Bern meldet Rekordzubau für 2020
Nach dem knappen Nein zum CO2-Gesetz braucht die Schweiz nun wirksame Maßnahmen, um den Verbrauch den fossilen Energien zu reduzieren. Das größte Potenzial dazu hat Solarstrom. Der solare Zubau hat sich in 2020 um 30 bis 39 Prozent erhöht.
Die Schweiz sucht weiterhin nach neuen Wegen, um dem Ausstoß von Kohlendioxid schnell zu reduzieren. Vor allem beim Heizen und in der Mobilität liegen wichtige Heben, da die beide Sektoren für rund die Hälfte der Kohlendioxidemissionen verantwortlich sind. Der erhöhte Schweizer Strombedarf kann zu einem Großteil aus Solarstrom gedeckt werden.
Dazu passt die auf der Schweizer Nationaltagung in Bern präsentierte positive Ökobilanz der Photovoltaik. Innerhalb von zehn Jahren habe sich die Bilanz massiv verbessert: Der CO2-Ausstoss kann demnach über den ganzen Lebenszyklus halbiert werden, eine Photovoltaikanlage liefert während ihrer Lebensdauer 15 bis 20 Mal mehr Energie als ihre Herstellung benötigt.
Hehre Ziele und wichtigste nächste Schritte
Die Energieperspektiven 2050+ des Bundesrats rechnen mit jährlich 34 Terawattstunden Solarstromproduktion bis 2050. Aus Sicht des Branchenverbands Swissolar sind gar 45 Terawattstunden erreichbar. Dafür muss der jährliche solare Zubau zügig um den Faktor 3 bis 4 gesteigert. Davon würde auch die Wirtschaft profitieren: Laut einer Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) könnte eine Solaroffensive in den nächsten fünf Jahren rund 10.000 neue Jobs schaffen.
Der neue Swissolar-Präsident ist Nationalrat Jürg Grossen, von der Grünliberalen Partei Schweiz (GLP). Er betont auf der Tagung in Bern, dass der solare Ausbau in der Schweiz vorwiegend auf Dächern und an Fassaden von Gebäuden stattfinden muss. Nach einer neuen Auswertung von Swissolar bergen kleinere und mittlere Anlagen von unter 150 Quadratmetern auf den Dächern von Ein- und Mehrfamilienhäusern fast die Hälfte des einfach zu erschließenden Solarpotenzials. Deshalb brauche es gerade in diesem Segment Investitionssicherheit. Hilfreich wäre ein minimaler Rückliefertarif von zehn Rappen pro Kilowattstunde, wie ihn kürzlich der Verband unabhängiger Energieerzeuger vorgeschlagen hat.
Alpinsolar: die solare Staumauer
Mittelfristig wird auch die Winterproduktion von Strom wichtiger. Alpine Solaranlagen haben eine deutlich höhere Winterproduktion als solche im Mittelland. Das zeigt unter anderem das Projekt Alpinsolar von Axpo am Muttsee, über das die photovoltaik bereits ausführlich berichtete.
In der Schweizer Politik bewegt sich einiges in die richtige Richtung: Mit dem vom Bundesrat vorgestellten „Bundesgesetz über eine sichere Stromversorgung mit erneuerbaren Energien“ soll mittels Anpassung der Förderung und mit Änderungen im Strommarkt ein jährlicher Solarstromausbau von 700 Megawatt erreicht werden. Immerhin ist das fast eine Verdoppelung des heutigen Zubaus, wenn auch noch nicht genug. Aus Sicht von Swissolar bedarf es allerdings noch einer Anpassung seitens des Schweizer Parlaments.
Quelle
Der Bericht wurde von der Redaktion „photovoltaik“ (nhp) 2021 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung weiterverbreitet werden! | photovoltaik.eu 2021 | photovoltaik 05/2021 | Inhalt | Einzelheftbestellung