Das Auto als Schwarmspeicher
Insgesamt 40 Fahrzeuge standen im Praxistest mit intelligenten Ladeboxen.
Nach dem Feldversuch herrschte insgesamt ein geringerer Kontrollwunsch über den Ladevorgang. Zudem war rund ein Drittel bereit, den Stromer als aktiven Speicher bereitzustellen.
„Positiv zu bewerten ist, dass rund 90 Prozent des Energiebedarfs flexibel geladen wurden und so die Stromnetze stabilisiert und entlastet werden könnten“, urteilt Projektleiter Matthias Röhrig. Er entwickelt als Abteilungsleiter bei Enercity neue Geschäftsmodelle. Das Projekt bestätigt demnach eine große Nutzerakzeptanz für netzgesteuertes Laden. Der Abschlussbericht wurde nun veröffentlicht.
Bei dem Forschungsvorhaben untersuchte Enercity zusammen mit dem Institut für Energieversorgung und Hochspannungstechnik der Leibniz Uni Hannover und dem Institut für Transportation Design aus Braunschweig die Möglichkeiten, die integrierte Elektrofahrzeuge für das Stromnetz und das Energiesystem bieten. Dazu wurde eine Car Connect Box entwickelt, mit der die Ladevorgänge aufgezeichnet und gesteuert wurden.
Mehr als 26 Millionen aufgezeichnete Datensätze der Ladevorgänge galt es auszuwerten. Insgesamt wurden 74.870 Kilowattstunden während des 15-monatigen Feldversuchs geladen – das entspricht etwa 60.500 Kilowattstunden im Jahr. Jahresmenge. Die maximale summierte Ladeleistung aller Boxen in einer Viertelstunde war am 12. Februar 2015 von 00:00 bis 00:15 Uhr und betrug rund 90 Kilowatt.
Ungesteuertes Laden erhöht Lastspitzen
Die erste 18-wöchige Referenzphase zeigte das gewohnheitsmäßige Laden. Bei den 40 Probanden erfolgte danach eine deutliche Lastverschiebung in spätere Stunden, wo sich die Gesamtlastkurve im Stromnetz wieder auf Talfahrt befindet.
Die statischen Zeitfenster berücksichtigten noch nicht das willkürliche Aufkommen von Wind- und Solarstrom. Netzseitig vorgegebene variable Zeitfenster beim flexiblen Lademodus waren der nächste Schritt. Entscheidend für zukünftige Produktentwicklung sei aber die Nutzerakzeptanz, lautet das Fazit von Enercity. Über 90 Prozent der Ladevorgänge wurden in flexible Zeiten verschoben. Zudem: Nach dem Feldversuch herrschte insgesamt ein geringerer Kontrollwunsch über den Ladevorgang.
Am Ende des Projekts wurde getestet, wie sich Elektrofahrzeuge in virtuellen Kraftwerken nützlich machen können. Die Nutzer gaben die geplante Abfahrtszeit ein, zu der das Fahrzeug geladen sein sollte. Gut ein Drittel der Nutzer war bereit, den Stromer als aktiven Speicher bereitzustellen. (nhp)
Den Abschlussbericht finden Sie hier. PIN-Code: G5MXT
photovoltaik 07/2016 / Einzelheftbestellung