Lautlos in Venedig unterwegs
Neues Touristenboot mit Elektroantrieb ist unterwegs- weitere E-Boote sind geplant.
Die Stadt Venedig setzt im öffentlichen Linienverkehr auf neue Wege: Gemeinsam mit dem Bootsbetreiber Alilaguna und dem Bootsbauer Cantieri Vizianello hat sich die Stadt bei den Antrieben für die kleinen Boote, die auf den schmalen Kanälen in und um Venedig fahren, zu einer neuen Antriebstechnik entschieden. Mit der ‘Scossa’, einem elektrisch angetriebenen Boot für rund 40 Personen, setzt die Lagunenstadt auf eine nachhaltige Lösung zur Reduzierung von Lärm- und Schadstoffemissionen. Der Elektromotor der ‘Scossa’ stammt von Siemens. Weitere Boote mit gleicher Antriebsweise sind bereits in Planung.
In Venedig sind Boote als Transportmittel so gängig wie in anderen Städten Autos. Auf den vielen kleinen und größeren Kanälen in der Lagunenstadt dienen sie sowohl der einheimischen Bevölkerung als auch Touristen zur Beförderung. Mit dem Projekt ‘Scossa’ geht Venedig nun den Weg hin zu elektrisch angetriebenen Tourismus-Booten, um den Emissionsausstoß und die Lärmbelästigung auf den schmalen und von hohen Häusern gesäumten Wasserwegen zu reduzieren.
Keine Wellen schlagen
Die hier verwendete Technologie setzt neue Maßstäbe für alle kleineren Wasserfahrzeuge. Sie ist seit vielen Jahren im Automobilbereich etabliert und wurde nun für den Einsatz in der marinen Umgebung angepasst. Der Elektromotor nutzt die Erfahrungen aus der Automobilbranche und wurde nun als Antriebsmotor für den Einsatz in Booten angepasst. Dabei wurden allerdings seine ursprünglichen geringen Abmessungen beibehalten und die vom öffentlichen Linienverkehr geforderten Aspekte einer umfänglichen Zuverlässigkeit mit einbezogen. Das modulare Antriebssystem Elfa von Siemens wurde auf die Anwendung Siship ecoprop zugeschnitten und in die neuesten LFMP-Batterien aus Valence integriert. Die Bordstromversorgung übernimmt ein Elfa 180-Kilowatt-Synchronmotor mit Permanentmagneterregung oder der Akku, der den Elfa 180-kW-Antriebsmotor über Elfa-Monofrequenzumrichter und Sinamics DCP Umrichter versorgt.
Die Batterien sind unter den Sitzbänken im Schiffsinneren verstaut und liefern genügend Leistung für eine Tour auf dem Canale Grande durch das beliebte historische Zentrum Venedigs. Das Aufladen erfolgt dann mittels Generator während einer Fahrt auf den Wasserwegen, die weiter vom Zentrum entfernt sind. Dabei läuft das Boot nicht zu 100 Prozent elektrisch, sondern ‘dieselelektrisch’. In der offenen Lagune sind so mit dem Dieselantrieb, der die Batterien lädt, Geschwindigkeiten von bis zu 30 Kilometern pro Stunde, was etwa 16 Knoten entspricht, möglich. In den schmalen Kanälen der Altstadt fährt das Boot im Elektromodus lediglich fünf bis sieben Kilometer pro Stunde, also drei bis vier Knoten. Das Boot bewegt sich so absolut geräuschlos, emissionslos und mit geringer Wellenbewegung durch Venedig. ‘Es fühlt sich an wie Reisen auf einem Segelboot, jedoch ist das Projekt in erster Linie eine Geste der Verbundenheit gegenüber der Stadt, in der wir leben und arbeiten’, so Fabio Sacco, Präsident von Alilaguna. ‘Mit ‚Scossa’ präsentieren wir das erste Boot einer neuen Generation an Booten und wir stehen jetzt schon in den Startlöchern für die Realisierung eines Zweiten.’ Die ‘Scossa’ ist 15 Meter lang, gut drei Meter breit und bietet Platz für 40 Gäste.
Auf einem guten Weg zu mehr Nachhaltigkeit
‘Der Einsatz nachhaltiger Lösungen in der Schiffahrt ist bei Kreuzfahrtschiffen bereits weit verbreitet, während er bei kleineren Schiffen eher sporadisch ist. Es ist ein kleiner Beitrag zur Nachhaltigkeit der Stadt, an die wir fest glauben und die uns antreibt, diesen Weg mit dem Bau weiterer umweltfreundlicher Wasserfahrzeuge auch zukünftig zu beschreiten“, erklärt Fabio Sacco.