Gestiegene Motorleistung verhindert stärkeren Rückgang der CO2-Emissionen
Die Motorleistung neuer Pkw ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen – zulasten des Klimaschutzes.
Ein weiteres Problem ist, dass die Angaben der Hersteller zum Spritverbrauch deutlich von den realen Werten abweichen. Häufig werden sie geschönt.
Das Statistische Bundesamt hat aktuelle Zahlen veröffentlicht, die belegen, dass in den vergangenen Jahren große Mengen klimaschädliches Kohlenstoffdioxid im Verkehrssektor vermeidbar gewesen wären. Die neuesten Zahlen, die von 2013 stammen, zeigen: Jährlich hätten rechnerisch 3,8 Milliarden Liter Treibstoff und 9,5 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden können.
Jens Hilgenberg, Verkehrsexperte des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) kommentiert die Zahlen wie folgt: „Neue Pkw in Deutschland könnten zwölf Prozent weniger Sprit verbrauchen, wenn die Hersteller nicht auf immer leistungsstärkere Motoren setzen würden. Die Motorleistung von Neufahrzeugen stieg zwischen 2005 und 2013 um etwa 10 kW, also 15 PS. Der Trend zu immer größeren und schwereren Fahrzeugen frisst die Effizienzsteigerungen auf. Es ist absurd, dass die Automobilindustrie behauptet, massive Treibstoffeinsparungen seien unmöglich. Die Bundesregierung muss sich endlich für eine praxisnahe und realistische Messung des Spritverbrauchs einsetzen, damit auch der Autoverkehr seinen Beitrag zum Klimaschutz leistet.“
Ein Problem ist aktuell zudem, dass die Angaben der Hersteller zum Spritverbrauch deutlich von den realen Werten abweichen. Ab 2017 soll der aktuelle „Fahrzyklus zur Verbrauchsermittlung“ – also ein Teil des Verfahrens, mit dem Spritverbrauch und CO2-Ausstoß eines Fahrzeugs gemessen werden – deswegen durch einen neuen ersetzt werden.
Eine Studie der Umweltorganisation „International Council on Clean Transportation“ (ICCT) zeigt den dringenden Handlungsbedarf auf. Sie macht deutlich, wie sich die Diskrepanzen zwischen realem und angegebenem Kraftstoffverbrauch in den vergangenen Jahren entwickelt haben – und wie sie zustande kommen. Allein in den vergangenen zehn Jahren hat sich dieser Unterschied laut ICCT auf aktuell durchschnittlich fast 40 Prozent nahezu vervierfacht. Bei einzelnen Modellen – besonders Plug-in-Hybriden – fällt der Unterschied sogar noch größer aus.
Die enormen Abweichungen kommen durch das fehlerhafte Verfahren zustande, mit dem die Verbrauchswerte ermittelt werden. Der üblicherweise angewandte „Neue Europäische Fahrzyklus“ (NEFZ) ist schlecht ausgearbeitet und begünstigt deshalb das Schönen von Zahlen. So erlaubt das Verfahren beispielsweise, mit deutlich mehr Reifendruck zu fahren als üblich oder bei den Tests Leichtlaufreifen und -öle zu verwenden.