‹ Zurück zur Übersicht
Depositphotos | pedro2009

© Depositphotos | pedro2009

Rekordwachstum bei erneuerbaren Energien, aber Fortschritt muss fair für alle sein

Der Kapazitätszuwachs erreichte 2023 einen neuen Rekordwert von 473 Gigawatt, viele Länder profitieren jedoch nicht vom Nutzen der Energiewende.

Laut dem Bericht Renewable Capacity Statistics 2024, der soeben von der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) veröffentlicht wurde, wurde im Jahr 2023 mit einer Gesamtkapazität von 3 870 Gigawatt (GW) weltweit ein neuer Rekord bei erneuerbaren Energien im Stromsektor aufgestellt. 86 % des Kapazitätszuwachses entfielen auf erneuerbare Energien; allerdings ist dieses Wachstum ungleichmäßig auf die Länder verteilt, womit das Ziel einer Verdreifachung der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bis 2030 in weite Ferne gerückt ist.

Asien steht beim 473 GW starken Ausbau der erneuerbaren Energien mit einem Anteil von 69 % (326 GW) erneut an der Spitze. Getragen wurde dieses Wachstum von China, dessen Kapazität um 63 % auf 297,6 GW anstieg. Dies spiegelt die eklatante Diskrepanz zu anderen Regionen wider; die überwiegende Mehrheit der Entwicklungsländer hinkt trotz des enormen Wirtschafts- und Entwicklungsbedarfs weiterhin hinterher. Auch wenn in Afrika ein gewisses Wachstum zu verzeichnen ist – im internationalen Vergleich schneidet es mit seinem Anstieg von 4,6 % auf eine Gesamtkapazität von 62 GW schlecht ab.

Francesco La Camera, Generaldirektor der IRENA, dazu: „Dieser außergewöhnliche Anstieg beim Kapazitätszuwachs aus erneuerbaren Energien führt vor Augen, dass erneuerbare Energien die einzige Möglichkeit sind, die wir haben, um die Energiewende im Einklang mit den Zielen des Pariser Abkommens zu beschleunigen. Dennoch sind die Daten auch ein Anzeichen dafür, dass der Fortschritt nicht schnell genug verläuft, um die gemäß dem 1,5°C-Szenario des World Energy Transitions Outlook von IRENA erforderlichen 7,2 TW an erneuerbarer Energie innerhalb der nächsten sieben Jahre zuzubauen.“

Dem fügte er hinzu: „Es bedarf dringender politischer Maßnahmen und einer globalen Kurskorrektur, um strukturelle Hindernisse erfolgreich zu überwinden und Wertschöpfung vor Ort in Schwellen- und Entwicklungsländern zu schaffen, die bei diesem Fortschritt großteils das Nachsehen haben. Angesichts der geografischen wie auch technologischen Konzentration besteht die Gefahr, dass sich die Dekarbonisierungskluft noch weiter vergrößert, was ein erhebliches Risiko für das Ziel der Verdreifachung darstellt.“

Für China wurde die zunehmende Wettbewerbsfähigkeit von Solar- und Windenergie gegenüber Kohle- und Gaskraftwerken zum wichtigsten Motor für die Entwicklung der erneuerbaren Energien. In der EU sind – neben der zunehmenden Kostenwettbewerbsfähigkeit der erneuerbaren Energien im Vergleich zu fossilen Brennstoffen – vor allem die verstärkte politische Ausrichtung und die zunehmende Sorge um die Energiesicherheit die wichtigsten Treiber für das schnelle Wachstum.

Weitere Regionen, die ein deutliches Wachstum verzeichneten, waren der Nahe Osten mit einem Anstieg von 16,6 % und Ozeanien mit einem Anstieg von 9,4 %. Die G7-Staaten als Gruppe verzeichneten einen Anstieg um 7,6 % mit einem Zubau von 69,4 GW im Vorjahr. Die G20-Staaten wiederum verzeichneten einen Kapazitätszuwachs um 15,0 % auf 3084 GW im Jahr 2023. Um jedoch weltweit auf über 11 TW für das Verdreifachungsziel zu kommen, müssen allein die G20-Staaten 9,4 TW an erneuerbaren Energien bis 2030 erreichen.

Angesichts der nach wie vor dominierenden Stellung der Solarenergie beim Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien wird im Bericht hervorgehoben, dass sich die Wachstumsunterschiede nicht nur auf die geografische Streuung, sondern auch den Einsatz von Technologien auswirkten. Auf die Solarenergie entfielen 73 % des Wachstums erneuerbarer Energien im Vorjahr. Sie kam auf 1 419 GW, gefolgt von der Windenergie mit einem Anteil von 24 %.

Das 1,5°C-Szenario von IRENA empfiehlt eine massive Mittelaufstockung und eine verstärkte internationale Zusammenarbeit zur Beschleunigung der Energiewende – den Entwicklungsländern müsse dabei höchste Priorität eingeräumt werden. Investitionen in Stromnetze, Erzeugung, Flexibilität und Speicherung sind erforderlich. Der Weg zur Verdreifachung der Stromerzeugungskapazität aus erneuerbaren Energien bis 2030 erfordert eine Stärkung der Institutionen, politischen Maßnahmen und Kompetenzen.

Eckdaten zu den einzelnen Technologien:

  • Solarenergie: Die Photovoltaik erhöhte sich im Vorjahr um 345,5 GW, die Solarthermie um 0,3 GW. Allein China steuerte 216,9 GW zum Gesamtausbau bei.
  • Wasserkraft (ohne gepumpte Wasserkraft): 1 270 GW, mit einem geringeren Kapizitätsausbau als in den letzten Jahren. Australien, China, Kolumbien und Nigeria steuerten jeweils mehr als 0,5 GW bei.
  • Windkraft: Die Windkraft folgt auf die Solarenergie und verzeichnete einen Zuwachs von 13 %. Ende 2023 erreichte die Windkraft eine Gesamtkapazität von 1017 GW. Der Ausbau wurde von China und den USA dominiert.
  • Bioenergie: Der Zuwachs verlangsamte sich weiter mit einem Anstieg von 3 % auf 4,4 GW im Vergleich zu 6,4 GW im Jahr 2022. Den größten Anstieg nach China verzeichneten Japan, Brasilien und Uruguay.
  • Geothermie: Die Geothermie verzeichnete einen sehr bescheidenen Zuwachs von 193 MW, angeführt von Indonesien.
  • Netzunabhängiger Strom: Die Kapazität wuchs in Regionen außerhalb Europas, Nordamerikas und Eurasiens um 4,6 % auf 12,7 GW, dominiert von der netzunabhängigen Solarenergie mit 5 GW im Jahr 2023.
Quelle

Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) 2024

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren