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Depositphotos | TopVectors | Rund ein Viertel der weltweiten CO2-Emissionen fallen bei der Herstellung und Nutzung von Grundstoffen (Zement, Eisen und Stahl, Papier und Pappe, Petrochemie- und Chemieprodukte) an.

© Depositphotos | TopVectors | Rund ein Viertel der weltweiten CO2-Emissionen fallen bei der Herstellung und Nutzung von Grundstoffen (Zement, Eisen und Stahl, Papier und Pappe, Petrochemie- und Chemieprodukte) an.

Politik handeln, um Emissionen im Grundstoffsektor zu senken

Forschungsarbeit des DIW Berlin identifiziert vier Felder, in denen unmittelbar gehandelt werden sollte.

Grundstoffsektor kann bedeutende Rolle bei Erreichung der Klimaschutzziele spielen – Bisher werden Potentiale zur Reduzierung von CO2-Emissionen bei Grundstoffen wie Stahl und Zement zu wenig ausgeschöpft, weil kohärenter politischer Rahmen fehlt.

Rund ein Viertel der weltweiten CO2-Emissionen fallen bei der Herstellung und Nutzung von Grundstoffen (Zement, Eisen und Stahl, Papier und Pappe, Petrochemie- und Chemieprodukte) an. Bisher hat dieser Sektor, im Gegensatz zum Beispiel zur Stromerzeugung, wenig im Fokus der Klimapolitik gestanden. Auch im heute veröffentlichten Monitoring-Bericht zur Energiewende des Wirtschaftsministeriums spielt der Grundstoffsektor trotz seiner Bedeutung für die Wirtschaft und den Klimaschutz keine Rolle.

Dabei existieren ein Portfolio von Optionen, um die CO2-Emission sowohl bei der Herstellung als auch durch die effiziente Nutzung von Materialien zu senken, wie eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) feststellt. Zu diesen Optionen zählen nicht zur CO2-arme oder -neutrale Produktionsprozesse und neue Grundstoffe wie klimafreundlichere Zemente, sondern auch Verbesserungen im Design von Gebäuden, Produkten und Verpackungen zur Einsparung von Grundstoffen und zur Verbesserung des späteren Recyclings.

„Die verschiedenen Optionen der Emissionsminderungen ergänzen sich und entfalten am besten im Zusammenspiel miteinander ihre Wirkung“, so Studienautorin Olga Chiappinelli. „Setzt man zum Beispiel auf klimafreundliche Produktionsprozesse, so entsteht ein großer Energiebedarf, für den die heimischen Ressourcen an Wind- und Solarenergie kaum ausreichen werden. Wird aber parallel umfassend recycelt und mit einem besseren Design weniger Material verbraucht, reduziert sich der Energiebedarf.“ Die Politikinstrumente, die diese verschiedenen Ansätze anregen und begleiten können, existierten zum Teil auch schon, auf nationaler wie auf europäischer Ebene, so Olga Chiappinelli – sie würden aber nicht kohärent genug eingesetzt und es fehle die notwendige Priorisierung.   

Vier Handlungsfelder identifiziert

Olga Chiappinelli und Autor Karsten Neuhoff haben vier Felder identifiziert, in denen schneller und koordinierter Handlungsbedarf geboten ist, um von allen bestehenden Möglichkeiten der Emissionssenkungen im Grundstoffsektor Gebrauch zu machen.  

„Priorität sollte haben, erstens Umfang und Qualität von Recycling zu verbessern, zweitens die Markteinführung klimafreundlicher Prozesse, drittens Marktchancen für klimafreundliche Prozesse, Materialien und Produktgestaltung zu sichern, und viertens Emissionen aus CO2-intensiven Produktionsprozessen zu reduzieren“, fasst Karsten Neuhoff zusammen.

Zum Portfolio von Politikinstrumenten, die hierzu eingesetzt werden können, gehören die Erweiterung oder Anpassung von bestehenden Regulierungen – zum Beispiel die EU-Direktiven zum Eco-Design und zum sogenannten Eco-Labelling, die systematischere Aufnahme von grünen Kriterien bei der öffentlichen Beschaffung oder die Verbreitung von Entsorgungsgebühren, die mancherorts schon erhoben werden – sowie neue Instrumente, die eingeführt werden müssten. Dazu zählt eine europaweite Sonderabgabe auf den Verbrauch von Grundstoffen, wie sie das DIW Berlin in der Vergangenheit schon vorgestellt hat. Voraussetzung für den Einsatz dieser Lösungen ist eine enge Koordinierung auf europäischer Ebene.

„Was genau der beste Bündel aus Politikoptionen ist, ist nicht in Stein gemeißelt, aber wo Handlungsbedarf am dringendsten besteht, lässt sich schon ziemlich genau sagen. In Deutschland wäre ein Klimaschutzgesetz der geeignete Rahmen, um vieles auf den Weg zu bringen, auf europäischer Ebene sind die von den Mitgliedsländern bis Ende 2019 einzureichenden nationalen Klima- und Energiepläne eine gute Gelegenheit, hier voranzukommen“, so Karsten Neuhoff. „Eines ist sicher: Nicht zu handeln stellt ein großes Risiko für den Industriestandort dar, denn so lange nicht klar ist, wo die Reise hingeht, halten sich Unternehmen mit Investitionen zurück.“      

Zur Studie und zum Projekt

Seit dem Jahr 2016 koordinieren das DIW Berlin und Climate Strategies gemeinsam ein Projekt zur klimafreundlichen Ausrichtung des Grundstoffsektors (“Policy Design for a Climate‐Friendly Materials Sector”). Ziel des Projekts ist es, Politikoptionen für eine Dekarbonisierung dieses Industriebereichs aufzuzeichnen und zu analysieren. Folgende Forschungsinstitutionen wirken auch am Projekt mit: IDDRI (Frankreich), ISI Fraunhofer (Deutschland), IVL (Schweden), Radboud University (Niederlande), University of Nürnberg‐Erlangen (Deutschland), Vrije Universiteit Brussel (Belgien) und WiseEuropa (Polen).

Quelle

Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) 2018

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