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© Fotolia.com | Zinkevych | Für dieses Jahr wird ein weiterer deutlicher Zuwachs der E-Autos in Deutschland erwartet. Damit dürfte die gesamte E-Auto-Flotte in Deutschland 2021 bereits rund 760.000 Tonnen CO2 im Vergleich zu Verbrennern einsparen, wenn komplett mit Ökostrom geladen würde.

Elektromobilitätsbericht 2018 für die Bundeskanzlerin

Die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) überreicht heute Bundeskanzlerin Angela Merkel ihren Fortschrittsbericht 2018.

Die NPE bewertet Deutschland als einen internationalen Leitanbieter für Elektromobilität. Mit der weltweit höchsten Wachstumsdynamik bei den kumulierten Fahrzeugneuzulassungen im Jahr 2017 schließt Deutschland zu den internationalen Leitmärkten auf. Das Ziel von einer Million Elektrofahrzeugen auf Deutschlands Straßen wird nach aktuellen Prognosen der an der NPE beteiligten Expertinnen und Experten voraussichtlich im Jahr 2022 erreicht.

Deutschland schließt zu den internationalen Leitmärkten für Elektromobilität Niederlande, Frankreich, Norwegen, USA, Großbritannien und China auf. Bis Ende 2017 wurden kumuliert rund 131.000, bis 31. August 2018 mehr als 177.000 Elektrofahrzeuge in Deutschland neu zugelassen. Deutschland wies im Jahr 2017 mit 117 Prozent die weltweit höchste Wachstumsrate auf und ist neben China der Markt mit dem größten verfügbaren Fahrzeugangebot. Mittlerweile sind 33 Modelle deutscher Anbieter im Markt erhältlich. Die Wachstumsdynamik hält an: Die Marke von einer Million Fahrzeugen wird Deutschland aktuellen Prognosen der an der NPE beteiligten Expertinnen und Experten zufolge im Jahr 2022 erreichen – zwei Jahre später als ursprünglich anvisiert. „Die Marktdynamik mit hohen Zuwachsraten in Deutschland sieht sehr positiv aus und zeigt, dass wir wesentliche Fortschritte erreicht haben. Das Eine-Million-Ziel bleibt eine gute politische Richtgröße. Wichtiger als das genaue Datum ist jedoch, dass wir die Nutzerinnen und Nutzer durch ein stimmiges Gesamtsystem aus attraktiven Fahrzeugangeboten, bedarfsgerechter Ladeinfrastruktur, klimafreundlichem Energiesystem, nutzerorientierten Dienstleistungen und den passenden rechtlichen Rahmenbedingungen überzeugen. Dann setzt sich elektrische Mobilität im großen Maßstab durch, “ sagt Henning Kagermann, Vorsitzender der NPE, anlässlich der Übergabe.

Deutschland ist einer der internationalen Leitanbieter für Elektromobilität

Die deutschen Automobilhersteller erreichen mit ihren Elektrofahrzeugen in den wichtigen Automobilmärkten einen mit ihren konventionell betriebenen Autos mindestens vergleichbaren, oft sogar höheren Marktanteil. In Westeuropa liegt er bei 53 Prozent. In den USA ist ihr Marktanteil mit 16 Prozent sogar doppelt so hoch. Einen Sonderfall bildet der chinesische Markt. Hier sind deutsche Elektrofahrzeuge deutlich unterrepräsentiert, weil staatliche Regulierungen die Produktion durch chinesische Unternehmen forcieren. „Die deutsche Automobilindustrie ist bei der Elektromobilität Innovationsführer. Weltweit stammt jedes dritte Patent in diesem Bereich aus Deutschland. In den nächsten drei bis vier Jahren investieren unsere Unternehmen rund 40 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung für alternative Antriebe, vor allem in den Elektroantrieb. Das Modellangebot wird sich bis 2020 verdreifachen. Flankiert wird das durch Investitionen der öffentlichen Hand. So hat die Bundesregierung bis September 2017 2,2 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung im Bereich Elektromobilität bereitgestellt“, betont Bernhard Mattes, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA).

Der Ausbau der Ladeinfrastruktur zeigt deutliche Fortschritte

Das deutsche Ladenetz wird zunehmend engmaschiger. Nach einer vorläufigen Schätzung der an der NPE beteiligten Expertinnen und Experten  gab es in Deutschland im Dezember 2017 rund 12.500 Ladepunkte, also Anschlüsse für Ladekabel – darunter gut 850 Schnellladepunkte mit einer Leistung von mehr als 22 kW. Die Bundesregierung hat mit einem Förderprogramm die Weichen für einen weiteren Ladeinfrastrukturaufbau gestellt. Bei einer vollständigen Umsetzung der eingegangenen Förderanträge könnten sich bis zum Ende dieses Jahres die Normalladepunkte verdreifachen und die Schnellladepunkte verzehnfachen. Deutschland wird zudem in diesem Jahr das weltweit erste flächendeckende Ladenetz an Autobahnen mit jeweils mehreren Schnellladepunkten an über 400 Standorten fertigstellen. Darüber hinaus bieten erste Schnellladestationen bereits das Laden mit höheren Ladeleistungen mit bis zu 350kW an. Die Ladedauer sinkt im Vergleich zu heute üblichen Schnellladepunkten drastisch. Zudem hat sich dank der Ladesäulenverordnung der Zugang zu Ladepunkten für Nutzerinnen und Nutzer verbessert: Seit 2017 müssen in Deutschland alle neuen Ladepunkte einheitlich mindestens mit dem Combined Charging System (CCS) ausgerüstet und barrierefrei, also ohne vorherige vertragliche Bindung, zugänglich sein. Steckerwirrwarr und inkompatible Ladepunkte gehören damit der Vergangenheit an – CCS ist in Europa, den USA und weiteren relevanten Automobilmärkten etabliert.

