Im Namen der Menschlichkeit: Rettet die Flüchtlinge!
Mare Nostrum – Das Mittelmeer und wie man die Flüchtlinge retten muss. Von Rupert Neudeck
Es ist eine neue Masche geworden, in dieser Lese-unlustigen Zeit, ganz kleine Bücher herauszubringen, so wie eine Flugschrift. Das Format noch kleiner als die alten Schulhefte. Diese publizistische Mode hat eingesetzt mit dem berühmten Aufruf- Essay von Stephane Hessel „Empört Euch“ – eine Streitschrift mit heißem Atem, revolutionär, aber von einem alten Widerstands-Mann, der die Jugend der Welt aufrief sich zu empören. Das Buch wurde eben wie eine Flugschrift millionenfach in Frankreich und Deutschland unters Volk gebracht.
Für manche Themen bieten sich solche emotional-empörten Streitappelle wirklich an. Heribert Prantl, einer der streitbarsten deutschen Publizisten, hat jetzt eine Flugschrift von nicht mehr als 32 Seiten im Kleinformat herausgebracht, deren Untertitel noch dramatischer ist denn der Haupttitel: „Rettet die Flüchtlinge. Im Namen der Menschlichkeit!“ Die Überschriften klingen wie ernsthafte Fanfaren in den bürokratisch versumpften Politikbetrieb sowohl in Berlin im Bund wie auch in den Länder-Verwaltungen, die die Flüchtlinge entweder verwalten oder abwehren. Die Europäische Union tötet durch Unterlassen.
Er zitiert die Menschen, die tagtäglich mit den ankommenden Flüchtlingen zu tun haben und trotzdem hilfsbereit und barmherzig geblieben sind, wie die Bürgermeisterin von Lampedusa, Giusi Nicolini: „Wie groß muss der Friedhof auf meiner Insel noch werden, ehe Ihr etwas tut?“ Und um einen sechs-Punkte Startschuss für eine EU-Asyl und Flüchtlingspolitik zu geben, fordert der Redakteur der Süddetuschen Zeitung: Flüchtlinge aus Syrien, die in Millionenzahl im Libanon (1,2 Millionen bei 4,5 Mio. Bevölkerung() gestrandet sind, brauchen Europäer-hilfe. Es sei keine Lösung, die Menschen zurückzuwerfen mit mehr Frontex. Es muss halbwegs sichere Fluchtrouten geben. Das elende Dublin System das uns von der Europäischen Idee so weit entfernt hat, muss ersatzlos abgeschafft werden. „Jeder Flüchtling, der nach Europa flieht, kann selbst entscheiden, in welchem Land er Asyl beantragen will“. Er kämpft für Kinder im Asylverfahren, für die es bisher keine eigene Kinder Behandlung gibt: Also gibt es „Zwangsverheiratung, Zwangsrekrutierung als Kindersoldaten und Kinderprostitution“.
Noch deutlicher: „Europa braucht keine Abwehrkommissare und keine Abwehrminister. Sondern Einwanderungsminister und Einwanderungsbürgermeister“. In einem kalabrischen Dorf namens Riace gibt es einen Bürgermeister mit Namen Domenico Lucano. Das Dorf war fast schon ausgestorben, wie viele Dörfer in ganz Europa. 1998 kam ein Boot mit 218 halbverhungerten Kurden an die Küste. Der Bürgermeister nahm sie auf, sie wurden versorgt und angesiedelt. 500 Migranten leben heute in Riace, jeder dritte Einwohner ist zugewandert. Der Bürgermeister und sein Verein CITTA FUTURA wollen mit den Flüchtlingen ihr Dorf erhalten. Das Dorf sollte – so Prantl – Schule machen. Es gäbe viele Landschaften, die entvölkert sind und nicht nur in Süditalien, auch in Mecklenburg Vorpommern. Dort könnten Flüchtlinge angesiedelt werden. „Das wäre der Auftakt zu einer neuen europäischen Gründerzeit“.
Wir haben 25 Jahre verpennt. 1990 gab es – daran erinnert Prantl – einen BBC-Film im Deutschen Fernsehen, in dem die ersten Afrikaner sich melden und dem damaligen EU-Flüchtlingskommissar sagen: „Warum habt Ihr so viel und wir so wenig? Seid Ihr bessere Menschen?“ Es heiße, „Ihr in Europa habt viele Katzen. Es heißt eine Katze kostet mehr als 200 Dollar im Jahr. Lasst uns nach Europa kommen als eure Haustiere. Wir können Milch trinken. Wir können vor dem Feuer liegen, wir können eure Hand lecken. Wir können schnurren – und wir sind viel billiger zu füttern.“
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