Wie Trump alte Kohle- und Atommeiler retten will
Kommentatoren und Experten sind entsetzt: Die US-Regierung plant eine beispiellose Intervention in die Energiemärkte zur Rettung alter, unrentabler Kohle- und Atomkraftwerke. Das Energieministerium könnte den Kauf von Kohle- und Atomstrom befehlen.
Die Pläne liegen in den Schubladen, die Umsetzung steht aber noch aus. Wie der Nachrichtendienst Bloomberg berichtet, hat US-Präsident Donald Trump seinen Energieminister angewiesen, „sofortige Maßnahmen“ zur Rettung alter, unrentabler und kurz vor der Abschaltung stehender Kohle- und Atomkraftwerke zu unternehmen. Weniger Strom aus diesen beiden Quellen würde die nationale Sicherheit der USA gefährden. Eine beliebte Redewendung des US-Präsidenten, wenn andere Argumente fehlen, siehe Handelsstreit und Strafzölle. Experten sprechen von einer beispiellosen Intervention, selbst republikanische Parteigenossen und der Kongress sind skeptisch. Womöglich muss dieser aber gar nicht zustimmen.
Erneuerbare und Fracking-Gas gefährden Kohle und Atom
Die bevorstehenden Stilllegungen von Atom- und Kohlekraftwerken würden zu einem rapiden Abbau eines kritischen Bereichs des US-Energiemixes führen und Einfluss auf die Stabilität der Stromnetzes nehmen, sagte laut Bloomberg die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders. Präsident Trump hatte bereits im Wahlkampf und nach seinem
Amtsantritt mehrmals versprochen, er Erneuerbare Energien und Fracking-Gas sind weiterhin auf dem Vormarsch und deutlich günstiger als Kohle.werde der Kohleindustrie zu alter Größe verhelfen und verlorene Jobs zurückholen. Getan hat sich freilich wenig, denn auch durch die Aufhebung von Umweltregularien der Obama-Administration kann Trump die Energiemärkte nicht aufhalten. Erneuerbare Energien und Fracking-Gas sind weiterhin auf dem Vormarsch und deutlich günstiger als Kohle.
Erneuerbare Energien und Fracking-Gas sind weiterhin auf dem Vormarsch und deutlich günstiger als Kohle.
Da seine bisherigen Maßnahmen nicht zum erwünschten Erfolg führten, ist der geplante Eingriff in die Energiemärkte fast logisch. Demnach würden Netzbetreiber verpflichtet werden, Strom von gefährdeten Kraftwerken zu kaufen um diese zu stützen und am Markt zu halten. Zudem solle eine „strategische Stromerzeugungsreserve“ aufgebaut werden. Das Energieministerium unter der Leitung des ehemaligen Gouverneurs von Texas, Rick Perry, arbeitet seit Trumps Amtseinführung an einem übergeordneten Plan, um der US-Kohle- und Atomenergie unter die Arme zu greifen. Perry gilt als äußerst konservativ und wird dem Lager der Klimawandelleugner zugerechnet.
Das Stromnetz ist sicher
Es gibt keinen Grund für solch drastische Maßnahmen.
Medienberichten zufolge drängte im Frühjahr ein AKW-Betreiber aus Ohio die Regierung zum Handeln und drohte damit, drei Atomkraftwerke abzuschalten. Entsprechend erfreut zeigte sich das Unternehmen über Trumps Ankündigung zu Eingriffen in den Markt. Und der betroffene Netzbetreiber in Ohio, der das größte Stromnetz des Landes verwaltet? PJM Interconnection erklärte, das Netz sei so sicher wie nie. „Es gibt keinen Grund für solch drastische Maßnahmen“, sagte das Unternehmen gegenüber Bloomberg. „Jeder staatliche Eingriff in den Markt, um Verbrauchern den Kauf von Strom aus bestimmten Kraftwerken vorzuschreiben, würde den Märkten schaden und schlussendlich den Stromkunden teuer zu stehen kommen.“
Nach Angaben des Branchendienstes Bloomberg New Energy Finance (BNEF) könnten in diesem Jahr Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von 16.200 Megawatt und Atommeiler mit einer Kapazität von 550 Megawatt stillgelegt werden. Zudem droht bis 2021 etwa zwei Dutzend AKWs mit einer Kapazität von fast 33 Gigawatt die Stilllegung, weil ihre vorgesehene Lebensdauer erreicht ist oder sich ein Weiterbetrieb schlicht nicht lohnt. Die rasanten Veränderungen auf dem US-Energiemarkt kann selbst ein US-Präsident nicht aufhalten. Aber er kann dafür sorgen, dass der Wandel langsamer stattfindet und teurer wird.
(Foto: © Myrabella / Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0)
Quelle
Der Bericht wurde von
der Redaktion “energiezukunft“ (cw) 2018 verfasst – der Artikel darf nicht
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werden! | energiezukunft | Heft 24 / Sommer 2018 | „20 Jahre liberalisierter
Strommarkt“ | Jetzt
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