Drohende Hungersnot in Gaza: 500.000 Mütter und Kinder haben keinen Zugang zu Nahrung
„Aktion gegen den Hunger“ hat in der Region Deir al Balah in Gaza ein Programm zur Vorbeugung von Unterernährung bei Kindern unter fünf Jahren, schwangeren Frauen und stillenden Müttern mit Babys unter sechs Monaten gestartet.
Derzeit benötigen mehr als eine halbe Million Kinder und Mütter Ernährungshilfe. Die Hälfte der Bevölkerung des Gazastreifens – mehr als eine Million Menschen – steht am Rande einer Hungersnot.
Wie dramatisch die Lage für Kinder vor Ort ist, darüber berichtet ein Mitarbeiter des Nothilfeteams von Aktion gegen den Hunger, der gerade aus Gaza zurückgekehrt ist: „In den Kliniken sehen wir, wie sich der Mangel an Nahrung insbesondere auf die Entwicklung von Kindern unter zwei Jahren auswirkt: Sie wachsen nicht in der altersentsprechenden Größe. Lebenswichtige Organe wie Herz, Nieren oder Lunge sind geschwächt. Ihr Immunsystem ist geschwächt, sie leiden stärker an Infektionen. Sie haben keine Impfungen erhalten und leben unter sehr prekären Bedingungen ohne Zugang zu einer angemessenen sanitären Infrastruktur. Wir nehmen sie krank auf, vor allem mit Husten und möglicher Lungenentzündung. Wenn wir sie in den Kliniken behandeln, stellen wir fest, dass sie an Unterernährung leiden.“
Gaza: Ernährungsprogramm und Still-Schulungen für 13.000 Menschen
Um das Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko bei Neugeborenen zu senken und Mütter zu unterstützen, hat Aktion gegen den Hunger ein Ernährungsprogramm gestartet, in dessen Rahmen Nahrungsergänzungsmittel verteilt werden. Darüber hinaus erhalten Mütter eine Schulung zum Stillen oder zur Pflege, bevor sie in ihre Zelte oder Unterkünfte zurückkehren. Damit soll die Häufigkeit von akuter Unterernährung bei Kindern über sechs Monaten verringert und mehr als 13.000 Personen unterstützt werden.
„Vor dem Konflikt lag die Rate der Unterernährung bei Kindern im Gazastreifen bei 0,8 Prozent. Heute sind es in einigen Gebieten bei Kindern unter zwei Jahren bereits über 30 Prozent. Die Lage ist so ernst, dass wir dringend Nahrungsmittel und Nahrungsergänzungsmittel an die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen verteilen müssen: Kinder, schwangere und stillende Frauen“, erklärt Cristina Izquierdo, Ernährungskoordinatorin des Nothilfeteams von Aktion gegen den Hunger.
Aktion gegen den Hunger warnt vor der Gefahr einer Hungersnot, die für die Hälfte der Bevölkerung des Gazastreifens immer näher rückt. Die humanitäre Hilfsorganisation fordert einen sicheren Zugang für humanitäre Hilfe, den Schutz von Zivilbevölkerung und ziviler Infrastruktur sowie die unverzügliche Freilassung aller Geiseln und einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand.