Demokratie ist gut für den Klimaschutz
Klimapolitik braucht demokratische Beteiligung
Politiker denken häufig in Wahlperioden, viele Maßnahmen gegen den Klimawandel zeitigen hingegen erst über lange Zeiträume Wirkung. Ist die Demokratie daher mit dem Klimaschutz inkompatibel? Im Gegenteil, sagt der Politikwissenschaftler Frederic Hanusch vom IASS. In seinem Buch „Democracy and Climate Change“ hat er den Zusammenhang zwischen der Qualität von Demokratien und dem Engagement für das Klima untersucht. Das Ergebnis: Je höher die demokratischen Standards, desto ehrgeiziger ist in der Regel die Klimapolitik.
Kanadas Klimaprozess: Lehren aus einem demokratischen Experiment
In seinem Buch liefert Hanusch eine empirische Analyse des Einflusses, den die Qualität der Demokratie in rund 40 Ländern auf den Klimaschutz hat. Der Weg Kanadas von der Unterzeichnung des Kyoto-Protokolls im Jahr 1997 bis zum Ausstieg 2011 dient ihm als Beispiel: Kanada hatte sich in Kyoto dazu verpflichtet, bis 2012 seinen Ausstoß an CO2 um sechs Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 zu senken. Damit kündigte die damalige Regierung einen zuvor beschlossenen nationalen Konsens auf, der weder eine Erhöhung noch eine Reduzierung vorsah.
Immerhin profitiert Kanada laut Hanusch heute davon, dass die Klimapolitik seit der Konferenz von Kyoto immer wieder kritisch evaluiert wurde und niemals ganz in Vergessenheit geriet. Dass die neue kanadische Regierung nun gute Voraussetzungen für eine progressive Klimapolitik findet, liege an einer für andere Demokratien vorbildhaften Einrichtung: dem Beauftragten für die Umwelt und nachhaltige Entwicklung. Dieser unterrichtet Parlamentarier mit seinen unabhängigen Analysen und Empfehlungen über die Bemühungen der Regierung. Dadurch ermöglicht er ihnen, Regierungshandeln zu bewerten. „Eine solche Einrichtung zu schaffen, wäre für viele andere Demokratien ein Gewinn an Demokratiequalität und Klimaperformanz gleichermaßen“, betont der Autor.
Quelle
Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung / IASS Potsdam 2017