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© Depositphotos.com | jomahepu@gmail | Die Vergiftung und Zerstörung der Umwelt mit schwerwiegenden Folgen für Menschen, Tiere und Pflanzen kommen erst jetzt am Rande der aktuellen Proteste der Umwelt- und der Friedensbewegung allmählich an die Öffentlichkeit.

Umweltweltschäden im Krieg         

Krieg gegen die Menschen und die Biosphäre. Von Klaus Moegling
 
Ein über lange Zeit vernachlässigter Aspekt von Aufrüstung und militärischer Aktivitäten liegt in der massiven Umweltzerstörung, die weltweit durch das Militär und insbesondere während und nach Kriegen verursacht werden.

Aber auch im Regelbetrieb militärischen Alltags und militärischer Übungen ist das Militär der größte institutionelle Emittent von Klimagasen. Zusätzlich sind die bei der Produktion von Waffen anfallenden Umweltzerstörungen und Emissionen hinzuzurechnen. Auch durch den Wiederaufbau zerstörter Städte anfallenden Emissionen sind zu berücksichtigen.

Der friedensökologische Ansatz stellt eine noch recht neue Disziplin der Friedenswissenschaften dar. Die ökologische Perspektive auf den Frieden bezieht sich hierbei sowohl auf Umweltzerstörungen im Normalbetrieb militärischen Agierens in Friedenzeiten als auch auf die ökologischen Zerstörungen in Kriegen. Friedensökologie thematisiert den Frieden zwischen den Menschen bzw. Gesellschaften sowie den Frieden des Menschen mit seinem ökologischen Kontext und insbesondere die Verbindung zwischen diesen beiden Perspektiven.

Die Vergiftung und Zerstörung der Umwelt mit schwerwiegenden Folgen für Menschen, Tiere und Pflanzen kommen erst jetzt am Rande der aktuellen Proteste der Umwelt- und der Friedensbewegung allmählich an die Öffentlichkeit. Doch der norwegische Friedensforscher Johan Galtung hat diesen Aspekt bereits 2004 weitsichtig thematisiert:
„Eine Sache ist der Schaden, der dem Ökosystem zugefügt wird, eine andere die Verstärkung des allgemeinen kulturellen Codes der Herrschaft über die Natur, die auch ein Teil des Vergewaltigungssyndroms ist. Unzählige Millionen von Menschen schauen sich nicht nur an, wie Menschen getötet und verwundet werden, sondern auch wie die Natur zerstört wird und in Flammen aufgeht.“ [1] 

Beispiele historischer Umweltzerstörungen in Kriegen

Die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts verwandelten zahlreiche Regionen in eine zerstörte und mit Waffenresten verseuchte Landschaft.
Nach Schätzungen des Fraunhofer Instituts liegen ungefähr 1,6 Millionen Tonnen konventionelle Kampfmittel und ca. 200.000 Tonnen chemische Kampfmittel auf den Meeresböden der Ost- und Nordsee. Seeminen, Bomben, Giftgasgranaten rosten, werden porös und geben ihre giftige Ladung in die Umwelt frei, so dass über die Fische das Gift in die menschliche Nahrungskette gerät. [2]

Die beiden Atombombenabwürfe auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki im August 1945 bewirkten neben einer Viertelmillion Toten allein 1945 bis heute die radioaktive Verseuchung dieser Regionen sowie zahlreiche Krebstote und mit genetischen Defekten geborene Kinder.

Es wurden bereits 1961 Pflanzenschutzmittel in Vietnam nach Anordnung durch den US-amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy eingesetzt, um den Vietcong die Deckung im entlaubten Regenwald zu nehmen und deren Reisfelder zu zerstören. Ab Februar 1967 wurde das Pflanzengift ‚Agent Orange‘ zur Entlaubung des vietnamesischen Regenwalds und zur Zerstörung der Reisfelder des Vietcongs im Rahmen des größten Chemie-Angriffs der Geschichte im Vietnam-Krieg eingesetzt. Das darin enthaltene Dioxin konnte bis heute nicht entfernt werden und ist für massive Krebserkrankungen und Gendefekte in Vietnam verantwortlich. Insgesamt wurden von der US-Armee 70 Millionen Liter Herbizide aus der Luft über Vietnam mit verheerenden Folgen für die Natur und die Gesundheit der Menschen versprengt. [3]
Brennende Ölquellen im Zuge von militärischen Auseinandersetzungen im arabischen Raum, z.B. im Irak-Krieg, sorgten für eine massive CO2-Verschmutzung der Biosphäre. Ein weiteres Beispiel hierfür sind die brennenden Ölquellen Saudi-Arabiens im Rahmen des Jemen-Kriegs.