Ausblick auf 2025

Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen wird weltweit weiter exponentiell wachsen. Die deutschen Hersteller werden ihren Anteil am internationalen Gesamtmarkt dabei weiter ausbauen. Bis 2020 werden sich allein 100 Elektrofahrzeugmodelle von deutschen Herstellern auf dem Markt befinden. In Deutschland werden die kumulierten Neuzulassungen nach aktuellen Hochrechnungen bis 2025 auf 2 bis 3 Millionen Fahrzeuge ansteigen. Dies entspricht einem Marktanteil zwischen 4 und 6,5 Prozent, 2030 wird er bei 10 bis 15 Prozent liegen.

In den kommenden Jahren wird die Beschäftigungsbilanz positiv bleiben, auch bis 2025 erwarten die NPE-Expertinnen und -Experten einen im Gesamtsystem positiven Beschäftigungseffekt. Danach wird jedoch der Druck auf die Beschäftigung insbesondere im Bereich der Fertigung des Antriebsstranges zunehmen. „Hier sind frühzeitige Investitionen in Zukunftstechnologien und Infrastrukturen nötig, um negative Beschäftigungseffekte zu vermeiden. Bundesregierung und Unternehmen sind aufgefordert, insbesondere die notwendigen Konzepte für Ladeinfrastruktur, Energienetze, Speichertechnologien und Rohstoffe mit konkreten Maßnahmen anzupacken. Vor allem aber brauchen wir flankierend eine zukunftsfähige Arbeitsmarkt- und Personalpolitik, da Qualifizierung und berufliche Entwicklung der Schlüssel zur Bewältigung der Transformation sein werden“, sagt Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall.

Weiterhin rücken im Zuge des globalen Markthochlaufs Rohstoffe und ihre Verfügbarkeit in den Fokus. Recycling und Second-Use-Konzepte werden wichtige Zukunftsthemen. „Elektromobilität ist eine Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts. Politik und Wirtschaft sind gemeinsam gefordert, die Versorgung mit kritischen Rohstoffen wie zum Beispiel Kobalt, Lithium oder Graphit für die Batteriezellproduktion zu sichern. Angesichts der chinesischen Präsenz in rohstofffördernden Ländern entwickelt sich die Verfügbarkeit von Rohstoffen für die deutsche und europäische Industrie zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor bei der Elektromobilität. Für einen erfolgreichen Markthochlauf arbeitet die deutsche Industrie mit Hochdruck daran, die Reichweite von Elektrofahrzeugen durch eine höhere Energiedichte bei Traktionsbatterien bei gleichzeitiger Reduktion des Gewichtes und der Kosten zu optimieren. Schwerpunkte für Forschung und Entwicklung entlang der gesamten Wertschöpfungskette sind Lebenszyklusanalyse, Werkstoffe, Funktionsintegration, High Power Charging, Material-, Zell- und Batterietechnologien sowie Batterieproduktion. Die Politik muss Forschung und Entwicklung durch eine konsequente Förderung unterstützen“, betont Dieter Kempf, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI).

Für die Versorgung von einer Million Elektrofahrzeugen ist die Installation von 70.000 öffentlichen Normalladepunkten (AC-Ladepunkte) und 7.100 öffentlichen Schnellladepunkten (DC-Ladepunkte) sowie von rund einer Million privaten Ladepunkten notwendig. Nach dem NPE-Hochlaufszenario werden im Jahr 2025 rund 130.000 bis 190.000 öffentliche Normallladepunkte und circa 13.000 bis 19.000 öffentliche Schnellladepunkte benötigt. Neue Innovationsnetzwerke und -partnerschaften, etwa zum Ausbau der öffentlichen Ladeinfrastruktur, sind entstanden. Die Initiative von Daimler, BMW, Ford und dem VW-Konzern, europaweit bis 2020 ein Schnellladenetz mit 400 Schnelladesäulen zu errichten, ist ein Beispiel. Akuter Handlungsbedarf besteht beim Ausbau der privaten Ladeinfrastruktur. Hier müssen ungefähr 2,4 bis 3,5 Millionen private Ladepunkte im Jahr 2025 installiert sein. Um ihre Installation zu erleichtern sind Anpassungen im Miet- und Wohnungseigentumsrecht notwendig.

Das Energienetz reicht aktuell für das Laden von Elektrofahrzeugen aus. Mit dem weiteren Markthochlauf wird die Leistungsverteilung anspruchsvoller – es braucht dann einen lokalen Ausbau des Energienetzes und ein intelligentes Lastmanagement. Bis 2025 werden Elektrofahrzeuge auch zu einer wichtigen Steuergröße im Energiemarkt.

Den gesamten Fortschrittsbericht 2018 – Markthochlaufphase finden Sie hier.

Quelle

Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) 2018

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