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Pariser Klimagipfel darf nicht die 3-Grad-Katastrophe besiegeln

UN-Analyse belegt gefährliche Lücke beim weltweiten Klimaschutz

Deutlich ehrgeizigere Klimaschutzverpflichtungen fordert die Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam für das neue Abkommen gegen den Klimawandel, das in wenigen Wochen auf der Pariser UN-Weltklimakonferenz beschlossen werden soll. Die heute vom UN-Klimasekretariat (UNFCCC) gemeinsam mit dem Bundesumweltministerium veröffentlichte Analyse der eingereichten Klimaschutz-Angebote der Länder kommt zu dem Schluss, dass die Gesamtwirkung geplanter Treibhausgasreduktionen nicht ausreicht, um die globale Erwärmung auf unter 2°C zu begrenzen.

Jan Kowalzig, Klima-Experte bei Oxfam Deutschland, kommentiert:

„Auf den ersten Blick ist es ermutigend, dass inzwischen fast 150 Länder ihre geplanten Klimaschutzbeiträge für das neue Abkommen vorgelegt haben. Dass anhand dieser Angebote nun nicht mehr mit einer Erwärmung von 4-5°C zu erwarten ist, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der klimapolitische Ehrgeiz weiterhin viel zu schwach ist. Wir bewegen uns auf eine um knapp 3°C wärmere Welt zu, mit katastrophalen Folgen vor allem für die ärmeren Länder. Verschärfte Dürren, häufigere Überschwemmungen und andere Unwetterkatastrophen beeinträchtigen jetzt schon die Ernten, zerstören Hab und Gut und zwingen Menschen weltweit, ihre Heimat zu verlassen, weil dort ein Leben in Würde und frei von Armut und Hunger zunehmend unmöglich wird.“

„Alle Länder müssen mehr tun. Aber wie man es auch dreht und wendet: Vor allem die reichen Länder sind nicht bereit, ihren fairen Beitrag zum weltweiten Klimaschutz zu leisten. Nach unserer Analyse leisten Europa und die USA nicht einmal ein Viertel dessen, was fairerweise von ihnen zu erwarten wäre. Sie nehmen wissentlich in Kauf, dass die ärmsten und vom Klimawandel am stärksten betroffenen Länder in die Katastrophe schlittern. Insbesondere viele pazifische Inselstaaten sind schon ab einer globalen Erwärmung von 1,5 °C vom steigenden Meeresspiegel existenziell bedroht.“

„Die UN-Analyse zeigt eindeutig, wie unzureichend die Angebote der Länder insgesamt sind. Vor diesem Hintergrund ist unverzichtbar, dass die Regierungen auf dem Pariser Klimagipfel den fehlenden Ehrgeiz beim Klimaschutz nicht einfach nur zur Kenntnis nehmen. Vielmehr müssen sie konkret festlegen, dass noch vor Inkrafttreten des Abkommens ab 2020 die Länder ihre eingereichten Klimaschutzziele nachbessern. Das Abkommen muss zudem vorsehen, dass anschließend alle fünf Jahre neue, verschärfte Verpflichtungen für die Länder festgeschrieben und die armen Länder deutlich stärker bei der Bewältigung des Klimawandels finanziell unterstützt werden.“

Hintergrund:

Die globale Erderwärmung um bisher 0,9 °C (ggü. dem vorindustriellen Niveau) hat bereits zu einer Zunahme von Wetterextremen geführt. Davon sind vor allem Menschen in armen Ländern betroffen. Eine Analyse der internationalen Datenbank für Katastrophenschäden EMDAT durch Oxfam für die Jahre 2005 bis 2014 hat ergeben, dass mehr als drei Viertel (77 Prozent) der Todesfälle infolge von Katastrophen mit Bezug zu klimatischen Ereignissen in Entwicklungsländern zu beklagen waren.

Im Dezember soll in Paris ein umfassendes Abkommen gegen den Klimawandel beschlossen werden. Anders als es beim bisher geltenden Kyoto-Protokoll der Fall ist, sollen auch Entwicklungs- und Schwellenländer Teil des Abkommens werden. Die künftigen Klimaschutzziele für die Länder werden nicht verhandelt. Vielmehr bestimmt jedes Land selbst Umfang und Art seines Klimaschutzbeitrags im Rahmen des Abkommens. Die letzte Vorbereitungskonferenz im Oktober in Bonn hat die schwierigen Verhandlungen nicht weitergebracht, insbesondere bei der finanziellen Unterstützung für die armen Länder, zum Umgang mit Schäden infolge des Klimawandels und hinsichtlich des mangelnden Ehrgeizes im Klimaschutz.

Die UN-Weltklimakonferenz Ende 2014 in Lima hatte das UNFCCC-Klimasekretariat damit beauftragt, eine Analyse der Gesamtwirkung der Klimaschutzangebote anzufertigen. Die Analyse selbst macht keine Aussage darüber, welche globale Erwärmung infolge der nun vorliegenden Klimaschutzangebote zu erwarten wäre. Untersuchungen von Expertenteams wie etwa Climate Action Tracker aber weisen auf eine Erwärmung um 2,7°C bis Ende des Jahrhunderts hin, unter der Voraussetzung, dass die Klimaschutzpläne wie angekündigt umgesetzt werden.

Umwelt- und Entwicklungsorganisationen, darunter auch Oxfam, haben kürzlich eine Bewertung der einzelnen Länder-Angebote vorgelegt. Demnach leisten die USA und Europa weniger als ein Viertel dessen, was fairerweise von ihnen zu erwarten wäre. Auch bei den Schwellenländern gibt es noch mehr Potential, ihre Klimaschutzangebote kommen dem jeweiligen fairen Beitrag allerdings deutlich näher.

„FAIR SHARES: A CIVIL SOCIETY EQUITY REVIEW OF INDCS“ – SUMMARY – OCTOBER 2015

Quelle

OXFAM Deutschland 2015

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