Aber insbesondere die 30(!)-jährige Bombardierung des Iraks ist hier zu nennen, im Rahmen dessen Hundertausende von Einsätzen von Kampfflugzeugen mit Tod bringender Bombenlast und massiver Umweltzerstörung erfolgten. Die USA und ihre Verbündeten töteten über 30 Jahre hinweg insgesamt 2,7 Millionen Menschen im Zuge des 2. und 3. Golfkrieges und den nachfolgenden Einsätzen und Maßnahmen, im Durchschnitt pro Tag 270 Menschen.[4]

Des Weiteren kam es zu massiven ökologischen Schäden durch Bombardierungen, Anzünden von Ölanlagen sowie dem Einsatz von Uran-Munition (DU, depleted uranium) – so der Journalist Jacob Reimann (2021, o.S.):
„Am 24. Februar 1991 begannen die USA die Bodeninvasion Kuwaits und konnten innerhalb weniger Tage das gesamte Land zurückerobern. Auf dem Rückzug befindliche irakische Truppen setzten Dutzende Ölanlagen in Brand und öffneten kuwaitische Ölterminals, wodurch im Persischen Golf eine verheerende Umweltkatastrophe ausgelöst wurde. (…)
Die USA haben 1991 im Irak 320 Tonnen radioaktive DU-Munition verschossen. Die Krebsraten schossen in die Höhe. Wie schon bei der chemischen Kriegsführung der USA in Vietnam mittels Agent Orange werden auch von DU die Kleinsten am härtesten getroffen: In nur zehn Jahren kam es in Basra zu einer Versiebzehnfachung der Zahl von Missbildungen bei Neugeborenen. (….) Die USA haben durch ihre DU-Munition geradezu eine neuartige Klasse des menschlichen Elends und des Leids erschaffen.“

Doch nicht nur im Irak wurde Uran-Munition eingesetzt. Auch die u.a. im ehemaligen Jugoslawien von der NATO verwendete Uran-Munition vergiftete die Umwelt und sorgte dort für radioaktiv verstrahlte Gebiete. Radioaktive Munition wurde auch im Irak und heute in Syrien eingesetzt, insbesondere für Panzer brechende Angriffswaffen. Als Folge kommen gehäuft Kinder mit massiven Missbildungen auf die Welt, sind oft nicht überlebensfähig.
Die langjährig in Damaskus akkreditierte Korrespondentin Karin Leukefeld berichtet über die Gesundheitsfolgen von Uranmunition aus abgereichertem Uran, das – neben seiner unmittelbar zerstörerischen Wirkung – hochgiftig für Umwelt, Tiere und Menschen, auch für zukünftige Generationen, ist:

„Die Folgen der von den USA und ihren Verbündeten in mehreren Golfkriegen eingesetzten abgereicherten Uranmunition haben noch heute die Familien im Südirak und westlich von Bagdad, in Falluja zu tragen. Unzählige Kinder werden tot oder mit schweren Missbildungen geboren: mit offenem Rücken, zusammengewachsenen Beinen, außenliegender Blase, einem Auge oder auch gar keinem Auge, offenen Schädeln, um nur einige Beispiele zu nennen.“ [5]
Auch in Syrien wird Uranmunition eingesetzt. Hierbei verbrennt bei einem Beschuss das Uran bei bis zu 5000 Grad Celsius zu Nanopartikeln, die 100 Mal kleiner als rote Blutkörperchen sind, und fällt als radioaktiver Feinstaub zu Boden, der die Umwelt kontaminiert. [6] 

Zerstörerische Wirkung der Entwicklung von Nuklearwaffen

Die ‚Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen‘ (ICAN), die 2017 den Friedensnobelpreis erhielt, geht von ca. 2000 Atomwaffentests mit der Sprengkraft von 29.000 Hiroshima-Bomben aus, die unter der Erde, im Wasser und über dem Boden durchgeführt wurden. Die Atomwaffenversuche sind verantwortlich für eine umfangreiche radioaktive Verseuchung verschiedener Regionen sowie heute für ca. 2,4 Millionen Krebstote. So führten die USA von 1945 – 1992 insgesamt 1032 Test durch. Von der Sowjetunion wurden allein in Semipalatinsk in der kasachischen Steppe  zwischen 1949 und 1991 456 sowjetische Nuklearwaffentests durchgeführt. [7]

