„Eine bessere Welt als vorher“
Als die Weltgemeinschaft 2015 in Paris beschloss, dass es bis zum Ende unseres Jahrhunderts nicht wärmer als 1.5 Grad – gemessen am vorindustriellen Zeitalter – werden darf, waren wir auf einem Klimapfad von 3.5 Grad Erhitzung.
Jetzt während des 29. Weltklimagipfels in Baku, Aserbaidschan, sind wir auf einem Erwärmungspfad von 2.7 Grad. Das ist zwar ein Fortschritt, aber noch weit entfernt von den beschlossenen 1.5 Grad.
Weltweit wachsen die erneuerbaren Energien seit einigen Jahren um 30 Prozent pro Jahr und die Zahl der E-Autos um 50 Prozent pro Jahr. Die Preise für Solar- und Windstrom sind seit dem Jahr 2050 um über 90 Prozent gefallen – ähnlich sinken die Preise für Speichertechnologien und für Batterien. Große Fortschritte gibt es auch in Bereichen, bei denen vor wenigen Jahren noch gar nicht von Nachhaltigkeit gesprochen wurde: Beim Stahl, beim Zement und beim Glas reden wir heute wie selbstverständlich von grünen Technologien.
Allerdings: Wenn wir das 1.5-Grad-Ziel erreichen wollen, müssen wir den grünen Fortschritt nochmals beschleunigen und mindestens verdoppeln. Denn auch 2024 steigen global die Treibhausgasemissionen noch immer. Nur in der EU sind sie 2024 um acht Prozent gesunken. Hier verdrängt der Ausbau der Erneuerbaren die Nutzung von Kohle, Gas und Öl. Insgesamt liegen die EU-Staaten heute bei 37 Prozent weniger Treibhausgasen als noch 1990. Bis 2035 sollen es 55 Prozent weniger sein.
Die 29. Weltklimakonferenz in Aserbaidschan endet im Streit ums Geld. Bisher haben die Industriestaaten, die den Klimawandel verursacht haben, den armen Ländern pro Jahr 100 Milliarden Dollar Hilfe beim Umstieg auf erneuerbare Energien zugesagt. Doch der globale Süden will künftig über eine Billion pro Jahr, also über 1.000 Milliarden. Das ist die Forderung in Aserbaidschan. Darüber wird vermutlich noch einige Klimakonferenzen gestritten werden müssen. Doch grundsätzlich ist diese Forderung berechtigt, denn die armen Länder sind primär die Leidtragendenden des Klimawandels, den sie nicht verursacht haben.
Da aber die Erneuerbaren immer preiswerter werden, lässt sich auch dieser Streit mit weniger Geldforderungen lösen. Am Ende der jetzigen Weltklimakonferenz ist bereits von 300 Milliarden Euro als Kompromisszahl die Rede.
Die Tagesschau fragte den Mitbegründer von New Climate Institute, den Klimaforscher Niklas Höhne, auf der Klimakonferenz in Baku: „Was macht Ihnen trotz allem am meisten Hoffnung?
Höhne: „Wenn wir diese Klima-Transformation richtig hinbekommen, dann ist die Welt hinterher eine bessere als vorher. Wenn wir sehr viel erneuerbare Energien haben, dann ist es günstig. Dann müssen wir die Energie nicht mehr importieren von Despoten, mit denen wir eigentlich gar keine Geschäftsbeziehung haben wollen. Dann ist die Luft besser.
Wenn der öffentliche Nahverkehr funktioniert und günstig ist und immer da ist, wenn man ihn haben will, und man von A nach B gefahren wird, dann ist das eine super Sache. Wenn die Städte grüner sind, mehr Platz für Fußgänger und Fahrradfahrer ist und weniger Autos unterwegs sind, dann sind die Städte lebenswerter.
Wenn wir das richtig hinbekommen, dann ist die Welt hinterher eine bessere. Ich glaube, das ist die Herangehensweise, die wir finden müssen: Klimapolitik ist etwas, was uns voranbringt und nichts, was Verzicht bedeutet.“