Die großen Linien stimmen nicht
Das Papier der Arbeitsgruppe Energie der Koalitionsverhandler vom 9.11.2013 wird den Herausforderungen des Umbaus der Energieversorgung nicht gerecht. Wer meint, langfristig fossile Großkraftwerke am Netz halten zu können und zu müssen, geht an den großen Linien des notwendigen Umbaus des Energieversorgung vorbei. Und wer den Ausbau der Nutzung Erneuerbaren Energien mit einer Reihe von Instrumenten einbremsen will, statt ihn mit geeigneten flankierenden Maßnahmen zu beschleunigen, verfehlt das Ziel. Folgerichtig steht auch das “Neu-Denken” des Themas Effizienz nicht im Zentrum der Effizienzvorschläge des Papiers. Das wäre aber bei dem notwendigen starken Ausbau der Erneuerbaren Stromerzeugung erforderlich. Von Daniel Bannasch
Wind- und Solarstrom werden im Zentrum stehen
Wind und Sonne haben aufgrund des natürlichen Angebots und der verfügbaren Techniken zur Nutzung (zumindest soweit derzeit erkennbar) als einzige Erneuerbare das natürliche und praktische Potential die Energieversorgung (inkl. Mobilität) vollständig zu übernehmen. Damit wird sich die Energieversorgung auf Basis Erneuerbarer Energien zu großen Teilen in eine Stromversorgung verwandeln (müssen) (siehe auch “Weiter machen: Energiewende jetzt!“).
# Grafik 1
Wie stark muss ausgebaut werden?
2012 wurden in Deutschland nur knapp 25% des Stroms aus Erneuerbaren Energien bereit gestellt. Wir brauchen also Faktor 4 um eine vollständig erneuerbare Stromversorgung zu erreichen. Die Stromversorgung hat wiederum nur einen 20%-Anteil an der Gesamtenergieversorgung inkl. Mobilität (hier anklicken, siehe Graphik “Energiebedarf in Deutschland”). Wir brauchen also noch einmal einen Faktor 5, um eine 100%ige Energieversorgung auf der Basis von Strom zu realisieren.
# Grafik 2+3
Wer kann welchen Anteil für den EE-Ausbau liefern?
Da die Energieerzeugung aus Wasser- und Bioenergie in Deutschland (heute rund 50% Anteil an der EE-Stromerzeugung, siehe Graphik oben) aufgrund natürlicher Gegebenheiten nur in überschaubarem Umfang ausbaubar ist (und Tiefen-Geothermie erst noch zeigen muss, dass sie in großem Stil praktisch genutzt wird), brauchen wir einen Faktor 20-40 beim Ausbau der Erzeugungskapazitäten für Solar- und Windstrom (inkl. Repowering). Je mehr z.B. Solarthermie oder Biomasse zur Wärmebereitstellung genutzt oder Einsparungen wirksam erreicht werden (oder wir EE-Strom importieren), umso geringer ist der Faktor (im Inland). Ein Absenken des Verbrauchs wäre an vielen Stellen problemlos möglich, ohne dass es den Menschen schlechter gehen würde – im Gegenteil (siehe auch “Was wir brauchen“). Eine solche Verbrauchsabsenkung ist allerdings derzeit nicht sehr wahrscheinlich.
Heutige Rahmenbedingungen verhindern Investitionen
Wenn Solar- und Windstromkapazitäten um einen Faktor 20-40 ausgebaut werden sollen, muss massenhaft die erforderliche Technik installiert werden. Das wird nur passieren, wenn Weichen auf dieses Ziel hin gestellt werden und es einen verlässlichen Anreiz gibt, nicht nur in Erzeugungsanlagen, sondern auch in die erforderlichen komplementären Netze und Speicher zu investieren. Die Zukunftstauglichkeit von Konzepten muss sich daran messen lassen, ob sie dafür geeignete Weichenstellungen bietet und eine breite dezentrale Beteiligung an den Investitionen ermöglicht. Unter heutigen Rahmenbedingungen wird weder ausreichend in Erneuerbare Erzeugungsanlagen investiert noch in die erforderlichen Speicher und Netze (siehe auch “Speicher und Netze für 100% Erneuerbare“, “Kombikraftwerk 2“ und hier).
# Grafik 4
Quelle
Daniel Bannasch 2013MetropolSolar Rhein-Neckar 2013