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Pilgern: Aufbruch zur Achtsamkeit

Nicht nur Pilger, sondern alle, die sich mehr Achtsamkeit in ihrem Alltag wünschen, werden sich in diesem lebensklugen Buch wiederfinden.

Franz Alt war dann auch mal weg. Der Mann, der sonst so wortgewaltig für die Energiewende kämpft, ist auf Pilgerreise gegangen. Aber nicht auf dem abgelatschten Jakobsweg, sondern in Norwegen. Sein neues Buch handelt von der Reise durch die Natur Skandinaviens hin zu sich selbst und von der großen ökologischen Herausforderung unserer Zeit.

Franz Alt ist ein impulsiver Mensch.Wer ihn einmal über sein Lebensthema hat reden hören, kann das bezeugen.  Die Energiewende hat hierzulande wohl keinen wortgewaltigeren Kämpfer an ihrer Seite.

Umso mehr überrascht der Titel seines neuen Buchs: „Aufbruch zur Achtsamkeit“. Der Untertitel aber macht klar, wo es lang geht: „Wie Pilgern unser Leben ändert“. Franz Alt hat sich auf den eher unbekannten Olavsweg in Norwegen gemacht. Gemeinsam mit zwei seiner Weggefährten berichtet er im Buch über seine Erlebnisse auf den 640 Kilometern von Oslo nach Trondheim. Neben seiner Frau Bigi gehörten der Fotograf Helfried Weyer sowie der Pastor Bernd Lohse zur 14-köpfigen Reisegruppe.

Im Alter vom Globetrotter zum Globetrottel?

Aber was bringt einen 72-jährigen dazu, die Strapazen einer Pilgerreise auf sich zu nehmen? Die Rede ist von 25 Km Fußmarsch pro Tag bei jedem Wetter, schweres Gepäck auf dem Rücken und Übernachtungen in alten Bauernhöfen, Jugendherbergen und auf Matratzenlagern. „Werde ich im Alter vom Globetrotter zum Globetrottel?“,  fragt sich Franz Alt scherzhaft.

Erwartungsgemäß verbergen sich hinter seiner Pilgerreise aber keine unsinnigen Motive, sondern Sehnsüchte wie sie heute viele Menschen verspüren: Entschleunigung, Selbstsuche, Sinnfindung – vielleicht sogar „Gott auf die Spur“.

Achtsamkeit: die Kraft zur Veränderung

Franz Alts Pilgerreise ist eine Reise zurück zu sich selbst. Die Wanderung im Außen führt zur Wandlung im Inneren: „Ich beschäftige mich seit 20 Jahren mit Zukunftsthemen wie Solarenergie, ökologisches Bauen, biologische Landwirtschaft (…) und nachhaltige Waldwirtschaft,“ schreibt er. „Doch alle Esoterik-Schulen raten mir, mich weniger mit der Zukunft und mehr mit dem Hier-und-Jetzt zu beschäftigen.“

Wer nun befürchtet, dass die Zukunft der deutschen Energiewende einen ihrer größten Weggefährten durch das Pilgern verloren hat, irrt. Die Reise zu Fuß durch unberührte Natur – fern von all dem, was uns sonst umgibt – verstellt nicht den Blick auf die Zukunft, sie öffnet ihn durch das Lernen aus der eigenen Vergangenheit: „Wenn wir aus unseren Erfahrungen bewusst Schlüsse ziehen, dann erwächst daraus die Kraft zur Veränderung“.  Diese Freiheit zur Reflektion beschreibt Franz Alt mit Achtsamkeit.

„In Rente gehe ich (vielleicht) nach dem Tod“

Franz Alt hatte seinen Weg längst gefunden, die Energiewende ist sein Lebensthema. Pilgern lehrte im Achtsamkeit und mit ihr veränderte sich sein Blick auf die Dinge, mit denen er sich schon so lange umgibt. Und wer durch das Pilgern zurück zu sich selbst gefunden hat, sich geerdet oder ganz im Gegenteil mit dem Göttlichen verbunden sieht, erkennt in der Achtsamkeit die Kraft, unsere ökologische Krise zu überwinden.

Das Buch von Franz Alt und seinen Weggefährten vermittelt eine Botschaft: Ein wenig mehr Achtsamkeit mit uns selbst, mit unserer Zeit, mit unseren Mitmenschen und all den Dingen, die uns umgeben, würde uns alle glücklicher machen und den Weg in eine nachhaltige Zukunft ebnen.

Glücklich macht uns auch ein Franz Alt, der gelernt hat, „wieder dem Unmöglichen zu vertrauen“ und – wenn überhaupt  – erst nach dem Tod in Rente gehen will.

Quelle

Paul Tillich | UTOPIA 2013

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