Shenzhen: wie man in Deutschland Fahrverbote für Dieselstinker vermeiden könnte
Es ist kaum zu glauben, was in der chinesischen 12 Millionen-Stadt Shenzhen (Welthauptstadt der E-Mobil) an E-Mobiltät bereits verwirklicht ist und bald weiter vorangeht.
Schon Anfang des Jahres haben wir berichtet, dass in Shenzhen alle 16.000 Dieselbusse abgeschafft wurden und durch E-Busse ersetzt wurden.
Bei meinem Besuch (Hans-Josef Fell) in Shenzhen und der Firma BYD konnte ich aber nur noch staunen. Ende 2018 werden auch alle 8.800 Taxen in Shenzhen elektrisch fahren. Natürlich sind seit vielen Jahren auch in Shenzhen, wie in allen chinesischen Großstädten, die motorisierten Zweiräder elektrisch angetrieben. Besichtigen und fahren konnte ich auch das neue Nahverkehrsmittel Sky Rail von BYD, das batteriegetrieben in der Stunde bis zu 3.000 Passagiere befördern kann. Hochaufgeständert kann es über bestehenden (und oftmals mit Stau überlasteten) Straßen gebaut werden und das nur zu einem Drittel der Kosten einer U-Bahn. Erste Bestellungen dafür aus chinesischen und afrikanischen Städten sind bereits erfolgt.
Gerade hat BYD auch schon 200 voll elektrische Lastkraftwagen nach Brasilien verkauft und plant die Produktion von E-LKW schnell hochzufahren. Entwickelt bis zur Marktreife sind von BYD auch voll elektrische LKW für die Stadtreinigung, wie zur Müllentsorgung oder Kanalreinigung. Die anspruchsvolle Logistik, wie man 8.800 E-Taxen und 16.000 E-Busse auflädt, ohne deren Betrieb zu stören, kann man in Shenzhen eindrucksvoll besichtigen. An einer Ladestation können etwa 15 Taxen an 15 Ladesäulen laden.
Die Ladestationen sind privatwirtschaftlich organisiert, gehören also weder dem Staat noch der Firma BYD. Einzelne Firmen betreiben etwa 5 Stationen in Shenzhen. Insgesamt gibt es etwa 80 Firmen, die Taxi-Ladestationen betreiben. Damit ist eine dezentrale flächendeckende Versorgung in der auch flächenmäßig riesigen Stadt gewährleistet.
Im Mittel fährt jedes Taxi (ca. 400 km Reichweite pro Ladung) etwa zweimal am Tage die Ladestation an. Mit 180 kW Schnellladeleistung ist das Auto in 1,5 Stunden vollgeladen. Per App melden sich die Taxifahrer etwa 15 Minuten vor dem gewünschten Ladevorgang an und prüfen ob eine Ladestation frei ist, somit haben sie einen freien Ladeplatz, wenn sie ihn benötigen.
Geplant ist, an den Ladestationen Apartments für die Taxifahrer einzurichten, die sie für 1,5 Stunden oder gar ganzjährig mieten können, damit sie die Ladezeiten für Erholung oder Sonstiges nutzen können.
Die Busladestationen sind ähnlich organisiert. Hier laden die Busse nur nachts, was die in der Nacht zurückgehende Stromnachfrage ausgleicht. Eine Batterieladung reicht für den Tagesbetrieb. Sie alle können bidirektional geladen werden, weshalb sie der Energieversorger gut zum Schwankungsausgleich im Stromnetz nutzen kann.
In Shenzhen ist übrigens die Luftbelastung durch die Umstellung auf E-Mobilität in den letzten Jahren merklich zurückgegangen.
In Deutschland dagegen wurden gerade in Hamburg die ersten Fahrverbote wegen zu hoher Luftbelastung erlassen. Ergebnis einer seit Jahren versagenden Politik durch Kanzlerin Merkel, die anders als China immer noch auf fossile Verbrennungsmotoren setzt, statt offensiv E-Mobil-Quoten für Autos, Busse, LKW und Zweiräder einzuführen. Dabei war Frau Merkel gerade letzte Woche in Shenzhen. Doch angeschaut hat sie sich nicht die Vielfalt der Nullemissionsmobilität, sondern neue Gesundheitstechnologien von Siemens. (Tagesschau: „Made in China“ – aber doch deutsch)
Dabei wäre die Gesundheit auch in Deutschland von Millionen Menschen schnell zu verbessern, wenn es endlich eine offensive erfolgreiche Strategie für E-Mobility gäbe wie in Shenzhen. Doch daran hatte Kanzlerin Merkel offensichtlich kein Interesse. Lieber „schützt“ ihre Regierung weiter die deutsche Automobilindustrie mit ihren fossilen Verbrennungsmotoren. Aber dabei merkt sie gar nicht, wie schnell sie diese damit zugrunde richtet, denn die E-Mobile aus China erobern bald auch die Märkte in der EU und Deutschland.
Quelle
Hans-Josef Fell 2018 | Präsident der Energy Watch Group (EWG) und Autor des EEG