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Rückblick 2013: USA überwachen globales Internet

NSA am Pranger – Whistleblower deckt umfassendes Spähprogramm auf.

Aus medialer Sicht war 2013 ein außerordentliches Jahr mit zahlreichen Höhepunkten und kontroversen Entwicklungen. Das bedeutendste Ereignis war zweifelsohne die brisante Enthüllung rund um die globalen Überwachungs- und Spionagemethoden der NSA. Sie sorgten für einen weltweiten Sturm der Entrüstung und hatten diplomatische Zerwürfnisse zur Folge. Gleichzeitig haben sich die wirtschaftlichen Umstände innerhalb der Medienbranche weiter verschlechtert. Lebhafte Diskussionen über neue Geschäftsmodelle werden flankiert von schmerzhaften Kündigungswellen. Soziale Medien sind hingegen weiter auf dem Vormarsch und haben in den vergangenen zwölf Monaten mediale Ereignisse entscheidend geprägt.

IT-Konzerne im Spionagesumpf

Durch sein Exklusiv-Interview mit dem britischen Guardian hat der ehemalige NSA-Mitarbeiter Edward Snowden den Stein ins Rollen gebracht. Er informierte die Öffentlichkeit über die weitreichenden Abhör- und Spitzelpraktiken der USA und belegte seine Aussagen mit Dokumenten. Ihnen zufolge überwacht die NSA den globalen Internetverkehr, belauscht weltweit Telefonate und fängt Briefe ab.

Die Datensammelwut geht sogar soweit, dass die USA nicht nur mit dem britischen Geheimdienst GCHQ, sondern auch mit namhaften IT-Konzernen kooperiert, darunter Google, Facebook, Apple und Yahoo (PRISM-Enthüllung: NSA-Spitzelei Alltag für Use). Datenschützer und Zivilgesellschaft sind erzürnt angesichts der globalen Spähprogramme PRISM und Tempora. Die scharf kritisierten Entscheidungsträger legitimieren allerdings ihre Überwachungsmaßnahmen mit der potenziellen Abwehr von Terroranschlägen.

Neben ihren Erklärungsversuchen gehen die USA und Großbritannien aber auch selbst in die Offensive. Sie verfolgen den für die Enthüllungen verantwortlichen Whistleblower Snowden und setzen den Guardian sowie dessen investigativen Journalisten Glenn Greenwald massiv unter Druck. Um der US-Justiz zu entkommen, hat Snowden erfolgreich um politisches Asyl in Russland angesucht, nachdem in den Wochen zuvor wilde Spekulationen über seinen zukünftigen Verbleib angestellt wurden. Greenwald lebt weiterhin in seiner Wahlheimat Brasilien (Brasilien bietet Guardian-Reporter Schutz vor USA).

Als Reaktion auf die Enthüllungen hat die US-Army sogar in all ihren Militäreinrichtungen den Zugang zur Website des Guardian gesperrt. Unterdessen sitzt WikiLeaks-Gründer Julian Assange seit mittlerweile über einem Jahr in der ecuadorianischen Botschaft in London fest (Assange sitzt seit einem Jahr in Botschaft fest). Sein Informant Bradley Manning wurde von einem US-Militärgericht zu 35 Jahren Haft verurteilt (Hollywood plant Drama über Bradley Manning).

Benedikt geht, George kommt

Neben dem NSA-Skandal und seinen immer noch anhaltenden Nachwehen ist es in den vergangenen zwölf Monaten zu ausgesprochen überdimensionierten Medien-Highlights gekommen. Eines davon war der völlig unerwartete Rücktritt von Papst Benedikt XVI. Die Ankündigung des obersten Hirten hatte einen wahren Sturm in den sozialen Medien zur Folge (Papst-Rücktritt löst Social-Media-Sturm aus). Selbiges war bei der Wahl seines Nachfolgers Franziskus der Fall. Der Deutsche war der erste Papst, der für die Verbreitung seiner Botschaften auf Twitter zurückgriff. Aufgrund seiner Schnelligkeit und Kürze kommt dem Kurznachrichtendienst bei Großereignissen eine immer bedeutendere Rolle zu.

