Schnellster Anstieg des CO2 in den letzten 50.000 Jahren
Der Gesundheitszustand unseres Planeten ist alarmierend. Und der Krankheitserreger heißt Homo sapiens.
Das kam so: Der heutige Anstieg des atmosphärischen Kohlendioxids ist zehnmal schneller als zu jedem anderen Zeitpunkt in den letzten 50 000 Jahren, wie Forscher anhand einer detaillierten chemischen Analyse von altem antarktischem Eis herausgefunden haben.
Diese Ergebnisse, die in den Proceedings of the National Academy of Sciences veröffentlicht wurden, liefern wichtige neue Erkenntnisse über abrupte Klimaveränderungen in der Vergangenheit der Erde und bieten neue Einblicke in die möglichen Auswirkungen des heutigen Klimawandels.
„Das Studium der Vergangenheit lehrt uns, dass es heute anders ist. Die heutige Geschwindigkeit der CO2-Veränderung ist wirklich beispiellos“, sagte Kathleen Wendt, Assistenzprofessorin am College of Earth, Ocean, and Atmospheric Sciences der Oregon State University und Hauptautorin der Studie: „Unsere Forschung hat die schnellsten jemals beobachteten Raten des natürlichen CO2-Anstiegs in der Vergangenheit ermittelt, und die heutige Rate, die größtenteils durch menschliche Emissionen verursacht wird, ist zehnmal höher.“ Deshalb wird der Klimawandel manches Ferienparadies von heute in eine Wüste von morgen umkrempeln, wenn wir ihn nicht stoppen. In Deutschland zum Beispiel die Bodenseeregion.
Mehr Anstrengungen gefordert
Die Vereinten Nationen fordern daher deutlich mehr Anstrengungen gegen den Klimawandel. Im Fokus sind laut UNEP vor allem die großen Industriestaaten, die den größten Beitrag zum Ausstoß von Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen in die Atmosphäre und damit zu globalen Temperaturanstieg leisten. „Im Wesentlichen bräuchten wir eine globale Mobilisierung in einem noch nie da gewesenen Ausmaß und Tempo“, fordert UNEP-Chefin Inger Andersen. Die größte Verantwortung haben dabei die reichen Industriestaaten wie die USA, Europa und Japan, aber auch die neuen reichen Industriestaaten wie China, die arabischen Öl-Länder, Japan und Südkorea und wohl bald auch Indien.
Afrikas Bevölkerung ist viermal so groß wie die der USA. Aber ganz Afrika emittiert nur 16.9 Prozent Emissionen gegenüber den USA. Deshalb haben die vom Klimawandel am meisten betroffenen armen Länder, also der globale Süden, von den reichen Verursachern, also dem globalen Norden, auf dem 29. Weltklimagipfel in Aserbaidschan 2024 pro Jahr 1.300 Milliarden US-Dollar verlangt, um die solare Energierevolution und die nicht mehr zu verhindernden Schäden der Klimakatastrophe zu finanzieren.
Die reichen Länder haben auf dem letzten Klimagipfel in Aserbaidschan gerade mal 300 Milliarden pro Jahr zugesagt. Das ist weniger als ein Viertel dessen, was gebraucht wird. Bisher haben die Reichen den Armen weniger als 100 Milliarden Dollar pro Jahr als Ausgleich für die Zerstörung ihrer Heimat bezahlt. Wir sollten uns hierzulande weniger über die Migration aufregen und mehr über die Ursachen wie unsere CO2-Emissionen nachdenken. Dazu sind wir moralisch verpflichtet. Die Welt braucht mehr Klimagerechtigkeit. Nur dann kann die solare Weltrevolution gelingen. Nur dann kann das Solarzeitalter beginnen. Nur dann kann die Sonne gewinnen.
Die alten klimazerstörenden Energien werden noch immer mit mehr als 1.000 Milliarden US-Dollar jedes Jahr von den Industriestaaten gefördert. Es fehlt also nicht an Geld, wohl aber an Gerechtigkeit.
Der israelische Bestsellerautor Yuval Noah Harari schreibt: „Wir stehen am Rande eines ökologischen Zusammenbruchs, verschuldet durch den Missbrauch unserer Macht. Wir entwickeln neue Technologien wie die Künstliche Intelligenz (KI), die das Potential haben, sich unserer Kontrolle zu entziehen und uns zu versklaven oder gar zu vernichten. Doch die Menschheit tut sich nicht etwa zusammen, um diesen Bedrohungen geschlossen entgegenzutreten, sondern die internationalen Spannungen nehmen zu, die globale Zusammenarbeit wird immer schwieriger, Länder horten Vernichtungswaffen, und ein neuer Weltkrieg scheint nicht mehr undenkbar. Wenn wir so weise sind (homo sapiens! F.A.), warum sind wir dann so selbstzerstörerisch?“ (Yuval Noah Harari: Nexus – Seite 9)