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Atomare Kehrtwende in Japan?

2020 werden die Augen der Welt auf Fukushima gerichtet sein, wenn Abe dort feierlich die Olympischen Spiele eröffnen will. Ob der Umweltminister an seiner Seite dann noch Koizumi heißt und ob die Atomenergie in Japan ausgemustert oder erhalten wird, darf mit Spannung erwartet werden.

Ungewohnte Worte aus dem japanischen Umweltministerium: während Premier Abe weiterhin an einem Comeback der Atomenergie in Japan arbeitet und versucht, einen größeren Teil der stillgelegte japanischen Atomreaktoren wieder ans Netz anzuschießen, mit dem Ziel, 20% des japanischen Strombedarfs durch Atomkraftwerke abzudecken, ließ der neu ernannte japanische Umweltminister wenige Stunden nach seinem Amtsantritt einen Ausstieg aus der Atomenergie verkünden.

Mit nur 38 Jahre ist Shinjiro Koizumi zwar der drittjüngste Minister Nachkriegsjapans, aber er ist kein unbeschriebenes Blatt. Als zweiter Sohn des beliebten ehemaligen Premierministers Junishiro Koizumi wurde er bereits 2009, im Alter von 28 Jahren, für die regierende Liberaldemokratische Partei (LDP) ins japanische Unterhaus gewählt – auf den Sitz, der durch das Abdanken seines Vaters frei geworden war und der bereits von dessen Vater und Großvater besetzt worden war. Bislang war Shinjiro Koizumi parlamentarischer Vizeminister für den Wiederaufbau in der Region rund um Fukushima. Er kennt die Probleme der Menschen in den kontaminierten Regionen also nur allzu gut. Schon länger wird er als politisches Talent und möglicherweise sogar zukünftiger Premierminister gehandelt. Seine Ernennung wird auch als Versuch von Premier Abe interpretiert, von der aktuellen Popularität des jungen Politstars zu profitieren.

Inwieweit er dessen abweichende Position zu Atomenergie vor seiner Ernennung in Betracht gezogen hatte, ist nicht auszumachen. In einer viel beachteten Rede am 11. September, teilte Koizumi als frisch ernannter Umweltminister mit, dass er sein neues Amt nutzen wolle, um zu untersuchen, wie man die japanischen Atomreaktoren ausmustern, nicht, wie man sie erhalten könne. Auch warnte er vor der Möglichkeit zukünftiger Erdbeben und vor den Konsequenzen eines erneuten atomaren Unglücks.

Ob er seinen Worten Taten folgen lassen wird, ist nicht vorauszusehen. Seine erste Herausforderung wartet allerdings schon auf ihn: Nachdem der scheidende japanische Umweltminister, Yoshiaki Harada als letzte Amtshandlung vorgeschlagen hatte,  das radioaktiv kontaminierte Wasser aus den havarierten Atomreaktoren in Fukushima ins Meer zu entsorgen, liegt es nun an Koizumi, einen Weg zu finden, wie mit den mehr als 1 Millionen Tonnen radioaktiv kontaminiertem Wasser umzugehen ist.

Die Zeit drängt: trotz massiver Anstrengungen, die Menge des kontaminierten Wassers zu reduzieren, kommen jeden Tag etwa 200 Tonnen hinzu und die Betreiberfirma TEPCO geht davon aus, spätestens 2022 auf dem Gelände von Fukushima Dai-ichi keinen Platz für weitere Aufbewahrungstanks mehr zu haben. Derweil stellen die mehr als 1.000 Tanks eine Gefahr für Umwelt und öffentliche Gesundheit dar, da sie in kurzer Zeit für wenig Geld weder erdbeben- noch sturmsicher konstruiert wurden und nach nunmehr acht Jahren zunehmende Alterungserscheinungen zeigen.

Schon wird davon gesprochen, dass Abe dem jungen Koizumi mit dem Posten des Umweltministers ein vergiftetes, bzw. ein ‚radioaktives‘ Geschenk gemacht hat. Der ebenfalls neu ernannte Wirtschaftsminiser hat Koizumis Aussagen bereits widersprochen und gefordert, dass Japan unbeirrt auf die Rückkehr zur Atomenergie hinarbeitet. Die nächsten Monate werden zeigen, welche Position sich in Abes Kabinett durchsetzen wird. 2020 werden die Augen der Welt auf Fukushima gerichtet sein, wenn Abe dort feierlich die Olympischen Spiele eröffnen will. Ob der Umweltminister an seiner Seite dann noch Koizumi heißt und ob die Atomenergie in Japan ausgemustert oder erhalten wird, darf mit Spannung erwartet werden.    

ippnw.de | Ian Thomas Ash | Japanisches Mädchen beim Schilddrüsenscreening
Quelle

IPPNW | Dr. med. Alex Rosen 2019

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