So wurde Twitter beispielsweise während der Fahndung nach den Boston-Attentätern massiv genutzt. Auch Spenden für die Betroffenen wurden über den Social-Media-Kanal gesammelt (Twitter-Trend: User spenden für Boston-Tragödie). Für ein freudigeres Ereignis sorgte hingegen die Geburt von Prinz George. Der kleine Sprössling von Thronfolger William und Herzogin Kate hatte Medienvertreter wochenlang auf Trab gehalten. Die Verkündung seiner Geburt löste schließlich ein riesiges Medienecho in der ganzen Welt aus (It’s a boy: Medien jubeln über royalen Nachwuchs).

Kündigungen in Medienbranche

Mit der Digitalisierung der Berichterstattung gehen in der Medienbranche grundlegende Umstrukturierungen vonstatten. Journalisten werden gekündigt und ganze Redaktionen geschlossen. Eindrückliche Beispiele dafür sind die Sparmaßnahmen beim griechischen Staatsfernsehen und die Schließung der Financial Times Deutschland (Athen: „Rundfunk-Aus hochgradig abenteuerlich“). Neue Geschäftsmodelle wie die Einführung einer „Paywall“ stehen bei vielen Verlagen auf dem Prüfstand. Dabei gehen die Meinungen über den künftigen Nutzen von ausgewählten Strategien weit auseinander. Über eines sind sich die Experten jedoch einig: Wer Redakteure einspart, spart bei der Qualität („Wer Redakteure einspart, spart bei der Qualität“).

Journalisten sind allerdings nicht nur von einem drohenden Jobverlust betroffen, sondern waren 2013 auch mit unzähligen Repressalien konfrontiert. Iranische Cyber-Aktivisten hetzen gegen BBC-Mitarbeiter und in Thailand wird ein Journalist wegen Majestätsbeleidigung zu zehn Jahren Haft verurteilt (Iran hetzt mit Fake-Seiten gegen BBC-Journalisten).

Das Internet ist auch im Jahr 2013 für kriegerische und politisch motivierte Zwecke verwendet worden. Insbesondere die als regimenah geltende Syrian Electronic Army hat es mit ihren Cyber-Attacken auf US-Medienhäuser abgesehen. Das Hacker-Kollektiv Anonymous hat daraufhin zurückgeschlagen (Anonymous will Syrian Electronic Army enttarnen). Doch nicht nur aus Syrien kamen Angriffe. Die New York Times hatte ebenso mit Attacken aus China zu kämpfen (NYT: China-Hacker hatten Informanten im Visier). Das Regime in Nordkorea hat gleichzeitig mit seinen kriegerischen Drohungen gezielt YouTube als Propaganda-Instrument gesetzt (Nordkorea: Propaganda setzt voll auf YouTube).

Soziale Medien als „fünfte Gewalt“

Während klassische Medien mit rückläufigen Umsätzen zu kämpfen haben, wird das Web 2.0 mit seinen Social-Media-Kanälen und Blogs immer einflussreicher und aufgrund derer Kontrollfunktion mitunter als „fünfte Gewalt“ bezeichnet (Soziale Medien machen Bürger zur „fünften Gewalt“). Soziale Medien waren es auch, die einem kreativen jungen Berufsanwärter zu einem Job verholfen haben. Jannic Nielssen hat mit seiner innovativ-witzigen Kickstarter-Kampagne potenzielle Arbeitgeber erfolgreich auf sich aufmerksam gemacht (Jobsuche à la Kickstarter sorgt für Wirbel im Web).

Für skurriles Staunen sorgte im Jahr 2013 zudem ein 634-prozentiger Leserzuwachs eines australischen Lokalblattes (Irritation: Zeitung mit 634 Prozent Leserzuwachs). Das Modemagazin Vogue provozierte mit eine Fotostrecke zum Hurrikan Sandy (Vogue provoziert mit Fotostrecke zu Hurrikan Sandy ). Für einen medienwirksamen TV-Eklat hat unterdessen ein US-Verschwörungstheoretiker gesorgt. Er verlor in einer Talkrunde vollkommen die Contenance (US-Verschwörer sorgt für Eklat im britischen TV).

Quelle

pressetext 2013Sebastian Köberl 2013

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