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© Sonnenseite

Romantik und Hightech auf 2456 Metern über Meer

Seit dem 1. Januar 2011 versorgt sich das Romantik Hotel Muottas Muragl oberhalb von Samedan (GR) ausschliesslich mit erneuerbaren Energien. Es ist das erste Plusenergie-Hotel der Alpen und damit ein Leuchtturmprojekt im Bereich Tourismus.

Der Blick von der Terrasse des Hotels Muottas Muragl auf die Oberengadiner Bergwelt ist an diesem milden Herbstmorgen atemberaubend und würde wohl in einem entsprechenden Wettbewerb so manchen Preis gewinnen. Doch nicht nur die Aussicht ist hitverdächtig, sondern die ganze auf 2456 Metern über Meer gelegene Hotelanlage. Seit dem 1. Januar 2011 versorgt sich das Gebäude ausschließlich mit erneuerbaren Ressourcen und produziert dank seines ausgeklügelten Energiesystems mehr Energie als es selber braucht.

Neues Energiekonzept und neue Gebäudehülle

Angefangen hatte alles bereits im Jahr 2005. Damals stand das 100-Jahr-Jubiläum bevor und die Eigentümerin des Hotels, die Bergbahnen Engadin St. Moritz AG, entschied sich, das Gebäude umfassend zu sanieren. „Trotz verschiedenen Erweiterungen im Laufe der Zeit war die Infrastruktur den aktuellen Anforderungen nicht mehr gewachsen“, erklärt Markus Meili, CEO der Bergbahnen Engadin St. Moritz AG. Zusammen mit der Fanzun AG wurde die Planung in betrieblichen und architektonischen Belangen konkretisiert. „Uns war klar, dass wir den vorhandenen Problemstellungen nicht mit einer ‹Pinselrenovation› begegnen konnten und haben deshalb ein umfassendes Sanierungskonzept erarbeitet“, sagt Gian Fanzun. Nach einer zehnmonatigen Bauphase ist schliesslich ein energetisch saniertes Gebäude mit Minergielabel sowie einer komplett auf erneuerbare Energien umgestellte Wärme- und Stromversorgung entstanden. Verbaut wurden insgesamt rund 20 Millionen Franken.

Das Energiekonzept basiert auf einer differenzierten Energieversorgung aus verschiedenen Quellen. Sonnenkollektoren, einerseits als Flachkollektoren auf dem Dach der Bahnstation, andererseits als Röhrenkollektoren an den südseitigen Fenstern, liefern Energie für die Wassererwärmung und die Heizung. Insgesamt erzeugen die Kollektoren rund 70 000 Kilowattstunden pro Jahr. Die Abwärme aus dem Bahnbetrieb sowie aus den Kühlanlagen der Großküche ergänzen die Wärmeversorgung des Gebäudes. Den gesamten Strom, den Restaurant und Hotel verbrauchen, liefert eine Photovoltaikanlage, die entlang des Bahntrassees gebaut wurde. Diese Anlage erzeugt jährlich rund 100 000 Kilowattstunden Strom. Schließlich versorgen 16 Erdsonden mit einer Länge von je 200 Metern das Hotel mit Erdwärme. Im Falle, dass die Energie der Sonnenkollektoren nicht ausreicht, wird die Wärmepumpe in Betrieb genommen und mit dieser Energie versorgt. Fällt überschüssige Sonnenenergie an, wird diese über die Sonden wieder im Erdreich gespeichert.

Neben der Energieversorgung wurde die ganze Gebäudehülle saniert. Sie genügt den Anforderungen von Minergie und trägt entscheidend dazu bei, dass das Romantik Hotel ein Plusenergie-Gebäude ist. Dank der verbesserten Wärmedämmung braucht das Hotel seit seiner Wiedereröffnung weniger Energie als vorher – dies trotz Vergrößerung der Nutzfläche um 50 Prozent.

Projekt im Einklang mit der Natur

Geschäftsführer Meili und Architekt Fanzun sind ob des Erfolgs des Projekts begeistert, wenn auch etwas überrascht. „Von den eingebauten Kapazitäten her, ist das Romantik Hotel ein Plusenergie-Haus, doch wir haben infolge der üblichen Einregulierungsphase nicht damit gerechnet, dass wir bereits im ersten Jahr einen Energieüberschuss produzieren würden“, sagt Meili. Auch auf den Umsatz hat sich die Gesamtsanierung positiv ausgewirkt. „Gegenüber den bisher umsatzstärksten Jahren sind wir über 40 Prozent im Plus“, sagt Meili. Und man spürt, wie froh er ist, dass sich der Einsatz ausbezahlt hat. Denn auf erneuerbare Energie zu setzen, war für Meili schließlich auch eine Imagefrage. „Seilbahnbetreiber haben keinen sehr guten Ruf in Landschaftsschutzkreisen. Ich hoffe, dass unser Projekt den Beweis erbringen kann, dass wir nicht gegen sondern mit der Natur arbeiten – denn sie ist unser Hauptkapital“, sagt Meili.

Quelle

energeia – Sondernummer zum Watt d’Or 2012Bundesamt für Energie BFE  2012

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