltung“ veröffentlicht. Der nunmehr vierte Fleischatlas enthält zahlreiche Daten, Fakten und Grafiken zu den drängendsten Problemen der industriellen Fleischproduktion und konkrete Lösungsansätze für eine bessere Tierhaltung.

Ein ökologischer Wandel in der Tierhaltung sei nur mit neuen politischen Strategien und einem geschärften Bewusstsein bei Verbrauchern möglich, so die Organisationen. Der BUND und die Heinrich-Böll-Stiftung werfen der Bundesregierung Handlungsunwilligkeit vor und fordern den dringend notwendigen Umbau der Nutztierhaltung endlich zu beginnen. Dazu gehöre auch, eine verpflichtende Kennzeichnung bei Fleisch einzuführen – vergleichbar der Eier-Kennzeichnung, die dazu geführt habe, dass Eier aus Käfighaltung ausgelistet wurden.

Ein zentrales Problem der industriellen Tierhaltung sei die exorbitante Güllebelastung der deutschen Böden und Grundwasser. Dagegen könne laut BUND und Heinrich-Böll-Stiftung nur eine Abgabe auf Stickstoffüberschüsse und eine konsequente Begrenzung der Tiermengen pro Hektar helfen. Der Richtwert dürfe zwei Großvieheinheiten pro Hektar nicht überschreiten, das sind zwei Rinder oder zehn ausgewachsene Schweine. Es sei deshalb unumgänglich, dass einzelne Gemeinden wie Vechta oder Cloppenburg in Niedersachsen ihre Bestände massiv abstocken.

Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, sagte: „Qualvoll, umweltschädlich, ungesund und billig – das charakterisiert heute die industrielle Tierproduktion. Das muss sich dringend ändern. Zudem trägt kein anderer Sektor so massiv zum Verlust der Artenvielfalt, zur Zerstörung des Klimas, zur Überdüngung und zur Gefährdung unserer Gesundheit bei wie die industrielle Fleischproduktion. Laut Prognosen wird die Nachfrage nach Fleisch bis zum Jahr 2050 voraussichtlich noch einmal um bis zu 85 Prozent steigen. Ohne Umsteuern, vor allem in den Industrieländern, ist dies ein Garant fürs weitere Aufheizen der Atmosphäre, für globale Ungleichheit, Hunger und Tierleid. Es ist höchste Zeit, dass politisch umgesteuert wird. Ein Hebel dazu ist eine grundlegende Reform der EU-Agrarpolitik. Jedes Jahr gibt die EU knapp 60 Milliarden Euro für agrarpolitische Maßnahmen aus. Dieses Geld sollte zukünftig in Maßnahmen für eine ökologischere und tiergerechtere Landwirtschaft fließen, damit der Graben zwischen umweltpolitischen Notwendigkeiten und den Wünschen der Verbraucherinnen und Verbraucher und der Landwirtschaft nicht noch größer wird. Der Fleischatlas 2018 zeigt konkret für Deutschland praktikable Lösungsstrategien für eine ökologische und global nachhaltige Gestaltung der Fleischproduktion.“

Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender, sagte: „Abgesehen von Ankündigungen ist in den vergangenen Jahren wenig passiert, um die Bedingungen in der Nutztierhaltung zu verbessern. Die Bundesregierung muss noch in diesem Jahr die Weichen für einen nachhaltigen Umbau der Tierhaltung stellen. Saubere Gewässer und gesunde Böden kann es nur geben, wenn die Tierhaltung wieder an die Fläche gebunden wird. Wichtig ist dabei auch die Einführung einer verbindlichen staatlichen Haltungskennzeichnung. Ein freiwilliges Tierwohllabel mit laschen Anforderungen, wie es Agrarminister Christian Schmidt vorschlägt, reicht für eine echte Trendwende nicht aus. Ein tiergerechter, ökologischer Wandel der Tierhaltung wird von einer Mehrheit der Menschen in Deutschland unterstützt, dem muss die neue Regierung Rechnung tragen.“

Der neue „Fleischatlas 2018“ (pdf) von Heinrich-Böll-Stiftung, BUND und Le Monde Diplomatique präsentiert auf über 50 Seiten zahlreiche Grafiken, Zahlen und Fakten rund um Fleischproduktion und -konsum in Deutschland. Gedrucktes Exemplar bestellen

"Fleischatlas 2018 von BUND, Heinrich-Böll-Stiftung, Le Monde Diplomatique"
Quelle

Heinrich Böll Stiftung 2018 | BUND 2018

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