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Depositphotos.com | EvgeniyShkolenko | Nordstream2

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Stopp von Nord Stream 2 ist die richtige Entscheidung für Europa und den Klimaschutz

Stopp des Genehmigungsverfahrens für Nord Stream 2 jetzt für Reform der Energiesysteme nutzen.

Zur Entscheidung von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, das Zertifizierungsverfahren für die umstrittene Pipeline Nord Stream 2 zu stoppen, erklärt Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe: „Der Stopp von Nord Stream 2 ist für Europa und den Klimaschutz die richtige Entscheidung. Das gesamte Projekt muss nun auf den Prüfstand: Dazu gehört die Wirkung der Pipeline auf die Energiesicherheit Europas, aber auch auf die Klimaziele. Nord Stream 2 ist das größte fossile Projekt Europas, das transportierte fossile Gas steht für 100 Millionen Tonnen CO2 im Jahr. Angesichts der Klimakrise ist klar, dass wir aus der Nutzung von fossilem Gas so schnell wie möglich aussteigen müssen. Dafür muss Bundesminister Robert Habeck nun so schnell wie möglich einen Fahrplan vorlegen. Die zentralen Bausteine sind der Umstieg auf erneuerbare Energien bei Strom und Wärme sowie die Reduktion des Energieverbrauchs in allen Sektoren. Das muss sich im bereits angekündigten Osterpaket seines Ministeriums widerspiegeln.“ © Deutsche Umwelthilfe 2022


Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE): Anlässlich des von der Bundesregierung gestoppten Genehmigungsverfahrens für die russische Pipeline Nord Stream 2 und der angespannten geopolitischen Lage sieht der Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) die Notwendigkeit, Herausforderung, aber auch Chance, neue Wege der Energieversorgung schneller und umfassender als bisher geplant zu beschreiten und Klimaneutralität, Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit durch eine umfassende Reform der Energiesysteme zu gewährleisten.

„Die im Koalitionsvertrag verankerte „Plattform Klimaneutrales Stromsystem“ sollte alsbald ihre Arbeit aufnehmen, um die Möglichkeiten der umfassenden heimischen Versorgung mit Erneuerbaren Energien auszuloten. Der geplante starke Zubau an Wind- und Photovoltaikanlagen im ganzen Land braucht ein dezentrales Backup, das durch die flexibel steuerbare Leistung von Bioenergie, Wasserkraft, Speicher, KWK, Geothermie und Sektorenkopplung bereitgestellt werden kann“, so BEE-Präsidentin Dr. Simone Peter.

Der BEE habe kürzlich in seiner Strommarktstudie mit den Fraunhofer Instituten IEE und ISE gezeigt, dass nicht nur die Importabhängigkeit deutlich verringert, sondern auch Preisstabilität, das Erreichen der Klimaziele, Versorgungssicherheit und eine gesteigerte heimische Wertschöpfung verbessert werden könne. „In Deutschland stehen aktuell über 9.500 Biogasanlagen, die zusammen rund 10 Mrd. Kubikmeter Gas mit einem Energiegehalt von ca. 100 Terawattstunden (TWh) pro Jahr erzeugen – was rund 10 Prozent des deutschen Gasverbrauchs entspricht. Davon werden derzeit ca. 10 TWh aufbereitet und ins Gasnetz eingespeist. 90 Prozent des Biogases wird vor Ort in Blockheizkraftwerken zu Strom und Wärme umgewandelt – was ebenfalls Erdgas einspart. Theoretisch ließe sich das gesamte Biogas aufbereiten und ins Gasnetz einspeisen“, so Peter. Auch eine Verdopplung der Produktion auf 200 TWh sei möglich, allein durch die Vergärung der vorhandenen Gülle- und Abfallmengen und der Nutzung von Grünland und Biodiversitätsflächen. Damit ließe sich die Abhängigkeit von russischen Gasimporten signifikant reduzieren. Hierfür müsse der Anlagenpark stabilisiert und flexibilisiert werden. Das gelte auch für die Wasserkraft und die KWK. 

„Zudem zeigt die Studie, dass eine wirtschaftliche Elektrolyseleistung von 100 Gigawatt Grünem Wasserstoff in Deutschland möglich ist. Importe können auch hier weitestgehend vermieden werden“, so Peter. Gleichzeitig sollten die Elektrolyseure als flexibel steuerbare Leistung im räumlich nahen Bereich der Erzeugung fluktuierender Erneuerbarer Energien positioniert werden, um verbrauchsbedingte Netzengpässe zu vermeiden“, so Peter weiter. Wenn zudem weitere Möglichkeiten der Sektorenkopplung, wie der verstärkte Einsatz von Wärmepumpen oder Elektromobilität, sowie eine umfassende Wärme- und Verkehrswende in Angriff genommen, eine Aus- und Weiterbildungsoffensive für den Energiesektor gestartet und im europäischen Binnenmarkt die grenzübergreifenden Möglichkeiten der Energiewende genutzt würden, sei die Versorgung unserer Energiebedarfe in allen Sektoren sichergestellt“, so Peter abschließend.

Quelle

Bundesverband Erneuerbare Energie e.V. (BEE) 2022 | Deutsche Umwelthilfe 2022

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