Mehr Strahlung aus Fukushima
In Fukushima ist offenbar deutlich mehr Radioaktivität in dem Umwelt ausgetreten als bisher angenommen wurde.
Das zeigt eine neue Studie eines internationalen Forscherteams aus Norwegen, Österreich, Spanien und den USA. Die Emissionen könnten danach mehr als doppelt so hoch sein, wie die Internationale Atombehörde (IAEA) in Wien bislang angegeben hat. Bei bisherigen Berechnungen wurden offenbar die auf den Pazifischen Ozen hinausgewehten Emissionen nicht genügend berücksichtigt. Erschienen ist die neue Studie online im Fachmagazin „Atmospheric Chemistry and Physics“
Die Atomkatastrophe in Japan begann nach dem Erdbeben vom 11. März. Seither wird Radioaktivität frei, inzwischen aber deutlich weniger als zu Beginn. Die stärksten Emissionen gab es laut der Forschergruppe um Andreas Stohl vom Institut für Luftforschung in Norwegen vom 12. bis 19. März. Insgesamt sind laut der Studie 35,8 Peta-Bequerel (Billiarden Becquerel) des gefährlichen, weil langlebigen Nuklids Cäsium 137 freigesetzt worden. Die IAEA dagegen ging in ihrem Fukushima-Bericht vom Juni von nur 15 Peta-Bequerel aus. Auch die japanische Atombehörde rechnet bisher mit einer ähnlichen Größenordnung. Stohl und Co. zufolge spielt der Fukushima-Unfall damit in der Größenordnung des Super-GAU von Tschernobyl. Danach beträgt die in Fuksuhima freigewordene Cäsium 137-Menge rund 42 Prozent des Tschernobyl-Fracht.
Die Menschen in der Präfektur Fukushima hatten relatives Glück, weil nach den Berechnungen „nur“ knapp 20 Prozent der radioaktiven Emissionen über dem Festland niedergingen. Fast der ganze Rest wurde auf den Pazifischen Ozean hinausgetragen, was bei den bisherigen Berechnungen offenbar zu wenig berücksichtigt worden ist. Rund zwei Prozent gingen auf dem Territorium anderer Staaten nieder. Allerdings wehte der Wind nach dem Super-GAU nicht durchweg günstig. „Genau während und nach der Periode mit der stärksten Cäsium137-Freisetzung am 14. und 15. März“ sei die radioaktive Wolke über Festland getrieben worden, wo sie ausregnete, schreiben die Forscher.
Stilllegung dauert mindestens 30 Jahre
Unterdessen wurden in Fukushima die Sicherungsarbeiten im Reaktor 1 abgeschlossen. Die Atombehörde in Tokio bestätigtn laut AKW-Betreiber Tepco, dass die Zeltkonstruktion fertiggestellt sei, die den Austritt von Radioaktivität verringern soll. Die Arbeiten dazu hatten mehr als fünf Monate gedauert. Auch die Reaktoren 2 bis 4 sollen solche Abdeckungen bekommen. Die endgültige Stilllegung des zerstörten AKW wird laut einem Expertenkomitee der Regierung jedoch noch mindestens 30 Jahre dauern. Tepco forderte derweil Hilfen von Tokio, um die Entschädigungssummen für die Menschen zahlen zu können, die nach der Katastrophe ihre Häuser verlassen mussten. Laut Medienberichten geht es um knapp zehn Milliarden Euro.
Quelle
KLIMARETTER.INFO | jw 2011