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Grün wirtschaften

Der Bereich der Green Economy wächst rasant. Viele Arbeitsplätze werden in den kommenden Jahren durch nachhaltiges Wirtschaften entstehen. Auch in Südtirol. Die Green Economy schafft auch in Südtirol viele neue Arbeitsplätze, so das Fazit von Journalistin Ariane Löbert.

Ökologisch nachhaltig, wirtschaftlich profitabel und gleichzeitig sozial ausgewogen – das ist die Formel der Green Economy. Früher nannte man derlei schlicht Nachhaltigkeit. Das Konzept ist also alles andere als neu und lässt sich auch nicht auf einige wenige Wirtschaftsbereiche reduzieren. Fast jeder Installateur bietet heute auch umweltrelevante Dienstleistungen an, indem er Solaranlagen, Wärmepumpen oder Biomasseheizungen installiert. Längst nicht jeder zur Green Economy gezählte Betrieb erwirtschaftet seinen gesamten Umsatz in diesem Bereich und längst nicht alle Mitarbeiter eines Unternehmens mit Nachhaltigkeitsanspruch verrichten Tätigkeiten, die sich als „grün“ bezeichnen lassen.

Ein Umstand, der es nicht leichter macht, die Green Economy sicher zu qualifizieren und zu quantifizieren, sagt Sepp Walder, Projektmanager im Bereich Umwelt und Energie des TIS innovation park in Bozen, der Unternehmensbrutstätte und Innovationspartner in einem ist. Für Südtirol will er im Rahmen einer jüngst angelaufenen Studie jetzt erstmals einen detaillierten Überblick verschaffen. Dass das nachhaltige Wirtschaften seit Jahren ein enormes Wachstum erlebt, ist dennoch gut dokumentiert.

Laut dem Umwelttechnologie-Atlas des deutschen Bundesumweltministeriums ist der weltweite Markt für Umwelttechnik und Ressourceneffizienz zwischen 2007 und 2010 um rund 12 Prozent pro Jahr gewachsen und hat heute ein Volumen von knapp zwei Billionen Euro. Auch in Südtirol hat die Green Economy in den vergangenen 20 Jahren bemerkenswerte Zuwächse verzeichnet. Zählte man 1990 erst 110 Betriebe zum grünen Wirtschaftszweig, waren es 2010 bereits 464 mit insgesamt rund 4.000 Beschäftigten. Die aktuelle Weltwirtschaftskrise hat diese Vorwärtsentwicklung zwar etwas verlangsamt, größere Einbrüche blieben jedoch aus, was die These bestätigt, dass nachhaltiges Wirtschaften Unternehmen krisenfest macht.

In diesem Sinne krisenfest ist auch der Erfinder Alberto Volcan. Der 71-jährige Ingenieur, Computerentwickler und Weltreisende hat diverse Patente an den Wänden seines Bozner Büros hängen, allein zwölf davon beschäftigen sich mit der Verwertung all dessen, was bei der Verarbeitung von Äpfeln übrig bleibt. Apfelreste sind Volcans große Leidenschaft. Aus ihnen stellt er nicht nur Ölabscheider für die Industrie her, er macht auch Papier daraus und sogar eine Art Kunstleder. Zu seinen neuesten Erfindungen zählen kompostierbare Windelfüllungen aus Apfelgranulat und Solarthermiepaneele, die dank der getrockneten Apfelreste weit mehr Wärme produzieren als herkömmliche Modelle.

„Derzeit laufen dazu Feldversuche an der landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Laimburg“, sagt der Erfinder. Besonders stolz ist er darauf, dass seine Produkte Abfall reduzieren und dabei völlig ungiftig und komplett biologisch abbaubar sind. Die Testphase längst überwunden hat Volcans Apfelpapier mit dem schönen Namen Cartamela. Das Papier mit dem edlen Schilfton wird in Verona hergestellt und italienweit verkauft. Auch Toiletten- und Küchenpapier gibt es ebenso wie Apfelkisten und „Apfelsixpacks“ für den Supermarkt – da kehrt der Apfel gewissermaßen zu sich selbst zurück.

Quelle

Auszug auf „Nord & Süd – Leben, Arbeit, Wirtschaft in Südtirol“ | Ariane Löbert | Ausgabe 2/2013

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