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© pixabay.com | TheDigitalArtist | Menschengemachte Dinge können als eigene Sphäre im Erdsystem betrachtet werden – die Technosphäre.

Technosphäre: Menschengemachte Dinge wiegen Leben auf der Erde auf

Von Menschen erschaffene Dinge wiegen ebenso viel wie alle Lebewesen auf der Erde, von der Bakterie bis zum Menschen. Das Konzept der Technosphäre soll helfen, den Effekt der menschengemachten Dinge auf die Erdsysteme funktional zu modellieren.

22.07.2025 – Der Mensch hat in den letzten Jahrhunderten tiefgreifende Spuren auf dem Planeten hinterlassen – sichtbar etwa in Straßen, Gebäuden, Maschinen und Abfällen. Eine Studie schlägt vor, diese Welt der Dinge als eigene Erdsphäre zu verstehen, die Technosphäre.

Das Erdsystem umfasst die Gesamtheit aller miteinander vernetzten Sphären unseres Planeten: die Atmosphäre (Lufthülle), Hydrosphäre (Wasser), Lithosphäre (Gestein und Boden), Biosphäre (alles Leben) und die Kryosphäre (Eis und Schnee). Diese Sphären stehen in ständiger Wechselwirkung und beeinflussen einander. Die Erdsystemwissenschaft untersucht diese Zusammenhänge, um globale Umweltveränderungen besser zu verstehen. Das Technosphären-Konzept soll den menschengemachten Teil der Erde systematisch erfassbar und modellierbar machen – und damit gezieltere Nachhaltigkeitsmaßnahmen ermöglichen.

Menschengemachte Dinge

Die Technosphäre umfasst ausschließlich nicht-lebende Objekte und Materialien, die vom Menschen geschaffen oder umgestaltet wurden und aktiv genutzt werden – etwa Gebäude, Maschinen, Fahrzeuge oder Werkzeuge. Eine klare Abgrenzung gibt es etwa zur Biosphäre, zu der alle lebenden Organismen wie Menschen, Tiere und Pflanzen gehören.

Die Masse der Technosphäre umfasst etwa eine Billion Tonnen. Etwa die Hälfte machen Gebäude aus und ein Drittel die Verkehrsinfrastrukturen. Die beweglichen Einheiten, die hauptsächlich aus Fahrzeugen, Schiffen und Maschinen bestehen, machen weniger als zwei Prozent der Gesamtmasse der Technosphäre aus, sind aber vergleichbar mit der Biomasse aller Tiere auf der Erde. Seit 1900 wächst die Technosphäre exponentiell mit einem langfristigen Anstieg von mehr als 3 Prozent pro Jahr. Dies führt zu einer Verdopplung alle 20 Jahre.

Abfall ist nicht Teil der Technosphäre

Im Zusammenspiel mit anderen Sphären ist die Technosphäre ein dynamisches System. Materialien treten in sie ein, wenn sie in Gebrauch genommen werden, und verlassen sie wieder, sobald ihre Nutzfunktion endet – etwa durch Abnutzung, Stilllegung oder Entsorgung. In diesem Moment beginnen Übergänge in andere Erdsphären. Die Prozesse der Müllentsorgung, Recycling und Wiederverwertung sind Übergänge zwischen Technosphäre und anderen Sphären.

Die Abgrenzung der Technosphäre von Abfall ist ein entscheidender Faktor. Müllmaterialien haben andere Verweilzeiten, Transportwege und Umweltwirkungen als genutzte Materialien. Müll wird in diesem Modell größtenteils in natürliche Sphären eingegliedert. Plastik im Meer ist demnach Teil der Hydrosphäre, Deponien sind Teil der Lithosphäre und Emissionen aus Müllverbrennung sind Teil der Atmosphäre. Dort werden Umweltwirkung und Schadstoffpotential modelliert.

Wie der Mensch das Erdsystem prägt

Die Technosphäre ist damit nicht nur ein theoretisches Konzept, sondern Ausdruck realer, tiefgreifender Veränderungen im Erdsystem. Die schiere Masse menschengemachter Objekte übersteigt mittlerweile die gesamte globale Biomasse – ein deutliches Zeichen dafür, dass der Mensch zu einem geologischen Akteur geworden ist.

Die Studie ist ein Schritt, die Rolle des Menschen im Erdsystem wissenschaftlich präziser zu fassen. Die Technosphäre prägt das Erdsystem massiv, beeinflusst Klimawandel, Ressourcenverbrauch und Umwelt. Ein besseres Verständnis und Modellieren der Technosphäre soll helfen, nachhaltige Entwicklung und Umweltschutz zu gestalten.

Innerhalb der Earth System Science wird die Technosphäre teilweise bereits explizit als neue Systemkomponente modelliert.

  • Raúl Claro „Die Technosphäre“ | Auf der Erde hat sich eine neue Realität entfaltet: die Technosphäre. Sie überzieht den Planeten mittlerweile nahezu lückenlos und macht uns immer abhängiger.
Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion “energiezukunft“ (jb) 2025 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung weiterverbreitet werden! | energiezukunft | Heft 38/2025 | „Quo vadis Europa? Energiewende zwischen Vision und Wirklichkeit“ | Download

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