Niemand weiß allerdings genau, wie viel Millionen Menschen tatsächlich aufgrund insbesondere der überirdischen Tests an Krebs erkrankten und starben. Die Organisation ‚Internationale Ärzte für die Verhütung eines Atomkriegs‘ (IPPNW) setzt die Opferzahlen im Rahmen ihrer Studie ‚Bedrohung des Lebens durch radioaktive Strahlung‘ noch höher als ICAN an. Die vom Münchner Biochemiker Prof. Roland Scholz geleitete Studie kommt bereits 1997 zum Ergebnis,
„dass allein die äußere Strahlenbelastung durch den Bomben-Fallout weltweit 3 Millionen zusätzliche Krebstote bis zum Jahr 2000 verursachen könnte. Hinzu kämen die Folgen der Inkorporation von Radionukliden durch Nahrung und Atemluft. Durch diese interne Strahlung könne es noch zusätzliche 30 Millionen Opfer geben.“ [8] 

Umweltzerstörungen des Kriegs in der Ukraine

Der russische Angriff und der Krieg in der Ukraine ab dem Februar 2022 brachten ebenfalls massive Umweltzerstörungen mit sich, welche die Menschen, die Gebäude und die Infrastruktur sowie die Biosphäre betreffen. Tausende Detonationen durch Bomben- und Raketenangriffe, Sprengungen, explodierende Treibstofflager, brennende Wiesen und Wälder, die Gefahr des Austritts von Radioaktivität durch angegriffene Atomkraftwerke, umfangreiche CO2-Emissionen durch das Betreiben tausender Militärfahrzeuge und Kampfjets, zerstörte Landschaften und vermintes Gelände sind das Ergebnis dieses Krieges.

In einer Studie von de Klerk et al (2023) wurde ermittelt, dass innerhalb eines Kriegsjahres in der Ukraine von beiden Kriegsparteien ungefähr so viel CO2-Emissionen emittiert wurden wie im gleichen Jahr insgesamt in Belgien. Es handelte sich hierbei um 119 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente. [9]
Stuart Parkinson und Linsey Cottrell (2022) fassen des Weiteren ihre Studie zur Klimaschädigung durch Militär und Kriege wie folgt zusammen:
„Wenn die Streitkräfte der Welt ein Land wären, hätten sie den viertgrößten nationalen CO2-Fußabdruck der Welt – größer als der Russlands. Dies unterstreicht die dringende Notwendigkeit, konzertierte Maßnahmen zu ergreifen, um die Emissionen des Militärs zuverlässig zu messen und den damit verbundenen CO2-Fußabdruck zu reduzieren – zumal diese Emissionen nach dem Krieg in der Ukraine sehr wahrscheinlich steigen werden.“ [10]

Susanne Aigner (2022) fügt in ihrem Bericht über die ökologischen Folgen des Ukraine-Kriegs diesen Schäden und Zerstörungen noch eine weitere Bedrohung hinzu:
„Daneben gibt es noch andere Arten radioaktiver Verseuchungen, eine geht auf den Krieg im Donbass zurück: Seit Kriegsbeginn 2014 wurden dort die alten Kohleschächte nicht mehr ordnungsgemäß ausgepumpt und gewartet. Infolge dessen wurden rund 200 Minen überflutet, die teilweise mit nuklearen Sprengungen gegraben wurden, so dass sich Chemikalien wie Quecksilber und Arsen im Grundwasser ausbreiten. Wie Messungen des ukrainischen Umweltministeriums bereits 2016 ergaben, lagen in der gesamten Region die Strahlungswerte in den Brunnen um ein Zehnfaches über dem Grenzwert.“  [11]

Olena Melnyk und Sera Koulabdara (2024) gehen davon aus, dass ca. ein Drittel des ukrainischen Bodens durch den Krieg mit giftigen Stoffen wie Blei, Kadmium, Arsen und Quecksilber kontaminiert ist. Böden und ihr fruchtbarer Anteil würden über Tausenden von Jahren gebildet und nun innerhalb weniger Jahre im Krieg vergiftet und unbrauchbar für die Landwirtschaft gemacht. [12]

Auch haben die USA und England 2023 Uranmunition in die Ukraine geliefert. Es wird nun inzwischen davon ausgegangen, dass Uranmunition von der ukrainischen Seite mit den entsprechenden schwerwiegenden Gesundheitsfolgen für die Zivilbevölkerung eingesetzt wird. Auch wird davon ausgegangen, dass die russische Seite chemische Kampfstoffe einsetzt. [13] 

Der Krieg in der Ukraine hinterlässt eine zerstörte Mitwelt, für welche die Russische Föderation Milliarden Euro Reparationen zu zahlen hat, wobei dann letztlich hier nur der oberflächliche Schaden reparierbar wäre. Die tiefen Eingriffe in die menschliche Gesundheit aufgrund der eingeatmeten Emissionen und Giftstoffe, des Trinkens belasteten Wassers und der zu ertragenden Strahlung sind nicht mit Geld bezahlbar. Auch die Hunderttausenden Toten und Schwerverletzten auf beiden Seiten lassen sich nicht mit Geld entschädigen. Was ist denn ein Leben oder ein Bein wert?

Der ungarische Klimaforscher Bálint Rosz (2025) fasst die durch den Krieg in der Ukraine verursachten CO2-Emissionen der ersten zwei Jahre des Ukraine-Kriegs bis zum Februar 2024 zusammen und vergleicht dies mit jährlichen Emissionen von 90 Millionen Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor:
„Wie immer mehr Experten zu betonen versuchen, verursacht der Krieg zwischen Russland und der Ukraine auch erhebliche Umwelt- und Klimaschäden. Letzteres könnte eine besonders besorgniserregende Entwicklung sein, da die menschliche Zivilisation selbst einen Krieg gegen den Klimawandel führt. Nach vorläufigen Schätzungen von De Klerk und Kollegen führten die militärischen Aktivitäten und die Zerstörung der damit verbundenen Infrastruktur in den ersten 24 Monaten des Krieges (vom 24. Februar 2022 bis zum 23. Februar 2024) zu erheblichen zusätzlichen Treibhausgasemissionen, die den globalen Klimawandel weiter verschärften. Die kumulierten Emissionen in diesem Zeitraum werden auf rund 175 Millionen Tonnen Kohlendioxidäquivalent (tCO2e) geschätzt, was den jährlichen Emissionen eines hoch industrialisierten Landes entspricht.“ 

Hierbei sind noch nicht die CO2-Emissionen angemessen berücksichtigt, die durch den notwendigen Wiederaufbau der Ukraine und z.B. durch die hierfür notwendige Beton- und Stahlproduktion sowie die Emissionen der Baufahrzeuge entstehen werden. 
Das Gleiche gilt übrigens für den fast vollständig zerstörten Gaza-Streifen.

Zum gemeinsamen Interesse von Umwelt- und Friedensbewegung 

Diese Bilanz könnte mit zahlreichen weiteren Beispielen (Einsatz von Streumunition durch Saudi-Arabien im Jemen, Fassbomben des syrischen Militärs, gesunkene sowjetische Atom-U-Boote in der Ostsee, CO2-Emissionen durch Militärbewegungen zu Luft und am Boden, Raketenangriffe im Iran, Israel und im Gaza-Streifen, ein schrecklicher Krieg auf dem Rücken der Zivilbevölkerung im Sudan …) fortgeführt werden.
Kriege sind nicht nur die Ursache von Klimaschädigungen, sondern die bereits eintretende Klimakrise ist wiederum die weitere Ursache für militärisch auszutragende Konflikte und die Zerstörung politischer Systeme gerade in den ärmeren Regionen der Welt– so Michael T. Klare (2015), Professor für Frieden und Weltsicherheit am Hampshire College in Massachusetts:
„Die stärksten und reichsten Staaten, insbesondere in den gemäßigteren Klimazonen, dürften mit diesen Belastungen besser zurechtkommen. Hingegen wird die Zahl der gescheiterten Staaten wohl dramatisch anwachsen, was zu gewaltsamen Auseinandersetzungen und regelrechten Kriegen um die verbleibenden Nahrungsquellen, landwirtschaftlich nutzbaren Böden und bewohnbaren Flächen führen wird. Große Teile des Planeten könnten also in Zustände wie jene geraten, die wir heute in Libyen, Syrien und dem Jemen vorfinden. Manche Leute werden bleiben und um ihr Überleben kämpfen; andere werden abwandern und so gut wie sicher auf wesentlich gewaltsamere Formen jener Feindseligkeit stoßen, die Einwanderern und Flüchtlingen in ihren Zielländern heute schon entgegenschlägt. Somit würde es unausweichlich zu einer weltweiten Epidemie von Bürgerkriegen und anderen gewalttätigen Auseinandersetzungen um Ressourcen kommen.“ [14]

Hinzu kommt, dass diejenigen Staaten, die sich miteinander im Krieg befinden – aber auch die sich hierdurch bedroht fühlenden Gesellschaften – die für die Bekämpfung der Klimakrise notwendigen Ressourcen dann für die Finanzierung der Kriegsführung bzw. von Waffensystemen einsetzen werden. Insbesondere die riesigen Summen im Rahmen der EU, aber auch in Deutschland, die in Form von Sonderprogrammen für die Beschaffung von Waffensystemen zukünftig ausgegeben werden, werden einer vernünftigen Klimapolitik fehlen – von den enormen Rüstungsinvestitionen der USA und Russland und deren fehlender Bereitschaft, die Klimakrise zu bekämpfen, ganz zu schweigen.
Dies bedeutet demnach, dass die weltweiten Militäraktivitäten sowohl Ursache als auch Folge von Umweltzerstörung sein können.

Die Umwelt- und Friedensbewegung haben daher einen gemeinsamen substanziellen Schnittpunkt: Die Forderung nach einer Beendigung der Umweltzerstörung durch Militär und Kriege verbunden mit den gegenwärtigen Aufrüstungstrends entgegenlaufenden Forderungen nach international koordinierter Abrüstung sollte sowohl von der Umweltbewegung als auch der Friedensbewegung als zentrale Erwartungen an die Politik adressiert werden.

In diesem Zusammenhang ist auch die Frage der Finanzierung einer Beseitigung der durch Militär verursachten Umweltschäden zu stellen. Hierzu müssten – neben den verursachenden Kriegsparteien – auch die Produzenten in der Rüstungsindustrie herangezogen werden. Gerade für die Rüstungsindustrie ist ja nicht vertretbar, dass eine Privatisierung der (erheblichen) Gewinne bei gleichzeitiger Vergemeinschaftung der Kosten auf den Staat und den Steuerzahler hin erfolgt. Eine derartige Externalisierung von Kosten und die Internalisierung von Gewinnen in der Rüstungsindustrie sind nicht mehr länger hinnehmbar. Es ist überhaupt nicht einsichtig, warum beispielsweise die Hersteller von Tellerminen nicht auch für deren Beseitigung und für Schadensersatzforderungen der Opfer aufkommen sollten.

Vor allem die Ausklammerung des Militärs als Klimaschädiger aus dem Kyoto-Protokoll und dem Versuch, dies auch in den Pariser Verträgen in der Unverbindlichkeit zu belassen, insbesondere auf Druck der USA [15], verweist des Weiteren auf die internationale Dimension der Problematik. Hier sind insbesondere die Vereinten Nationen gefragt, die Umweltproblematik im Zusammenhang mit dem Militär und den Kriegseinsätzen verbindlicher in den Bestand der internationalen Klima-Verträge aufzunehmen. Der Einbezug einer friedensökologischen Perspektive dürfte ihnen leichter fallen, wenn ein entsprechender internationaler zivilgesellschaftlicher Druck über miteinander koordinierte NGO-Initiativen, z.B. über die Fridays-for-Future-Bewegung, indigene NGOs, ICAN, IPPNW, Greenpeace und die traditionelle Ostermarsch-Bewegung bzw. weitere Aktivitäten der Friedensbewegung aufgebaut werden würde.


Anmerkungen

Quelle

Moegling, Klaus 2025 | Prof. Dr. Klaus Moegling (i.R.) ist Politikwissenschaftler und Soziologe, arbeitet in verschiedenen ökologischen und friedenspolitischen NGOs und ist Autor des frei zugänglichen Buches „Realignment. A peaceful and sustainably world is (still) possible.“ | (Der Artikel wurde in einer kürzeren Ausführung in der Zeitschrift FriedensForum, H. 6/ 2025, S.35-37, publiziert.) 

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